Releasetermin: 17.07.2018
Medientyp: Download
Genre: First-Person-Adventure
Entwickler: Ubisoft Montreal
Herausgeber: Ubisoft
Im Playstation Store kaufen (Link sobald verfügbar)
Ubisoft ist bekannt dafür, seine Spielen nach Release um völlig neuen, häufig kostenpflichtigen Inhalt zu erweitern. Beste Beispiele dafür sind Assassin’s Creed: Freedom Cry und Far Cry 3: Blood Dragon, die jeweils als DLC angedacht waren, aber sogar eigenständige Veröffentlichungen erhalten haben. Für Far Cry 5 wird der Trend der Erweiterungen nun fortgeführt. Der DLC “Lost on Mars” ist zwar nicht als Standalone-Spiel verfügbar, sondern erfordert den Besitz des Hauptspiels. Ähnlich wie Far Cry 3: Blood Dragon nimmt sich der DLC aber vor, das bekannte Geschehen in einem völlig neuen Gewand zu präsentieren. Doch lohnt sich der Ausflug auf den Mars? Was hat der DLC genau zu bieten? Diese Fragen kläre ich in meinem Review.
Bedrohung auf dem Mars
Nichtsahnend fährt Nick Rye den Highway entlang, als ihn sein Kumpel Hurk anruft. Völlig aufgebracht bittet uns dieser um einen Gefallen: Wir sollen gefälligst auf den Mars kommen und nicht nur Hurks Leben, sondern das der ganzen Menschheit retten. Nick Rye kann nicht glauben was er da hört und wird prompt auf den Mars teleportiert. Hier erklärt ein körperloser Hurk, dass auf dem Mars Arachnide ihr Unwesen treiben und auch die Invasion der Erde geplant hätten. Mit Hilfe der KI Anne liegt es am Spieler in der Rolle von Nick Rye, die außerirdische Bedrohung zurückzuschlagen und wichtige Einrichtungen des Mars zurückzuerobern. Die Geschichte wird mit einem kurzen Intro in Comic-Look eingeläutet, anschließend in Konversationen weitergeführt.
Eine komplexe, emotionale Story darf niemand erwarten. Wer Hurk bereits aus dem Hauptspiel kennt, kann sich gut vorstellen, in welche Richtung das Geschehen verläuft. Der geschichtliche Rahmen für das Weltraum-Abenteuer ist dennoch solide und an einigen Stellen wirklich lustig inszeniert. Ich hätte mir zwar gewünscht, dass Hurk öfters mal die Klappe gehalten hätte – er hat nämlich zu jeder zweiten Aktion einen Kommentar bereit. Dennoch war die seichte Handlung recht unterhaltsam.
Missionen nach bekanntem Schema
Nick Rye hat die Aufgabe, den Mars zu erkunden und Energiezellen zu finden, mit denen insgesamt 19 Terminals hochgefahren werden müssen. Diese sind unter anderem auf hohen Antennen-Türmen oder in Roboter-Forschungszentren vorzufinden. Neben dem Erklimmen der Antennen steht besonders die Bekämpfung von Arachniden im Vordergrund. Mal müssen Posten von den Gegnern befreit werden, mal müssen wir in einer Abbaustation einen Bot beim Reparaturvorgang vor den Käferwesen beschützen. Besonders widerstandsfähig sind Arachniden-Königinnen, von denen insgesamt 15 Exemplare auf dem Mars lauern. Weiterhin müssen wir die Augen offen halten nach Körperteilen von Hurk. Diese wurden von den Arachniden nämlich in der Spielwelt verteilt.
