Auf der Gamescom 2025 hatte ich die Möglichkeit, Cronos: The New Dawn vom polnischen Entwicklerstudio Bloober Team anzuspielen. Nach dem Erfolg des Silent Hill 2 Remake möchte das Team mit einer neuen IP beweisen, dass es nun zur Elite der Horror-Entwickler gehört. Ich hatte eine Stunde Zeit, den Beginn des Spiels in Ruhe zu erleben. Warum mich die Session mit dem Sci-Fi-Horrorspiel positiv stimmt, erfahrt ihr in dieser Vorschau.
Bedrohliche Stille und gezielte Soundkulisse
Schon in den ersten Minuten fällt auf: Hinsichtlich der musikalischen Untermalung wird in Cronos: The New Dawn mit Zurückhaltung gearbeitet. Statt bombastischer Klänge dominieren subtile Geräusche – das gedämpfte Atmen im Helm, das Knarzen einer Tür, das ferne Echo eines Schritts. Musik wird nur gelegentlich und sehr reduziert eingesetzt. Diese akustische Zurückhaltung erzeugt eine Grundspannung, die sich bei Feindkontakt schlagartig verändert: Dröhnende, bedrohliche Töne kündigen Gefahr an und lassen den Puls steigen.
Dunkelheit als Spielmechanik
Die Spielwelt war in den gespielten Abschnitten sehr dunkel gehalten und durchzogen von Schatten, die mich immer wieder in die Irre führten. Auch die Benutzeroberfläche bleibt minimalistisch: Standardmäßig ist keine UI sichtbar, bei Bedarf lässt sich per R3 ein Kompass mit Missionszielen einblenden. Beim Zielen erscheint eine dezente, unaufdringliche Anzeige mit Angabe der verbleibenden Munition. So bleibt der Blick frei für das Wesentliche – die Atmosphäre.
Schlauchige Gänge und versperrte Wege
Die Levelstruktur war in den Spielszenen der ersten Stunde linear gehalten. Korridore und enge Passagen geben den Weg vor, unterstützt durch visuelle Hinweise wie leuchtende Schilder oder Lampen. Eine Karte oder ein permanentes Radar habe ich nicht vermisst. Gelegentlich versperrten Absperrungen oder verschlossene Türen den Weg, die sich nur durch das Finden eines Schlüssels oder Codes öffnen lassen. Zwischendurch gilt es, „Biomasses“ zu verbrennen, um den Weg freizuräumen.
Schwerfällige Bewegung und Verletzlichkeit
Die Steuerung fühlt sich träge an. Es gibt zwar eine Sprintfunktion, doch fühlt sich der gespielte Charakter auch im Sprint nicht wirklich schnell an. Doch diese Umsetzung wirkt stimmig: Der gespielte „Traveler“ steckt in einem schweren, massiven Anzug, und genau so bewegt sich die Figur auch. Die Behäbigkeit unterstreicht das Gefühl, in einer gefährlichen, feindseligen Umgebung unterwegs zu sein.
Munition ist rar gesät – zumindest fertig produziert. Stattdessen finden sich schon früh Ressourcen, aus denen sich im Spielmenü neue Munition herstellen lässt. Neben Rohstoffen lässt sich auch Energie finden. Diese kann an speziellen Workstations eingesetzt werden, um Munition zu kaufen, Waffen aufzurüsten oder Module zu verbessern.
Die benutzte Waffe verfügt über einen Standardschuss und einen mächtigen Aufladeschuss, beide jedoch mit begrenztem Schaden. Präzision ist entscheidend, denn die Gegner sind schnell und greifen auch aus der Distanz an. Ein Nahkampfangriff steht zwar zur Verfügung, richtet aber nur geringen Schaden an. Der Beginn des Spiels stellt die Figur als verletzlich dar und gibt vor, dass jeder Feindeskontakt ernst genommen werden sollte. Dass es über das gesamte Spiel hinaus nicht bei einer schwachen Pistole bleiben wird, verraten bereits die Trailer. Es wird sich daher zeigen, ob die Verletzlichkeit beibehalten oder ob Cronos: The New Dawn letztlich doch einen größeren Fokus auf Action bieten wird.
Bisher seichte Story und gelungene Gruselatmosphäre
Neue Erkenntnisse kommentiert der weibliche “Traveler” oft selbst. Die gehörte englische Sprachausgabe hat mir gut gefallen. Da in der ersten Stunde nur wenige Informationen über die Geschichte des Spiels präsentiert wurden, habe ich mich über jeden Storyfetzen gefreut. Zusätzlich finden sich Audio Logs, die Hintergrundinformationen und weitere Puzzleteile der Handlung liefern. Mit Hinweise auf eine dystopische Zukunftswelt und eine Spielfigur, die austauschbar zu sein scheint und fast schon roboterhaft wirkt, bin ich gespannt, in welche Richtung sich die Handlung entwickeln wird.
Die Horrorelemente sind bisher sehr schön platziert. Statt inflationärer Jump Scares setzt das Spiel in der ersten Stunde auf sorgfältig aufgebaute Spannung. Für mich persönlich eine angenehme Frequenz: ausreichend Gruselmomente, um wachsam zu bleiben, ohne ständig den Puls auf 180 zu haben. Da sich die Feindesbegegnungen gegen Ende meiner Spielsession aber bereits häuften, nehme ich an, dass Cronos: The New Dawn nicht durchgehend auf solch ruhige Momente zurückgreifen wird und auch der Actionfaktor im Laufe des Spiels noch hochgefahren wird. Da ich bisher nicht die Mutation von Feinden erleben konnte, was in den Trailern als besonders gefährlich und zu vermeiden dargestellt wird, ist dies eine weitere sichere Gruselkomponente.
Starke Optik und markantes Gegnerdesign
Grafisch überzeugt der Titel mit einer detaillierten Hauptfigur und Feinden, die furchteinflößend wirken. Insbesondere die Beleuchtung sowie Nebel- und Raucheffekte brachten sich grafisch toll ins Geschehen ein. Die visuelle Präsentation trägt entscheidend zur unheimlichen Stimmung bei und macht Lust darauf, tiefer in die düstere Welt einzutauchen.
„Cronos: The New Dawn“ setzt in der ersten Stunde auf dichte Atmosphäre statt Daueraction: leise Soundkulisse, tiefe Dunkelheit und eine minimalistische UI schaffen Spannung. Knappe Munition und eine träge Steuerung im schweren Anzug verstärken gelungen das Gefühl ständiger Verwundbarkeit. Ein vielversprechendes Crafting-System, gezielt eingesetzte Horrorelemente und eine stimmungsvolle Optik mit markanten Gegnern machen Lust auf mehr vom düsteren Sci‑Fi‑Horror. Offen bleiben für mich die Fragen, wie viel mehr Action im weiteren Verlauf dazustößt, wie das Mutationselement der Feinde eingesetzt und wie viel Gehalt die Geschichte bieten wird.