Releasetermin: 24.01.2018
Medientyp: Blu-ray Disc, Download
Genre: Adventure, Horror
Entwickler: Supermassive Games
Herausgeber: Sony Interactive Entertainment
Entgegen vieler Befürchtungen wird Playstation VR wirklich ordentlich unterstützt. Sowohl diverse Studios von Sony als auch Third Party Entwickler und insbesondere Indie-Teams bringen regelmäßig neue Spiele für das Virtual Reality Headset für die PS4 heraus. Nach einem tollen letzten Jahr geht der Support in 2018 ähnlich gut weiter: Supermassive Games hat mit The Inpatient einen vermeintlichen AAA-Titel veröffentlicht. Doch kann das Spiel der Until Dawn: Rush of Blood Macher wirklich punkten? Finden wir es heraus!
Willkommen im Blackwood Pines Sanatorium!
Supermassive hat sich hauptsächlich mit dem interaktiven Horror-Abenteuer Until Dawn einen Ruf erarbeitet. Während das Shooting Gallery-VR-Spinoff Until Dawn: Rush of Blood bereits im Titel klar macht, dass es auf der Vorlage basiert, ist die Verknüpfung zwischen The Inpatient und Until Dawn nicht sofort ersichtlich. Dabei handelt es sich bei The Inpatient um eine vollwertige Vorgeschichte, die Fans von Until Dawn mit neuen Informationen ausstattet. Der VR-Titel spielt im bekannten Blackwood Pines Sanatorium, die Handlung verläuft rund 60 Jahre vor den Ereignissen von Until Dawn. Als Patient erwacht der Spieler im Sanatorium und blickt einem intensiven, psychologischem Horror-Trip entgegen. Die Story von The Inpatient richtet sich nicht ausschließlich an Kenner des ersten Titels. Dennoch werden Until Dawn-Spieler hin und wieder mit Referenzen und Andeutungen belohnt, die sonstige Grusel-Fans nicht verstehen werden.
In ihren Grundzügen hat mir die Geschichte gut gefallen. Das Spiel schafft es, besonders zu Beginn der Spielzeit ein Geheimnis daraus zu machen, was wirklich im Blackwood Sanatorium passiert. Diese Ungewissheit macht in Verknüpfung mit Jump Scares, Halluzinationen und zwielichtigen Charakteren einen angenehmen Gruselfaktor aus. Dabei weiß auch der “Schmetterlingseffekt” zu überzeugen, der schon in Until Dawn unsere Entscheidungen ausgewertet hat. Zwar kommen hier weitaus nicht so viele Entscheidungsmöglichkeiten zum Tragen. Dennoch haben unsere Entscheidungen deutliche Auswirkungen und führen zu unterschiedlichen Enden, was das mehrfache Spielen ermutigt.
Kurzer Spaß
In zwei Punkten konnte mich das Abenteuer aber weniger überzeugen. Zum einen fällt es mit einer Spielzeit von rund 2 ½ Stunden recht kurz aus. Der Wiederspielwert ist wie erwähnt durchaus gegeben, doch hätte ich mir beim Preis von 40€ etwas mehr versprochen. Zum anderen können die Charaktere, die wir im Verlaufe der Geschichten kennenlernen, nur bedingt überzeugen. Das hängt natürlich auch mit der kurzen Spielzeit zusammen. Egal ob der einschüchternde Doktor, wahnwitzige Mitpatienten oder seltsame Krankenschwestern – fast alle Figuren kommen einfach zu kurz zum Zuge, um eine wirkliche Bindung mit ihnen aufzubauen. In Until Dawn hatten die Entwickler einige Stunden mehr Zeit, um die Charaktere zu etablieren, weshalb mir mehr an den Figuren lag. Auch wenn mir das Schicksal vieler Charaktere fast schon egal war, erzählt The Inpatient unterm Strich trotzdem eine Geschichte, die in Spielfilmlänge viele spannende Momente liefert.
