Releasedatum: 18.04.2025
Medientyp: Blu-ray, Spielkarte, Download
Genre: Action-Adventure, JRPG
Entwickler: ASHIBI, GAME ARTS
Herausgeber: GungHo Online Entertainment
Die Lunar Remastered Collection folgt dem Trend, klassische japanische Rollenspiele neu aufleben zu lassen. JRPG-Fans haben in den letzten Jahren modernisierte Fassungen von Grandia 1 und 2, Suikoden 1 und 2, Dragon Quest 1 bis 3 oder auch Star Ocean 2 erhalten. Zu diesem illustren Aufgebot stoßen nun Lunar: Silver Star Story sowie Lunar: Eternal Blue mit der Lunar Remastered Collection hinzu. Die Original-Spiele des Sega Mega-CDs aus den 90er-Jahren habe ich persönlich ebenso wenig gespielt wie die verschiedenen Remakes, die für den Sega Saturn, Playstation, Playstation Portable, Game Boy Advance oder auch iOS und Android veröffentlicht wurden. Daher war ich gespannt zu sehen, was die von Fans geliebten Spiele in der modernen Veröffentlichung für PC, Nintendo Switch, PS4, PS5, Xbox One und Xbox One Series X zu bieten haben.
Fantasievolle Abenteuer mit ganz viel Charme
Lunar: Silver Star Story erzählt die Geschichte von Protagonist Alex, der vom großen Abenteuer träumt, der nächste “Drachenmeister” zu werden. Ganz nach seinem Vorbild, dem großen Drachenmeister Dyne, möchte Alex den Planeten bereisen, wertvolle Schätze finden und sich den Drachen-Prüfungen stellen. So macht er sich gemeinsam mit seinen Freunden auf die Reise, doch das Abenteuer nimmt abrupt einen anderen Kurs an. Als der magische Kaiser auftaucht und die Weltherrschaft an sich reißen möchte, fassen Alex und seine Freunde den Plan, sich dem bösen Widersacher zu stellen und die Welt vor der Gefahr zu retten.
Lunar 2: Eternal Blue spielt tausend Jahre später und thematisiert das Abenteuer eines neuen Figurenaufgebots rund um den Protagonisten Hiro. Der tollpatschige Möchtegern-Held trifft bei der Erkundung eines alten Turms auf eine mysteriöse Besucherin eines anderen Planeten. Lucia, wie sich die Besucherin nennt, demonstriert unvorstellbare Magiekräfte und verlangt, zur Herrscherin der Welt von Hiro mit dem Namen Althena gebracht zu werden. Schnell befindet sich die Gruppe im Visier der schlimmsten Feinde. So tun sich Hiro und Lucia mit neuen Verbündeten zusammen, um ihre Widersacher abzuhalten und ihre Reise zu Althena zu vollenden.
Die Handlung der Lunar-Spiele zeichnet sich durch liebenswürdige Figuren aus, die mit ihrer hoffnungsvollen und lebensfrohen Art eine tolle Stimmung ausstrahlen. Trotz regelmäßig aufkommender Gefahren thematisieren die Spiele eine idyllische Fantasiewelt, in der ich unheimlich gerne Zeit verbracht habe. Ebenfalls zum Charme der Charaktere trägt ein sehr angenehmer Humor bei, der mir stets ein Lächeln ins Gesicht gezaubert hat. Die Interaktion zwischen den Figuren fällt sehr unterhaltsam aus. Grundsätzlich bieten die beiden Lunar-Spiele unterschiedliche Charakteraufgebote und können somit unabhängig voneinander erlebt werden. Dennoch würde ich empfehlen, die Titel chronologisch, also zuerst Lunar: Silver Star Story, anschließend Lunar: Eternal Blue, anzugehen. Silver Star Story baut die Fantasy-Welt auf, füllt die “Lore” mit Mythen und Ereignissen, während Eternal Blue davon ausgeht, dass die Spieler dieses World Building aus dem ersten Teil kennen. Trotz des inhaltlichen Sprungs von tausend Jahren hängt der zweite Teil lose mit den Geschehnissen des ersten Spiels zusammen.
Spaßiges, aber teils sehr simples und repetitives Spielgeschehen
Das Spielgeschehen in den beiden rundenbasierten JRPGs ist so einfach gestrickt, wie es bei Titeln, die ursprünglich in 1992 und 1994 veröffentlicht wurden, zu erwarten ist. Spieler finden eine weitestgehend offene Welt vor sich, die sich im Laufe der Geschichten immer weiter öffnet. Zwischen verschiedenen Städten und Dörfern präsentieren sich Dungeons, beispielsweise ein vernebelter Wald, mysteriöse Ruinen und Höhlen, die vor feindlichen Monstern nur so wimmeln und durchkreuzt werden müssen, um von A nach B zu kommen oder ein Objekt zu erlangen, das für das Voranschreiten der Geschichte benötigt wird. In den Dungeons tummeln sich Gegner, die auf dem Bildschirm zu sehen sind und den Spieler angreifen, sobald wir uns diesen annähern. Gelegentlich können wir Feinden auch aus dem Weg gehen. Zumeist heißt die Devise aber: Es wird jede Menge gekämpft, die rundenbasierten Kämpfe sind zentrale Spielmechanik der beiden Lunar-Titel.