Als weitere Aktivität wurden halluzinogene Rauschtrips integriert, bei denen Ereignisse und Schauplätze des Hauptspiels in abgeänderter Form stattfinden. Zur Belohnung wartet stets eine weitere Energiezelle auf den Spieler. Auch wenn ich die Idee gut finde und diese Missionen zumeist durch die Alien-Einflüsse auf Hope County nett inszeniert sind, hatte ich bei diesen Aufgaben dennoch nur bedingt Spaß. Sie waren mir oftmals schlicht zu hektisch oder gar zu chaotisch gestaltet. Weiterhin haben es eine Reihe von Clutch-Nixon-Stunts in die Erweiterung geschafft, die man vom Hauptspiel ebenfalls schon kennt. Insgesamt sind die meisten Aktivitäten spaßig. Ich hätte mich aber gefreut, wenn es weniger Schussgefechte gegeben hätte. Die Arachniden verbergen sich im Sand und springen heraus, sobald wir in die Nähe kommen. Da der Mars fast nur aus Sand besteht, hat man im Sekundentakt Aliens zu bekämpfen. Das hat mich insbesondere zu Beginn, als ich nur mit Standardwaffen ausgerüstet war, etwas gestört.
Spaßige Fortbewegung durch den Gravitationsgürtel
Während sich viele der Aufgaben nicht unbedingt “frisch” anfühlen, sorgen einige Gameplayveränderungen dafür, dass sich Lost on Mars dann doch etwas anders spielt als Far Cry 5. Da wäre zum einen die geringe Schwerkraft, durch die der Protagonist gewaltig in die Höhe springen kann. Schnell findet er den Gravitationsgürtel, mit dem er zudem noch höher springen und auf der Stelle schweben kann. Das erweitert die Schussgefechte um eine vertikale Ebene, da der Spieler ermutigt wird, die Arachnide aus der Luft heraus anzugreifen. Die Schwachstelle der Käfer ist nämlich auf dem Rücken angebracht, den man aus der Luft am besten im Visier hat. Da die Feinde aber nicht nur Nahkampfangriffe ausüben, sondern auch gefährliche Geschosse auf uns spucken, ist die Hauptfigur in der Luft keineswegs sicher vor den Wesen.
Die Weltraumflügel sind das Pendant des Wingsuits aus dem Hauptspiel und funktionieren quasi gleich. Durch die Möglichkeit, hoch springen und gleiten und anschließend die Weltraumflügel benutzen zu können, ist eine recht dynamische Fortbewegung auf der solide großen Karte das Resultat.
Bekloppte, aber unterhaltsame Waffen und Gadgets
Neben den Fortbewegungsmechaniken stechen auch die neuen Waffen hervor. Insgesamt warten 12 Schusswaffen darauf, im 3D-Drucker kreiert zu werden. Zunächst schaltet man neue Exemplare durch die Aktivierung von Terminals frei. Anschließend lassen sie sich durch die digitale Währung Hemoleum kaufen und ausdrucken. Es gibt futuristische Modelle aus den Kategorien Pistole, Laser, Gewehr und Schrotflinte. In diesen Aspekt fließt auch der Humor der Serie ein, weshalb manche Waffen herrlich bekloppte Nebeneffekte haben. Die Waffen fühlen sich wuchtig an und so haben mir die Schussgefechte Spaß bereitet. Mich hat lediglich zunächst gestört, dass die Waffen nicht mit Munition funktionieren, sondern Energie verbrauchen. Nach einigen Schüssen ist die Energie verbraucht und man muss einige Sekunden warten, bis sich diese auffrischt. Man wechselt daher häufig seine Waffen, was je nach Situation manchmal etwas umständlich und lästig sein kann. Schnell gewöhnt man sich daran aber.
Außerdem bietet die Erweiterung eine Reihe von Upgrades, die ebenfalls am 3D-Drucker freigekauft werden. Neben der Senkung des Energieverbrauchs beim Schießen lassen sich hier beispielsweise auch weitere Ausrüstungsslots für diverse Gadgets freischalten. Neben abgefahrenen Granatenvariationen stehen dem Spieler auch “Krabbensaft” sowie “Herzen der Königinnen” zur Verfügung. Krabbensaft macht getroffene Arachnide kurzzeitig zu Verbündeten, die alle Artgenossen um sich herum angreifen. Die Herzen hingegen machen getroffene Feinde benommen, was der Spieler für einen Angriff ohne Gegenwehr ausnutzen kann. Abgerundet wird das Aufgebot durch Weltraumpflaster zur Heilung sowie Items, die uns temporär unbesiegbar oder unsichtbar machen. Alle Gagdets lassen sich in der Umgebung finden oder an jedem 3D-Drucker nachkaufen. Besonders im Eifer des Gefechts gegen Arachniden-Königinnen war ich sehr froh, auf diese Verbrauchsgegenstände zugreifen zu können.
