Releasetermin: 19.03.2015
Medientyp: Blu-ray Disc, Download
Genre: First-Person-Shooter
Entwickler: Visceral Games / DICE
Herausgeber: Electronic Arts
Während die Battlefield-Serie in der Vergangenheit stets ein Militärszenario zu bieten hatte, kommt Entwickler Visceral Games mit einem neuem Konzept daher. Bieten die Straßen von Miami und Los Angeles ein würdiges Schlachtfeld, oder ist die Polizei vs Gangster-Thematik von Battlefield Hardline ein Griff ins Klo? Wir haben uns Story und Multiplayer angeschaut und berichten direkt von der Front.
CSI Battlefield
Die Handlung in Battlefield Hardline dreht sich um Miami Vice Offizier Nick Mendoza, der sämtliche Korruption und Kriminalität auf ein Minimum zu reduzieren versucht. Mit diesem Konzept ändert sich so Einiges, schließlich waren wir in der Vergangenheit nur als knallharter Söldner unterwegs, der es mit feindlichen Militärkräften aufnehmen musste. Mit diesem Umschwung kommt die erste Enttäuschung: Da die Handlung als Drama aufgebaut ist, steht der verrückte Action-Bombast hinten an. In der Vergangenheit folgte eine Explosion der nächsten, doch wird hier die Action einen Gang heruntergeschaltet. Dennoch kann die Erzählung punkten, denn die Geschehnisse sind gut ausgearbeitet, sodass sich eine für Shooter-Verhältnisse mehr als passable Story ergibt. Eine Anlehnung an CSI Miami und Co. ist zwar nicht zu verkennen, und Fans solcher Serien werden von den gebotenen Plot-Twists kaum überrascht werden. Mich hat die Handlung jedoch gut unterhalten, was mitunter auch an der starken Präsentation lag. Das Polizei-Drama wird als eine Art TV-Sendung dargestellt. Hardline schafft eine tolle Balance aus Spielgeschehen und Zwischensequenzen, sodass man sich nie über zu lange Ballereien oder zu lange Filmsequenzen beschweren muss. Jedes Mal, wenn der Story-Durchgang unterbrochen und neu gestartet wird, erwartet uns eine im Format übliche Wiederholung bereits erlebter Ereignisse. Diese „Zuletzt bei Battlefield Hardline“ Clips sind so gut in Szene gesetzt, dass ich tatsächlich nach einigen der 10 Kapitel des Spiels ins Hauptmenü gewechselt bin, um die Zusammenfassung anzuschauen, bevor ich weiter spielte.
Hände hoch
Nicht nur die Handlung, sondern auch die Vorgehensweise ändert sich mit neuer Thematik. Als Cop macht es durchaus Sinn, Kugeln auch einmal einzusparen und die Bösewichte nicht gleich über den Haufen zu schießen. Hier kommen einige Stealth-Möglichkeiten zur Hilfe. Wir können uns an Gangster heranwagen und bei ausreichend Abstand unsere Marke ziehen, wodurch dieser sich ergibt und die Verhaftung über sich ergehen lässt. Zugegebenermaßen ist dieses Feature spaßig, wenn auch ein fast schon unfair starkes Mittel. Bis zu drei Bad Boys in Sicht können wir auf diese Weise sofort aus dem Verkehr ziehen, was dem Schleichvorgehen sämtliche Spannung nimmt. Marke gezogen, verhaftet, ab zum nächsten. Nur selten setzen sich die Gangster unserer Polizeimacht entgegen. Zum Glück sind andere Neuerungen in der Kampagne besser integriert. Wir haben optional die Möglichkeit, ausgeschriebene Kriminelle zu jagen und dadurch Bonus Punkte einzustreichen. Weiterhin können wir auf Beweismaterialsuche gehen, was zur Auflösung von nebensächlichen Fällen führen kann. Diese zusätzlichen Tätigkeiten sind motivierend und treiben zum Spaß am Story-Durchgang bei.