Im Menü werden Manöver ausgewählt, die von physischen Angriffen mit einer Waffe über magische Fähigkeiten bis hin zur Nutzung von Items reichen. Die Magie macht Angriffe mit besonderen Effekten möglich, ebenso lassen sich Buffs oder Heilzauber ausüben. Schnell bemerkte ich, dass sich hier kein allzu großer Tiefgang und nur eine oberflächliche Strategie-Komponente ergibt. Kämpfe gegen einfache Feinde wie Frösche, Insekten und kleinere Fabelwesen lassen sich zumeist in Sekundenschnelle besiegen, indem die automatische Befehlsausübung gewählt wird. In Bosskämpfen sollten Befehle hingegen manuell ausgewählt werden. Doch auch hier stellte sich meistens dasselbe Schema ein: bestimmte Figuren werden gebufft, diese feuern ihre stärksten Magieangriffe ab, bis die Manapunkte erschöpft sind und weitere Charaktere halten den Rest der Party mit Heilzaubern am Leben. Das führte dazu, dass die Kämpfe recht schnell monoton wurden, was insbesondere auf Lunar: Silver Star Story zutrifft.
Im zweiten Spiel Eternal Blue ist mit der Implementierung des Siegelsystems für etwas mehr Abwechslung gesorgt. Charaktere können mit je bis zu zwei Siegeln ausgerüstet werden, die in unterschiedlichen Party-Kombinationen verschiedene Synergien freischalten. So lassen sich mächtige neue Zauber und hilfreiche Verbesserungen der Stats erreichen. Dieses System hilft, das Kampfgeschehen immer wieder etwas aufzufrischen. Insgesamt sind die rundenbasierten Kämpfe aber mehr Mittel zum Zweck und nicht der eine Grund, warum JRPG-Fans die beiden Lunar-Teile erleben sollten.
Trotz Quality-of-Life-Verbesserungen sehr nah am Original gehalten
Die Kämpfe sind in ihrer Funktionalität und Darstellung so gut wie unverändert. Die Ausnahme stellt die Anpassung der Kampfgeschwindigkeit in drei Stufen als Quality-of-Life-Verbesserung dar. Die Beschleunigung betrifft lediglich die Ausübung von Angriffen, sodass Kämpfe schneller über die Bühne gehen. Während der Befehlsauswahl wird das Geschehen wieder auf normale Geschwindigkeit gebracht. Zudem spielt der Soundtrack im Hintergrund der Kämpfe auch bei Nutzung der Fast Forward-Funktion in normaler Geschwindigkeit weiter. Somit wurde diese Funktion hier perfekt umgesetzt. Die Benutzeroberfläche und Menüführung bleiben hingegen unverändert. Das finde ich etwas schade, da sich die Darstellung altbacken anfühlt und die Manöver in Abhängigkeit vom aktuellen Hintergrund schlecht lesen lassen. Einerseits ist es mir verständlich, dass möglichst wenig geändert wurde, um den Charme des Originals beizubehalten und die volle Dröhnung Nostalgie zu bieten. Andererseits hätte eine geringfügige Modernisierung zur besseren Lesbarkeit der Menüeinträge und vereinfachten Handhabung der Ausrüstung von Charakteren sicherlich auch nicht geschadet.

Ähnlich verhält es sich beim restlichen Gameplay. Wenn wir nicht mit dem Kämpfen beschäftigt sind, erkunden wir die Gegenden und interagieren mit so vielen Charakteren in den Arealen wie möglich. Sowohl Lunar: Silver Star Story als auch Lunar: Eternal Blue sprechen nur selten direkt aus, welche Schritte als nächstes befolgt werden müssen. Spieler müssen mit einem bestimmten NPC in einer anderen Stadt sprechen, einen bestimmten Punkt in der Spielwelt bereisen oder mit der Umgebung in bestimmter Weise interagieren. Aus den Gesprächen mit NPCs ergibt sich häufig die nächste Aufgabe, doch tendenziell bleiben die Anweisungen eher vage formuliert.
Grundsätzlich hat mir die ausführliche Erkundung und die Interaktion mit möglichst allen Nebenfiguren sehr gut gefallen. Viele NPCs haben einen lustigen Spruch auf Lager, sodass sich die Interaktion definitiv lohnt. In den Momenten, in denen ich dann doch einmal nicht auf Anhieb weiter wusste, hätte ich mir eine Hilfestellung gewünscht. Diese hätte ich mir mit der Implementierung einer abrufbaren Weltkarte sowie einer Quest-Log zum Nachlesen aktueller Hinweise vorstellen können.