Der Mix aus wuchtigen Waffen und nützlichen Gadgets entfaltet sich im späteren Verlauf des DLCs so richtig. Spieler haben dann extrem mächtige Mittel, die die Gefechte fast schon zu einfach gestalten. Auf dem Schwierigkeitsgrad “Normal” tat ich mich anfangs etwas schwer, doch nach wenigen Stunden konnte mich kein außerirdischer Feind mehr in die Knie zwingen.
Erneut als Koop-Erlebnis spielbar
Was Far Cry 5 etabliert hat, kommt hier ähnlich zum Zuge – der Spieler hat einen “Begleiter” zur Verfügung, den er befehligen kann. Anders als im Hauptspiel bleibt es aber auch bei nur einer Nebenfigur. Immerhin kann man sich einen menschlichen Begleiter dazu rufen. Erneut ist Online-Koop möglich und ich kann mir vorstellen, dass der Ausflug auf den Mars zu zweit noch viel spaßiger ist. Da ich den DLC bereits vor Release gespielt habe, konnte ich das Koop-Geschehen leider nicht testen. Läuft dies aber ebenso wie in Far Cry 5 ab, bin ich guter Dinge. Schade nur, dass einmal mehr lediglich der Host seinen Fortschritt behalten darf, wenn man den Trophäen des Spiels Glauben schenken darf (bei Abschluss der Story erhält nur der Host eine Trophäe).
Detaillierte und atmosphärische Darstellung
Mir hat bereits die Grafik in Far Cry 5 sehr gut gefallen. Hier gefällt mir das Visuelle fast noch besser. Dank HDR-Technik kommen die Farben des Schauplatzes sehr intensiv herüber, sofern man einen unterstützenden TV hat. Die Arachnide sehen von Nahem sehr detailliert aus, weiterhin überzeugen die Grafikeffekte der Waffen und Gadgets. Durch einen Tag- und Nachtwechsel und teils dichten Nebel kommt eine tolle Atmosphäre zustande. Und auch für visuelle Abwechslung ist gesorgt. Spieler bekommen zwar viel Sand und Gestein zu Gesicht, doch manche Stellen wie Höhlen und Forschungsanlagen können auch mit anderer Farbgebung punkten. Die Halluzinationstrips sorgen ebenfalls dafür, dass man in seiner Zeit mit dem DLC nicht immer dasselbe sieht.
Monotones Gegnerdesign, Abenteuer relativ schnell vorbei
Wenn ich der Erweiterung etwas ankreiden möchte, ist es das repetitive Gegnerdesign. Es gibt zwei verschiedene Krabbelwesen, ein Flug-Arachnid und besagte Königinnen. Dazu kommen rot eingefärbte Gegner, die ein wenig stärker sind. Da man aber insbesondere die regulären Krabbelkäfer immer und immer wieder bekämpft, fühlen sich die Kämpfe bald etwas monoton an.
Der Umfang kam mir mit einer reinen Spielzeit von etwa 4 bis 5 Stunden nicht allzu groß vor. Ich habe in dieser Zeit alle Aktivitäten erledigt, außer das Sammeln aller Notizen. Allerdings kennen wir noch nicht den offiziellen Preis des DLCs. Lost on Mars ist als Teil des Season Pass zum Preis von 29,99€ erhältlich, der auch zwei weitere Erweiterungen beinhaltet. Der erste DLC, Hours of Darkness, schlägt separat mit 11,99€ zu Buche. Denkbar, dass Lost on Mars einzeln genauso viel kosten wird. Für 5 Stunden Spielspaß, vielleicht auch eher 7-8, wenn man sich Zeit lässt und alle Notizen sammelt, wäre das Preis-Leistungsverhältnis dann doch in Ordnung.