Releasetermin: 18.04.2017
Medientyp: Download
Genre: Action-Rollenspiel
Entwickler: Enigami
Herausgeber: Focus Home Entertainment
Dass ein Indie-Entwickler sich an sich an ein vollwertiges 3D-RPG heran traut, ist selten. Das französische Studio Enigami hat sich jedoch an den Versuch herangewagt, mit Shiness: The Lightning Kingdom ein kreatives Rollenspiel auf die Beine zu stellen. Finanziert wurde die Entwicklung unter anderem durch Kickstarter, wo Enigami mit Hilfe von begeisterten Fans über 125.000 € sammeln konnte. Nun ist das Ergebnis des ambitionierten Projektes auf dem Markt. Doch gerade bei Spielen, die durch Kickstarter ins Leben gerufen wurden, ist Zweifel oftmals angebracht. Während das Finanzierungsmedium schon so einige Perlen für die Videospielwelt hervorgebracht hat, gibt es auch ausreichend Beispiele für regelrechte Flops. Hat es Shiness zum erfolgreichen Beispiel geschafft, oder reiht es sich in das Aufgebot an gescheiterten Versuchen ein?
Shiness: The Lightning Kingdom basiert auf einem Manga und bezieht Schauplätze und Figuren aus der Vorlage, die ebenfalls aus dem Hause Enigami kommt. Das französische Team hat sich nicht nur die Charaktere und Geschehnisse ausgedacht, sondern gar eine eigene Sprache für das Universum konzipiert. Wir lernen im Spiel den Martial Arts-Teddy Chado kennen, der gemeinsam mit seinem Mechaniker Poky auf dem Planet Mahera mit seinem Luftschiff in einem ihm unbekannten Gebiet abstürzt. Hier findet sich die Figur inmitten eines Machtkampfes zwischen verschiedenen Königreichen vor. Die Lösung des Konfliktes könnte “Shiness” sein – ein mysteriöser Geist, den unerklärlicherweise nur Chado sehen und verstehen kann.
Die Geschichte von The Lightning Kingdom ist grundsätzlich solide erzählt. Die vielen Informationen zu den verschiedenen Rassen und Figuren zeigen sehr gelungen, dass man sich im Vorfeld viele Gedanken über die Spielwelt gemacht hat. Ich habe mich in der Welt von Mahera sofort wohl gefühlt und wollte auch über das Spielen hinaus mehr über die Hintergrundgeschichte wissen. Leider aber schwächelt Shiness bei der Inszenierung der Story. Die Handlung kommt mit wahrlich erwachsenen Themen daher und hat im Grunde genommen einen recht ernsten Ton. Die Figuren bringen die Geschehnisse allerdings sehr unbeschwert und mit viel Humor herüber, was im Kontrast zum Inhalt steht. In vielen Momenten hat mich die lockere Art gut unterhalten, doch hätte ich mir in manchen Situationen auch schlicht eine bedrückende Atmosphäre gewünscht, mit der die Handlung ihre Wirkung besser hätte erzielen können. Dazu kommt, dass die Figuren während der Zwischensequenzen sehr steif und statisch bleiben. In Kombination mit sehr textlastigen Passagen führt das zu einer etwas langweiligen Präsentation. Hier scheint durch, dass es sich nun einmal nicht um einen AAA-Titel mit riesigem Budget handelt. Dennoch hat mir der Story-Aspekt unterm Strich wirklich gut gefallen.
Wo wir beim Thema Präsentation sind: Shiness hat einen äußerst interessanten Grafikstil! Angestaubte Animationen beiseite, hat mich der farbenfrohe Cel-Shading-Look überzeugt. Das Spiel bietet abwechslungsreiche Umgebungen und hat mir das ein oder andere Mal eine wirklich atemberaubende Landschaft zum Anblick geboten. Natürlich wirkt das Bild nicht immer so sauber, wie wir es von diversen Multi-Millionen-Projekten kennen. Aliasing und schwammige Texturen machen sich hin und wieder bemerkbar. Die Optik hat allerdings viel Charme, was mir in diesem Fantasy-Abenteuer lieber war als hochmoderne Grafik. Auch der verspielte Soundtrack reiht sich gut in dieses Bild ein und passt toll zum Fantasy-Setting.
Das Spiel präsentiert keine wirklich offene Welt, sondern vielmehr abgetrennte Zonen, die miteinander verbunden sind. Der Wechsel eines Areals ist allerdings mit einem Ladebildschirm verbunden. In diesen Bereichen zeigt sich Shiness als Mischung aus Action-Adventure und Rollenspiel.
