Auf der Gamescom 2025 hatte ich bei Square Enix die Möglichkeit, Final Fantasy Tactics: The Ivalice Chronicles zu spielen. Anschließend durfte ich sogar noch mit Kazutoyo Maehiro, Director, und Ayako Yokoyama, Co-Directorin des Spiels sprechen. Welchen Eindruck das Spiel in meiner rund 25-minütigen Anspielsession hinterlassen hat, und welche Fragen mir die beiden japanischen Entwickler im Anschluss beantworteten, erfahrt ihr in meiner Vorschau.
Ein Opening wie aus dem Bilderbuch
Ich durfte den Anfang des Spiels auf der PS5 erleben und zunächst ein neues Opening-Video bestaunen. Mit einem hübschen gezeichneten Grafikstil wird das Abenteuer angestimmt, das Spieler und Spielerinnen in den nächsten 40+ Stunden erwarten können. Erzählt wird die Geschichte des Königreichs Ivalice, das eine Periode von 50 Jahren des Krieges hinter sich lässt. Nach dem Tod des Königs bricht der Streit um seine Vormundschaft aus, sodass in Ivalice weiterhin keine Ruhe einkehrt. Der Sprössling des angesehenen Rittergeschlechts Beoulve mit dem Namen Ramza und der aus einfachen Verhältnissen stammende Delita stellen die Protagonisten des Spiels dar, die in den Strudel aus wirtschaftlichen Streitigkeiten, politischen Konflikten und intriganten Wendungen hineingezogen werden.
Einstieg leicht gemacht
Wie der Titel des Spiels verrät, stehen taktische Spielelemente im Vordergrund dieses Rollenspiels. Hier werden jede Menge Kämpfe ausgetragen, die auf einem dreidimensionalen Schlachtfeld in isometrischer Perspektive stattfinden. Wie viele Schritte die gesteuerten Figuren laufen und welche Aktionen sie ausführen können, hängt von den Jobklassen und Werten der Charaktere ab. Im Tutorial werden die Grundzüge des Spielgeschehens erklärt, sodass sich auch alle, die das Originalspiel aus 1997 nicht erlebt haben, schnell in die Spielmechaniken einfinden können. Auf Nachfrage wurde mir erklärt, dass The Ivalice Chronicles überarbeitete Schwierigkeitsgrade bieten wird. So gesellt sich eine Option dazu, welche die im Spiel gebotenen Herausforderungen etwas einfacher gestaltet und somit einmal mehr eine Hilfestellung für Serien- und Genre-Neulinge bietet.
Retro trifft Komfort – Neue QoL-Features im Check
Nach Abschluss des Tutorial-Kampfes durfte ich in der Gamescom-Demo einen Kampf im zweiten Kapitel des Spiels erleben, der schon etwas anspruchsvoller ausfiel. Es wurde ein Kampf am Schauplatz Zeirchele Falls präsentiert, der auch für die Story eine besondere Bewandtnis hat. Hier lernte ich erstmals auch neue Quality of Life-Features kennen, die das Retro-Spielgeschehen in ein modernes Gewand stecken. So steht eine neue taktische Ansicht bereit, mit der jederzeit die Kampfarena inspiziert werden kann. Auch die beliebte Funktion zum Vorspulen der Zeit ist implementiert, die ich gerne nutzte, während meine Feinde ihre Manöver durchführten. Die Benutzeroberfläche zeigt nun eine “Combat Timeline” an, um die Reihenfolge von freundlichen und feindlichen Einheiten darzustellen. Auch eine Auto-Speicherfunktion soll zur Vermeidung von frustrierenden Fortschrittsverlust enthalten sein.
Retro-Charme mit frischem Anstrich
Sämtliche Figuren sind nun vertont. Die in der Demo gehörten englischen Sprecher konnten mich in der kurzen Vorschau überzeugen. Hinzu kommen weitere Anpassungen wie der Verzicht auf Zufallsbegegnungen mit Feinden und eine Aufstockung des Figurenaufgebots für die eigene Party von 16 auf 50. Das sind allesamt vielversprechende Änderungen, die ich in der Demo aber nicht direkt ausprobieren konnte. Was mir allerdings auf Anhieb aufgefallen ist: Die überarbeitete Grafik. Persönlich hätte ich mir den HD-2D-Grafikstil für das Remaster gewünscht. Stattdessen wurde der bekannte Grafikstil aufgehübscht und für moderne Bildschirme angepasst. Während mich Trailer zum Spiel grafisch bisher nicht vollends überzeugen konnte, sollte die Anspielsession meinen Eindruck ändern. Auf einem Monitor gespielt hat mir die Grafik gut gefallen. Der Retro-Charme wird aufrechterhalten, zudem sehen die Figuren und Areale ansehnlich und farbenfroh aus.