Neue Modi, passend zum Konzept
Für viele Spieler ist jedoch nicht die Story Hauptaugenmerk, sondern der Multiplayer, durch den die Serie an großer Beliebtheit gewonnen hat. Auch hier bringt die neue Thematik so einige Änderungen mit sich, an denen sich viele Langzeitfans stören könnten. Kampfjets und Panzer gehören der Vergangenheit an, schließlich sind wir nicht auf dem militärischen Kampffeld. Mit Transporthelikoptern als einzige Vehikel in der Luft ergibt sich ein geerdeteres Geschehen, was man je nach Vorliebe gutheißen und verfluchen kann. Veteranen der Serie können sich durchaus zunächst befremdlich fühlen, was aber nicht heißen soll, dass die ikonische Action mit jeder Menge Momenten zum Erinnern auf der Strecke bleibt. Raketenwerfer und Luftabwehrgeschütze sind zwar nicht mehr als Ausrüstung, sondern als Fundstück auf der Map versteckt bzw. im Kofferraum von Vehikeln verfügbar, doch spielt sich Hardline ähnlich actionorientiert und dynamisch wie die Vorgänger, was an der gelungenen Auswahl an neuen Spiel-Modi liegt. Insbesondere „Hotwire“ zeigt, dass das Spiel weiterhin explosive Action en masse bietet. Hier kommt ein ähnliches Konzept wie bei Eroberung zum Zuge, mit dem Unterschied, dass es sich bei den fünf zu erobernden Objekten um Fahrzeuge handelt. Wer in einem dieser Vehikel sitzt, während es fährt, beschert seinem Team Punkte. Da Minen, C4 und Granatwerfer zur Bekämpfung der gegnerisch besetzten Fahrzeuge weiterhin zu den Ausrüstungsgegenständen gehören, sind Chaos und Explosionen vorprogrammiert. Dieser Modus spielt sich sehr intensiv und entwickelte sich schnell zu meiner Lieblings-Spielvariante. Beim Konzept Cops vs Robbers darf natürlich auch der Modus „Überfall“ nicht fehlen. Die bösen Buben stoßen zu einem Safe vor, knacken diesen und befördern die Beute zu ihren Sicherungspunkten – das Polizei-Team hat natürlich etwas dagegen und versucht das Vorhaben zu unterbinden. „Blood Money“ bietet eine ähnliche Zielsetzung, mit dem Unterschied, dass auch die Polizisten an Beute kommen muss. Welches Team zuerst den eigenen Safe voll hat bzw. nach abgelaufenen Zeit am meisten erbeutet hat, gewinnt. Besonders spannend ist hier die Möglichkeit, auch direkt den gegnerischen Safe anzugehen. Es ist ein höllischer Spaß, die Beute der Feinde zu klauen, während alle Gegner sich lieber darauf konzentrieren, neue Beute einzufahren.
Die meisten Punkte durchs Autofahren
Die klassischen Modi „Eroberung“ und „Team Deathmatch“ sind ebenfalls vorhanden. Ohne diverse Vehikel ist das Geschehen in Eroberung im Vergleich zum Vorgänger tatsächlich etwas eingeschränkt, sodass ich diesen Modus in Hardline bisher eher vernachlässigt habe. Mehr Spaß habe ich in den Spielvariationen, die genau auf die Thematik zugeschnitten sind. In „Rettung“ versuchen die Polizisten, in mehreren Runden 5 gegen 5-Matches eine von zwei Geiseln zu retten – Respawns gibt es nicht. „Fadenkreuz“ findet ebenfalls in einem 5 vs 5-Gefecht statt. Hier muss ein „VIP“, nur mit einer Pistole bewaffnet, eine bestimmte Zone erreichen. Die restlichen 4 Cops haben also zur Aufgabe, den VIP mit ihrem Leben zu schützen. Diese beiden Modi gestalten das Spielgeschehen deutlich langsamer und auch taktischer. Durch die niedrige Teilnehmerzahl ist taktisches Vorgehen im Team möglich und auch nötig. Hier fühlt sich ein Sieg gleich doppelt so befriedigend an! Die neuen Modi bereiteten mir allesamt großen Spaß. Schade