Einen großen Teil des Spielgeschehens macht das Kampfsystem aus, das für ein RPG durchaus besonders ist. Es fällt nämlich deutlich actionlastiger aus als bei vielen Genrekollegen. Das aktive Kampfsystem zieht Inspiration aus diversen Beat’m Ups und Kampfspielen und legt großen Wert auf Kombinationen. Schläge und Tritte sind ebenso möglich wie Ausweichrollen und Paraden. Eine Art Ausdauerleiste leert sich bei Nutzung von Spezialmanövern, ist aber auch für das Parieren von Bedeutung. Weiterhin spielen elementare Kräfte eine Rolle und so können unter anderem Feuer- oder Wassermanöver als “Shi-Kräfte” ausgeführt werden. Die elementare Kraft lässt sich im Kampf aufladen, was mich an die Dragon Ball Z Budokai- oder Naruto Ultimate Ninja Storm-Reihe (mit Ki und Chakra) erinnerte. Eine volle Shi-Leiste kann im Kampf über Sieg oder Niederlage entscheiden, doch ist der Spieler beim Aufladen der Kraft völlig offen für verheerende Angriffe. Es ist also stets eine riskante Entscheidung, das Shi im Kampf aufzuladen – doch es kann sich lohnen.
Shiness stellt uns fünf Begleiter zur Seite, doch können jeweils nur drei Figuren als aktive Party-Mitglieder ausgewählt werden. Die Charaktere bringen unterschiedliche Spielweisen und Fähigkeiten mit. Das Kampfsystem setzt den Spieler vor 1-vs-1-Gefechte, bei denen die anderen beiden Begleiter jedoch mit Buffs aushelfen oder kurzzeitig eingreifen können. Prinzipiell ist das Konzept der Gefechte schnell erklärt, doch spielen Timing und die Party-Zusammenstellung eine große Rolle beim erfolgreichen Kämpfen. Allen voran die Bossbegegnungen haben es echt in sich! Während die Gefechte im ersten Moment also nicht allzu tiefgehend erscheinen, sorgten ein knackiger Schwierigkeitsgrad und toll harmonierende Spielmechaniken dafür, dass ich am Ball blieb. Vielmehr störte ich mich da an der Kamera. Die Perspektive geht gelegentlich recht nah an die Figur heran. Wenn wir in hohem Gras oder einem Busch stehen, kommt es dadurch vor, dass wir den Charakter quasi überhaupt nicht sehen. Eine manuelle Steuerung der Kamera ist möglich und auch nötig. Auch wenn die Ansicht das Geschehen meistens gut einfängt, hatten Kameraprobleme in meinem Durchgang leider zu gehörig Frust geführt. So bleibt ein innovatives Kampfsystem, das zwar sehr spaßig, aber von kleineren Schwächen geplagt ist. Dennoch zählt es zu den Höhepunkten von Shiness.

Die Zauber und Fähigkeiten der Figuren haben auch außerhalb des Kampfes ihr Nutzen. Sie kommen zum Umgehen von Hindernissen und zur Rätsel-Lösung zum Einsatz. Jede Figur verfügt über unterschiedliche Fähigkeiten, sodass Spieler die Areale mit mehreren Charakteren durchstreifen müssen, um alle Wege freizulegen und Geheimnisse aufzudecken. Zwar fallen die meisten Rätsel sehr rudimentär aus und wirken nach heutigen Standards etwas angestaubt. Ich fand allerdings das Konzept um charakterspezifische Fertigkeiten gut genug umgesetzt, um über die simplen Rätsel hinwegzusehen.
Die Kämpfe und die Erkundung nehmen die größte Zeit der Spieldauer ein. Verpackt werden die Tätigkeiten in Form von Story- und Nebenmissionen, die unterhaltsam ausfallen. Auch gibt es spezielle Jagdaufgaben, zudem warten Schatztruhen darauf, gefunden zu werden. Das Entwicklungssystem hat hat ebenfalls dazu beigetragen, dass ich zum Weiterspielen angetrieben wurde. Wir können die Spielstile umfassend anpassen, uns außerdem neue Fähigkeiten verdienen. Besondere Schriftrollen sind in Mahera versteckt und werden auch als Belohnung im Kampf vergeben, die wiederum für neue Techniken sorgen. Die Bewältigung des Abenteuers nimmt etwa 15 bis 20 Stunden in Anspruch. Das ist für ein Rollenspiel nicht allzu viel, allerdings wird Shiness auch zum Budget-Preis von 29,99€ angeboten.