Die kurze Demo zu Final Fantasy Tactics: The Ivalice Chronicles hat mir vermittelt, dass das beliebte Strategie-RPG aus 1997 mit modernen Funktionen ausgestattet wird. In den Kernmechaniken gab es keine wirklichen Änderungen. Stattdessen sorgen Features wie eine Autospeicherung, eine überarbeitete UI, eine Vorspulfunktion im Kampf und neue Schwierigkeitsoptionen dafür, dass Final Fantasy Tactics in der neuesten Fassung zugänglicher denn je ausfallen wird. Mit einer schicken Grafikaufbereitung und der Vertonung aller Charaktere wird der Titel gelungen in das moderne Zeitalter geholt. Wie sich die weiteren Anpassungen wie ein deutlich größeres Party-Aufgebot letztlich auf das Spielgeschehen auswirken sollen, muss sich zeigen.
Ich hatte im Anschluss die Möglichkeit, mit Kazutoyo Maehiro, dem Director des Spiels, und Ayako Yokoyama, Co-Directorin, mit der Unterstützung von zwei Übersetzern über Final Fantasy Tactics: The Ivalice Chronicles zu sprechen. Das vollständige Interview findet ihr nachfolgend aufgeführt im Original und in einer deutschen Übersetzung:
Dominik | AXYO: Ich habe gelesen, dass das Charakterlimit von 16 auf 50 erhöht wurde. Wie balanciert man so eine große Auswahl? Wie stellen Sie sicher, dass alle 50 Charaktere im Gameplay relevant bleiben?
Kazutoyo Maehiro: Im ursprünglichen Final Fantasy Tactics war die Gruppe auf 16 Charaktere begrenzt. Dabei traten Probleme auf, wenn einzigartige Charaktere der Gruppe beitraten und dadurch Plätze belegten, die Spieler eigentlich für generische Figuren reservieren wollten, in die sie viel Zeit investiert hatten. Deshalb haben wir die maximale Gruppengröße auf 50 erweitert. Zur Verwaltung haben wir praktische Funktionen wie das „Favorisieren“ von Charakteren eingeführt, um schnellen Zugriff zu ermöglichen. Das Favorisieren erleichtert die Überprüfung der Ausrüstung beim Zusammenstellen der Gruppe. Im Kampf erscheinen die Favoriten zuerst – Spieler können direkt mit einem Tastendruck in den Kampf einsteigen.
Dominik | AXYO: Viele Leute hatten erwartet, dass ein Remake oder Remaster von Final Fantasy Tactics auf HD-2D-Grafik setzen würde, aber Sie haben stattdessen den Originalstil genutzt und diesen verbessert. Können Sie den Entscheidungsprozess dahinter erklären? Wurde HD-2D in Betracht gezogen – gerade nach dem Lob für die Grafik von beispielsweise Star Ocean: The Second Story R?
Kazutoyo Maehiro: Unser Ziel war es, das ursprüngliche Erlebnis in verbesserter Form modernen Spielern zugänglich zu machen. HD-2D war zwar eine Option, aber wir fanden, dass es die märchenhafte Sanftheit des Originals nicht einfangen konnte. Tactics kombiniert niedliche Pixelgrafik mit Diorama-artigen 3D-Karten. Wir haben diese Essenz bewahrt und mit neuer Technologie einen modernen, polierten Look geschaffen.
Dominik | AXYO: Wie spielen Sie persönlich Final Fantasy Tactics: The Ivalice Chronicles am liebsten? Mobil (z. B. Steam Deck/Switch) oder auf einem großen Bildschirm?
Ayako Yokoyama: Ich bevorzuge die Switch für unterwegs. Die heutige Plattformvielfalt erlaubt es den Spielern, das zu wählen, was zu ihrem Lebensstil passt. Gerade vielbeschäftigte Nutzer profitieren von mobiler Nutzung. Die Unterstützung mehrerer Plattformen stärkt die Entscheidungsfreiheit der Spieler. Auch wenn ich die Switch bevorzuge, gibt es für jeden Geschmack passende Optionen.