nur, dass EA das Balancing der Modi völlig misslungen ist. In Hotwire kommt man weitaus leichter an Punkte / Geld als in den restlichen Modi. Wer keinen Spaß an Hotwire hat, steht im Nachteil und muss deutlich länger und härter für seine Punkte und seinen Rangaufstieg arbeiten. Anders als im Vorgänger bedarf die Freischaltung der meisten Waffen und des Equipments nicht Spielzeit in der jeweiligen Klasse, sondern lediglich genügend Geld. Für jede Klasse und für beide Fraktionen stehen unterschiedliche Objekte zum Kauf zur Verfügung, wobei die Auswahl an Waffen gegenüber Battlefield 4 deutlich abgespeckt ist. Aufsätze für die Schusswaffen werden ebenfalls mit Geld bezahlt, müssen aber erst durch Herausforderungen wie z.B. so und so viele Abschüsse mit der entsprechenden Waffe freigeschaltet werden. Wer nach etlichen Stunden im Multiplayer alle Gegenstände der Begierde erlangt hat, kann sein Geld für teure Waffenskins sparen. Für genug Tiefgang ist allemal gesorgt, wie es sich für einen Battlefield-Titel gehört. Abseits der völlig sinnlosen Punktevergabe ist Battlefield Hardline in der Online-Komponente gewohnt stark.
Hübsche Waffen, hässliche Gegenden
Visuell hat Battlefield Hardline zwei Gesichter. Während der Titel in manchen Momenten mit tollem Anblick auftrumpft, bekleckert er sich nur wenige Momente später nicht mehr mit optischem Ruhm. Die Charaktermodelle sind besonders in der Solo-Kampagne beeindruckend detailliert und auch einige Umgebungstexturen machen ordentlich etwas her. Insgesamt ist die Texturenarbeit allerdings zu inkonsistent ausgefallen. Gelegentlich präsentiert das Spiel dermaßen hässliche Texturen, öde Landschaften und blasse Weitsichten, dass man sich fragt, ob auch wirklich die PS4 Fassung auf dem TV zu sehen ist. Zu allem Überfluss erreicht das Spiel keine native Full HD-Auflösung, sondern wird in 900p gerendert – insgesamt wirklich keine technische Meisterleistung. In punkto Sounddesign ist dem Spiel allerdings erneut etwas Meisterhaftes gelungen. Die Waffensounds klingen realistisch und wirken genau wie sämtliche Explosionseffekte absolut wuchtig, bringen ein Heimkino-Soundsystem richtig zum beben. Die deutsche Sprachausgabe ist solide, wenn auch gelegentlich asynchron mit den Lippen der gezeigten Figuren in der Story. Als besondere Idee hat sich EA den Rapper Kollegah ins Boot geholt, der im Multiplayer den Motivator mimt und einige mehr und minder lustige Sprüche zur Situation auf dem Kampffeld ablässt. Als Fan findet man diese Umsetzung sicherlich toll, allen anderen kann es im Endeffekt total egal sein.
Fazit
Wer eine Revolution der Battlefield-Reihe erwartet, kann Hardline getrost überspringen. Das Spiel präsentiert eine Cops vs. Robbers-Thematik, an die sich der Spielinhalt anpasst, ohne allzu tiefgründige Wechsel vorzunehmen. Die Story im TV-Show-Episodenformat ist mit dem seichten Stealthsystem unterhaltsam, reißt aber kaum einen vom Hocker. Im Multiplayer kommt die Thematik allen voran durch neue Modi zum Vorschein, die mir allesamt gut gefallen haben. Lediglich das schlechte Punkte-Balancing der Modi hinterlässt einen faden Beigeschmack. Die Online-Komponente liefert gewohnt spannende Action, die für Shooter-Freunde durchaus zu empfehlen ist. Wer Battlefield 4 sein Eigen nennt, sollte sich allerdings zweimal überlegen, ob der Sprung auf Hardline sich nur der Thematik wegen lohnt.
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