Releasetermin: 24.02.2017
Medientyp: Blu-ray Disc, Download
Genre: Action/Hack’n’Slay, Strategie
Entwickler: Omega Force
Herausgeber: Koei Tecmo
Berserk and the Band of the Hawk setzt die Tradition fort, die Entwickler Omega Force seit Jahren pflegt. Das Studio liefert actionreiche Musou-Klopper ab, die gerne auch einmal im beliebten Lizenz-Gewand daherkommen. Neben der One Piece-Reihe wurden beispielsweise auch Arslan: The Warriors of Legend oder Attack on Titan umgesetzt. Mit Berserk ist nun die nächste Kult-Mangareihe dran. Doch kann das vermeintlich blutigste Spiel des Teams überzeugen? Wir machen den Test!
Das Goldene Zeitalter und darüber hinaus
Den Hauptteil von Berserk and the Band of the Hawk macht der Story-Modus aus. Knapp unter 50 Missionen erzählen die beliebte Geschichte vom rachsüchtigen, brutalen Protagonisten Guts. Dabei hat mich allen voran die erste Hälfte der Kampagne mit ihrer Umsetzung überzeugt. Das Spiel präsentiert zwar auch gerenderte Zwischensequenzen, doch stellen Ausschnitte aus den drei “Golden Age”-Filmen inhaltlich das Highlight dar. Trotz ihres Alters wird die alte Anime-Serie von 1997 zwar weitestgehend noch besser aufgefasst, doch haben mir ebenfalls die etwas moderneren Filme gefallen. Die Action ist gut inszeniert und der Blutanteil stimmt: Die Welt von Guts ist einfach wahnsinnig roh und brutal. Obwohl aus Zeitgründen nicht alle Ereignisse aus den Filmen gezeigt werden, bringen die kurzen Clips vor und nach den Massenschlachten den Golden Age-Abschnitt gut herüber.
Sobald dieses Goldene Zeitalter aber beendet ist, fällt die Geschichte dünn aus. An dieser Stelle baut die Handlung auf die Geschehnisse der neuen Berserk-Anime-Serie von 2016 hin. Zum einen hat das Spiel ab diesem Punkt kein Filmmaterial mehr, auf das es sich stützen kann. Zum anderen wissen auch die implementierten Zwischensequenzen weniger zu überzeugen. Mehr und mehr Details bleiben ungeklärt und es wirkte auf mich, als sei dem Entwickler Geld und Zeit ausgegangen, um die Story bis zum Ende hin qualitativ auf einer Stufe zu halten. Die späten Geschehnisse fühlen sich gehetzt und halbherzig umgesetzt an, was angesichts des tollen Auftakts einfach schade ist. Zwar wird die Atmosphäre und das Universum der Vorlage grundsätzlich gut herüber gebracht, doch trübt das Gefühl der zusammengeschusterten zweiten Hälfte den Eindruck.
Großes Gemetzel mit viel Blut
Während die Story-Umsetzung gute Ansätze hat, kann ich das selbe über das Spielgeschehen sagen. Die blutige Action um Guts und Co. passt zum klassischen Musou-Gemetzel wie die Faust aufs Auge. Während die Inszenierung einer Ein-Mann-Armee in manch anderen Omega Force-Spielen etwas lächerlich wirkt, geht das Konzept hier dank der skrupellosen Vorlage super auf. Band of the Hawk vermittelt fantastisch die Wucht, die hinter jedem einzelnen von Guts Schlägen steckt. Mit seinen gigantischen Schwertern gleitet er durch Feinde wie durch Butter. Egal ob menschliche Gegner oder skurrile Monster: Keiner ist vor Guts Wut sicher. Auch die anderen Figuren sind gut umgesetzt. Serpico hat mit seiner magischen Klinge ein ganz anderes Moveset zur Verfügung. Schierke spielt sich mit Zaubersprüchen noch einmal ganz anders. Zwar ist das Figurenaufgebot nicht sonderlich groß, doch stimmt zumindest die Abwechslung.
Mit leichten und schweren Attacken sowie Spezialmanövern toben sich Spieler auf recht großen Schlachtfeldern aus. Dabei schreiten wir in den Arealen immer weiter fort, während eine Menge an Feinden brutal abgeschlachtet wird. Ganz nach der Vorlage wird eine Menge Blut vergossen, was schlichtweg gut zur düsteren Erzählung und der grausamen Welt von Berserk passt. In dieser Hinsicht ist das Musou-Geschehen also besonders gut auf die Lizenz angepasst. Wer den Anime oder die Filme gesehen hat, wird es sich fast schon noch brutaler gewünscht haben.
Denn während viel Blut spritzt, halten sich die Gore-Effekte in Grenzen. Hin und wieder zerteilen wir einen Feind, doch kommt der Gewaltgrad beim Spielen nicht an die erste Anime-Serie heran. Das mag vielleicht den einen oder anderen Fan der Vorlage enttäuschen. Da stets viele Gegner auf dem Bildschirm sind und die Darstellung der Massen sicherlich aufwendig ist, war eine detaillierte Sezierung wohl nicht möglich. Die USK wird’s freuen und so gibt es gar nur eine “ab 16” Einstufung.
Repetition und Bosskämpfe als Schwäche
Während es also ruhig noch eine Spur härter hätte zugehen können, ist der Ton der Vorlage generell gut getroffen. Allerdings kommt das Spiel auch mit einigen Elementen daher, die sich weniger mit dem Original vertragen. So haben mich die Bosskämpfe nicht überzeugen können. Gelegentlich werden wir einem größeren Feind gegenüber gestellt, der zumeist eine große Menge an Gesundheitspunkten hat. Leider ist das Kampfsystem nicht wirklich auf 1-gegen-1-Kämpfe ausgelegt, sodass die Bossgefechte nicht wie geplant spannend, sondern eher ermüdend und nervig ausfallen. Denn trotz Anvisierfunktion wurde ich das Gefühl nicht los, dass die Kampfmechaniken schlicht nicht auf präzise Duelle ausgelegt wurden. Die Massenschlachten sind definitiv spaßiger als die Bosskämpfe!