Kazutoyo Maehiro: Ich spiele hauptsächlich auf der PS5, nutze aber das PlayStation Portal für Remote-Play, wenn ich müde bin.
Dominik | AXYO: Ihr letztes großes Projekt – Final Fantasy XVI – hatte einen ganz anderen Umfang, ein anderes Kampfsystem, es war generell eine andere Art von Spiel. Hat die Entwicklung von FFXVI dennoch Einfluss auf Final Fantasy Tactics: The Ivalice Chronicles genommen? Gab es Elemente, bei denen Sie dachten: „Das hat in FFXVI gut funktioniert, das wollen wir auch für das Tactics-Remaster“?
Kazutoyo Maehiro: Tatsächlich gibt es Einflüsse – wir gehen darauf ein. Die „State of the Realm“-Funktion aus FFXVI wurde für Tactics: The Ivalice Chronicles übernommen. Tactics erzählt komplexe, verzweigte Geschichten. „State of the Realm“ vereinfacht diese visuell – das ist entscheidend für die Verständlichkeit für die Spieler.
Dominik | AXYO: Gibt es Pläne, irgendwann auch Remaster der beiden Tactics Advance-Spiele zu entwickeln?
Ayako Yokoyama: Ehrlich gesagt – derzeit nicht.
Kazutoyo Maehiro: Wenn diese Veröffentlichung erfolgreich ist, könnte das Unternehmen es in Betracht ziehen. Für den Moment: Bitte unterstützt The Ivalice Chronicles. Ich habe am ersten Advance-Spiel mitgearbeitet und hoffe persönlich auf ein Remake eines Tages.
Dominik | AXYO: I read about the roster being increased to 50 from 16 characters. How do you balance such a large roster? How do you ensure all 50 characters are viable in gameplay?
Kazutoyo Maehiro: In the original Final Fantasy Tactics, the party was limited to 16 characters. We encountered an issue where unique characters joining the party would fill slots, preventing players from including generic characters they had spent time developing.
That’s why we expanded the maximum party size to 50.
For management, we implemented robust features like bookmarking favorite characters for quick access. Bookmarking streamlines equipment checks during party setup. In battles, favorites appear first—players can join combat instantly by pressing the confirm button.
Dominik | AXYO: Many people expected a remake or remaster of Final Fantasy Tactics to use HD-2D art, but you enhanced the original style instead. Can you share your process behind this decision? Was HD-2D considered, especially after another Square Enix game Star Ocean: The Second Story R received so much praise for the graphics?
Kazutoyo Maehiro: Our goal was to deliver the original experience to modern players in an enhanced form. While HD-2D was an option, we felt it couldn’t replicate the original’s storybook-like softness. Tactics blends cute pixel art with diorama-style 3D maps. We preserved this essence using new technology for a polished modern look.
Dominik | AXYO: How do you personally prefer to play Final Fantasy Tactics: The Ivalice Chronicles? Portably (e.g., Steam Deck/Switch) or on a big screen?
Ayako Yokoyama: I prefer Switch for on-the-go play. Today’s diverse platforms let players choose what fits their lifestyle. Busy users benefit from portability.
Multi-platform support empowers player choice. While I favor Switch, options exist for all preferences.
Kazutoyo Maehiro: I main PS5 but use PlayStation Portal remotely when tired.
Dominik | AXYO:. The last major project for the two of you – Final Fantasy XVI – had a different scope, different combat, generally another type of game. Did the development of FF XVI still influence Final Fantasy Tactics: The Ivalice Chronicles in any way? Were there some elements where you thought: that worked very well in FF XVI, we want this for the Tactics remaster as well?
Kazutoyo Maehiro: Actually, there are influences—we’ll elaborate. FFXVI’s „State of the Realm“ feature was adapted for Tactics: The Ivalice Chronicles. Tactics involves complex multi-threaded narratives. „State of the Realm“ visually simplifies this—essential for player clarity.
Dominik | AXYO: Are there plans to some day work on remasters for the two Tactics Advance games as well?
Ayako Yokoyama: Frankly, not currently.
Kazutoyo Maehiro: If this release succeeds, the company may consider it. For now, please support The Ivalice Chronicles. I worked on the first Advance game and personally hope for a remake someday.