Deutsche Texte mit Fehlern in der Übersetzung
Neu dabei sind in der Lunar Remastered Collection erstmals deutsche Texte. Viele der Konversationen sind auch vertont, doch die Stimmen liegen lediglich in Japanisch und Englisch vor. Ich habe beide Synchronisationen ausprobiert und finde beide Varianten gelungen, letztlich nutzte ich hauptsächlich die englischen Sprecher. Das Gesprochene wird nun erstmals mit deutschen Untertiteln versehen, zudem sind die Menütexte in Deutsch gestaltet. Das ist einerseits toll für deutsche Spieler, die der englischen Sprache nicht mächtig sind. Andererseits fällt die deutsche Umsetzung leider nicht ganz optimal aus. Die deutschen Texte lesen sich in vielen Fällen etwas hölzern. Die schrullige und humorvolle Art vieler Figuren, allen voran von Nall, dem katzenartigen Begleiter, lässt sich auch in den deutschen Texten gut erkennen. Trotzdem wirkt die deutsche Übersetzung nicht immer ganz stimmig.
Es kommen regelmäßig Redewendungen und Sätze vor, die grammatisch nicht unbedingt falsch sind, die aber dennoch nicht aus dem allgemeinen Sprachgebrauch stammen. Dazu gesellen sich recht häufig Schreibfehler durch Buchstabendreher und fehlende Wortendungen. Außerdem sind manche Abkürzungen in der Menüführung haarsträubend. Beispiele gefällig? “Speich” als Abkürzung für den Speichervorgang, “Verteidi” als Befehl zum Einnehmen einer Defensivposition im Kampf, “Automatische” als Menüeintrag für das automatische Ausführen von Manövern im Kampf. Diese Fehler ergeben das Bild, dass die deutsche Fassung kaum eine Qualitätskontrolle erlebt hat. Die halbherzige deutsche Umsetzung macht die Lunar-Titel natürlich nicht zu schlechten Spielen, aber ein leicht fader Beigeschmack ist dadurch bei mir schon entstanden.
Grafisch mit Retro-Charme, CRT-Filtern und im Widescreen-Format
Die beiden Lunar-Spiele liegen im Original im 4:3-Format vor. Für die Remastered-Version wurden die Titel nun im 16:9-Format bereitgestellt. Die Collection enthält beide Fassungen. Im Hauptmenü können wir jeweils zwischen dem “Klassisch-Modus” in 4:3 oder dem “Remastered-Modus” in 16:9 wählen. Im Klassisch-Modus haben Spieler zudem die Möglichkeit, drei verschiedene Filter einzustellen, welche die Scanlines von alten CRT-Monitoren simulieren. Beispiele für die Scanline-Darstellung findet ihr nachfolgend:
Im Remastered-Modus finden sich zwar keine optionalen Filter. Dafür lassen sich “Post FX”-Effekte aus- und einschalten. Dahinter verbirgt sich ein Weichzeichner-Effekt am oberen und unteren Rand. Auch hier zeige ich euch nachfolgend einen Vergleich. Mir persönlich hat der Unschärfe-Effekt nicht gefallen, sodass ich die Post FX-Option ausgeschaltet ließ.
Grafische Verbesserungen in den Sprites und Umgebungen sind in der deutlichen Erhöhung der Auflösung zu finden. Darüber hinaus bilde ich mir ein, dass die Farben im Remaster etwas knalliger und bunter dargestellt sind. Ansonsten behalten die Lunar-Spiele ihren Retro-Look bei, was mich nicht weiter gestört hat. Bei besonderen Story-Momenten sowie bei der Vorstellung neuer Charaktere kommen animierte Filmsequenzen zum Einsatz, die mit einem 90er-Anime-Charme überzeugen können.
Toller Soundtrack und gelungene englische Synchronisation
Auch der Soundtrack hat bei mir vollkommen ins Schwarze getroffen. Mit Noriyuki Iwadare war ein Komponist am Werk, der später auch die Ace Attorney-Spiele mit Musik versorgen sollte. In den beiden Lunar-Spielen bestechen seine Werke mit freudigen, hoffnungsvollen Klängen, die wunderbar die abenteuerliche Atmosphäre unterstreichen. Viele der Songs waren so eingängig und “catchy”, dass sie mir auch nach dem Spielen im Ohr geblieben sind. In den Dungeons hat mich allerdings irritiert, dass die Musik von Kämpfen unterbrochen wird und die Songs anschließend erneut von vorne abgespielt werden. Es finden Kämpfe im Sekundentakt statt und diese halten meist nur kurz an. Dass die Songs dadurch ständig von vorne beginnen, ist ein wenig störend.