Tank-Steuerung und nicht viel Gameplay-Substanz
Das Gameplay von ließ mich ebenfalls mit gemischten Gefühlen zurück. Die Entwickler von Supermassive Games haben sich einige wirklich kreativen Elemente ausgedacht, in anderen Aspekten jedoch Potenzial vergeudet. Fangen wir an mit der Fortbewegung. In vielen Szenen ist keinerlei Bewegung notwendig – Spieler unterhalten sich sitzend mit anderen Figuren oder beobachten in fixer Position gruselige Ereignisse. The Inpatient bietet allerdings auch viele Momente, in denen wir die Räumlichkeiten des schaurigen Sanatoriums erkunden können.
Das Spiel lässt sich sowohl per Dualshock 4 Controller als auch mit Move-Controllern steuern. So wirklich zufrieden bin ich jedoch mit keiner der beiden Steueroptionen. In beiden Fällen konnte mich nicht überzeugen, wie die Drehung der Spielfigur umgesetzt ist, die sich losgelöst von der Blickrichtung präsentiert. Aus diesem Grund konnte ich mich nicht vollends mit der Fortbewegung anfreunden und wurde das Gefühl nicht los, einen unbeweglichen Tank zu steuern. Ich muss an dieser Stelle aber auch loben, dass man neben einer flüssigen Drehung auch die stufenweise Rotation implementiert hat, um Motion Sickness entgegenzuwirken. Alles in Allem hatte ich mehr Spaß mit den Move-Controllern, da das Aufheben und Untersuchen von Objekten hier intuitiver ausfällt. Allerdings gelang das Tracking in meiner Spielzeit nicht einwandfrei und so musste ich hin und wieder frustriert nachgreifen, um einen grundlos fallen gelassenen Gegenstand aufzuheben.
Letzten Endes habe ich mich mit der Steuerung mehr gequält als mir lieb war, was sich durchaus ein wenig auf meinen Spaß mit dem Spiel ausgewirkt hat. Ich muss außerdem festhalten, dass The Inpatient spielerisch insgesamt nicht allzu viel zu bieten hat und eher der Kategorie „Walking Simulator“ zuzuordnen ist. Daher habe ich mich zumeist über die Momente gefreut, in denen ich mich mit anderen NPCs unterhalten konnte und nicht auf Fortbewegung angewiesen war. Das hat aber auch damit zu tun, dass Supermassive eine geniale Spracherkennung eingebaut hat. Bei der Interaktion mit anderen Figuren stehen dem Spieler häufig mehrere Dialogoptionen zu Verfügung. Wir können die gewünschte Option per Controller auswählen, oder aber laut aussprechen. Das integrierte Mikrofon des Playstation VR-Headsets nahm meine gesprochenen Worte in fast jedem Fall fehlerfrei wahr. Dadurch ergibt sich eine realistischere Figureninteraktion, die ich mir in Zukunft von jedem VR-Spiel wünsche.
Sieht schön aus und klingt gut!
Audiovisuell spielt The Inpatient in der oberen Liga mit. Grafisch ist es definitiv eins der hübschesten Spiele, das man über Playstation VR erleben kann. Ich habe auf der PS4 Pro gespielt und war fasziniert, wie gut die Gesichter aller Figuren animiert sind, was Until Dawn ebenfalls schon eindrucksvoll zeigte. Auch die Umgebungen weisen viele Details auf. Die düstere Inszenierung hat natürlich zum Resultat, dass primär dunkle Farbtöne gezeigt werden, was mich aber nicht sonderlich störte. Bei Objekten in der Ferne zeigt sich zwar immer wieder Aliasing, doch ändert dies nichts daran, dass The Inpatient ein sehr ansehnliches VR-Spiel ist. Auch die akustische Umsetzung ist gelungen. Der binaurale Effekt sämtlicher Geräusche kommt gut herüber und vermittelt ein tolles Raumgefühl. Die deutschen Sprecher haben zudem einen guten Job gemacht, den Figuren Leben einzuhauchen.