Band of the Hawk hat eine weitere große Schwäche: Sehr schnell kämpft der Titel mit Repetition. Die monotone Ader des Musou-Genres war für mich schon in anderen Omega Force-Titeln problematisch, doch hat mich die repetitive Art hier besonders gestört. Daran sind allen voran einige langweilige Missionen und die Wiederverwendung der immer gleichen Umgebungen Schuld. Während beispielsweise die Samurai Warriors-Reihe dies mit einem gigantischen Figurenaufgebot und einer größeren Mapvielfalt halbwegs verschleiern kann, fällt diese Schwäche in Berserk leider umso mehr auf.
Endless Eclipse als tolle Beigabe
Dabei ist der Umfang des Spiels gar nicht zu kritisieren. Denn gibt es durchaus ausreichend Tätigkeiten, um auch über einen längeren Zeitraum Spaß mit den blutdurchtränkten Schlachten zu haben. Die Story bietet 46 Missionen und wird die meisten Spieler zwischen 10 und 15 Stunden kosten. Dazu kommt der “Free Mode”, in dem wir uns in und mit freigeschalteten Arenen und Charakteren nach Belieben austoben können. Da die großflächigen Gefechte nun einmal wirklich unterhaltsam sind, habe ich in diesem Modus auch erstaunlich viel Zeit verbracht. Die leichte Hack’n’Slay-Kost ist besonders in kurzen Runden immer wieder spaßig.
Zusätzlich ist eine Spielvariante dabei, die Omega Force in der Art noch nicht umgesetzt hat. Der Modus hört auf den Namen Endless Eclipse und stellt eine Art Rogue-like Spielgeschehen dar. Wir wählen eine Figur aus und legen anschließend eine Reihe von “Verlangen” fest. Nun gilt es, fünf “Layer” mit immer schwereren Gegnern zu bewältigen. Nach jeder erfüllten Aufgabe stehen Spieler vor der Wahl: Wagen wir uns an das nächste Set an Missionen heran oder wäre ein nächster Durchgang zu schwierig? Doch sterben wir oder beenden den Durchgang, müssen wir beim nächsten Versuch wieder von Stage 1 anfangen – mit Ausnahme von einigen Checkpoints auf dem Weg. Je mehr Missionen wir hintereinander abschließen, desto höher ist die Erfahrungspunkte- und Ausrüstungs-Ausbeute. Dank eines Modus-übergreifenden Fortschrittsystems lohnt es sich, hier vermehrt Zeit zu verbringen und das schwere Unterfangen anzugehen, möglichst hohe Levels zu erreichen.
Auf den gelungenen Modus folgt leider aber auch eine schlechte Nachricht: Anders als die meisten Musou-Titel des Studios kommt Berserk ohne lokalen oder Online-Multiplayer aus.
Grafik schwach, dafür klangtechnisch stark
Optisch ist Berserk and the Band of Hawk ein durchwachsenes Spiel. Die Action ist in einem durchaus ansehnlichen Artstil gestaltet, doch lässt der Detailgrad von Figuren und Texturen gelegentlich zu wünschen übrig. Allen voran die Umgebungen sind hin und wieder hässlich. Auch wirken die Animationen teils etwas hölzern. Zudem fällt der Unterschied zwischen gerenderten Zwischensequenzen und Film-Clips stark auf: Die Ausschnitte aus den Golden Age-Filmen sind schlicht um einiges hübscher.
Allerdings haben mir die Gestaltungen einiger Feinde gut gefallen, ebenso kommt die brutale Darstellung mit etlichen Blut gut herüber. Berserk stellt also nicht gerade ein grafisches Highlight dar, doch hat Omega Force auch schon hässlichere Spiele auf der PS4 abgeliefert. Der Soundtrack hingegen hat mich überzeugen können. Es werden einmal mehr Original-Werke aus den Filmen und dem Anime präsentiert, die die düstere Atmosphäre wunderbar unterstreichen. Die japanischen Sprecher sind zwar nicht die der Filme, doch die der neuen Berserk-Anime-Serie. So ergibt sich daher ein stimmiger Eindruck für all diejenigen, die Guts und Co. bereits mit diesen Stimmen kennen.
Fazit
Berserk and the Band of the Hawk ist grundsätzlich ein passendes Konzept für das Musou-Geschehen von Omega Force. Die brutalen und blutigen Massenschlachten spielen sich unter anderem mit Guts, Griffith oder Casca sehr spaßig. Auch ist die Story phasenweise richtig gut umgesetzt. Dennoch gibt es einige Aspekte, die den Eindruck trüben. Aufgrund weniger Umgebungen und den immer gleichen Missionen fühlte sich das Gemetzel noch repetitiver an als ähnliche Spiele des Studios. Zudem leiden die Bosskämpfe darunter, dass das Kampfsystem absolut nicht auf spannende 1vs1-Duelle ausgelegt ist. Und auch die Handlung nimmt gegen Ende hin stark an Qualität ab. Während die Umsetzung also schwächer als die meisten aktuellen Titel von Omega Force wirkt, hatte ich dann doch recht viel Spaß mit dem Endless Eclipse-Modus. Für Hardcore-Berserk-Fans und Musou-Sympathisanten lohnt sich ein Ausflug ins rachsüchtige Abenteuer letztendlich also doch.
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