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No Man’s Sky im Test

Releasetermin: 10.08.2016

Medientyp: Blu-ray Disc, Download
Genre: Action-Adventure, Survival
Entwickler: Hello Games
Herausgeber: Sony Interactive Entertainment

 

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Wir freuen uns auf vielversprechende Spiele – keine Frage. Doch was, wenn die Vorfreude so riesig, der “Hype” so mächtig wird, dass kein Spiel der Welt die Erwartungen erfüllen kann? Dieses Schicksal haben schon so manche Titel ereilt und das neuste Spiel im Bunde ist No Man’s Sky, das von einem mittlerweile 15-köpfigen Team names Hello Games entworfen wurde. Das Weltraum-Abenteuer von Schöpfer Sean Murray hat sowohl Zocker als auch Sony so sehr mit seinen Trailern und Präsentationen überzeugt, dass es zu den heiß erwarteten Spielen des Jahres gehört.

Nun ist der Titel auf dem Markt – und wie ihr sicherlich schon mitbekommen habt, wird No Man’s Sky seinem Hype nicht gerecht. Wir gehen dem Ganzen auf den Grund und klären auf, in welcher Hinsicht das Abenteuer jedoch auch voll punkten kann.

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Mathe sei Dank!

Für Abenteurer und Entdecker ist No Man’s Sky ein virtuelles Paradies. Denn die große Stärke des Spiels liegt in der gigantischen Spielwelt, die sich über ein gesamtes Universum erstreckt. Ein kniffliger Algorithmus sorgt nämlich dafür, dass sich sämtliche Planeten im Weltraum nach prozeduralem Prozess erstellen. Das Ergebnis kann absolut beeindruckend sein, denn nicht nur die unglaubliche Anzahl an dutzenden von Planeten brachte mich zum Staunen. So manch ein Planet ist wunderschön gestaltet und liefert regelmäßig Ansichten ab, die das Zeug zum Wandposter hätten. Ebenso macht hin und wieder ein Planet mit vernebelter Landschaft und mysteriös wirkenden Höhlen einen gefährlichen Eindruck, sorgt für eine tolle Atmosphäre. Die Gestaltung der Spielwelt ist durchaus nicht zu vernachlässigen und so hat es mich schlichtweg umgehauen, zu welchen Ergebnissen der prozedurale Algorithmus gelegentlich imstande war.

Das Design der Umgebungen ist teils so sehr gelungen, dass sich der Ausflug in No Man’s Sky schon allein dafür lohnt, diese Perlen an Planeten zu entdecken. Spieler werden nur wenig an die Hand genommen und können sich gar dazu entscheiden, auf jegliche Wegweisung zu verzichten. Die Erkundung wird ermutigt und war für mich zentraler Aspekt für den Spielspaß. Auch wenn die außerirdischen Kreaturen, ebenfalls prozedural generiert, gelegentlich etwas verunstaltet aussehen. Es ist ein spaßiges Erlebnis, auf einem stimmungsvollen Planeten eine unentdeckte Spezies auf zu finden. Es fasziniert, die angedeutete Hierarchie der Bewohner zu verfolgen und zu sehen, wie eine Art großer Dinosaurier einen kleineren jagt. Unterhaltsam, auf eine Raumstation voller brauchbarem Loot zu stoßen! Wenn die komplexe Generierungs-Formel solche Momente ausspuckt, hatte ich großen Spaß mit dem Titel.

Oder doch nicht?

Das prozedurale Verfahren von No Man’s Sky ist zugleich aber auch eine große Schwäche. Denn so gut manche Ergebnisse auch ausfallen – oftmals leiden die Planeten auch an langweiligem Design oder weisen zu starke Ähnlichkeiten mit anderen Arealen auf. Allen voran mit steigender Spielzeit kam ich des Öfteren zur Frage: „Habe ich so etwas Ähnliches nicht schon vor einigen Stunden gesehen?“. Repetition macht sich früher oder später breit, was den Erkundungsaspekt deutlich abschwächt. Es fühlt sich zwar stets besonders an, nach mehreren Stunden auf einem Planeten zu landen, der mit seiner Gestaltung, Farbgebung und Merkmalen heraussticht. Die vielen öde Orte, die man zwischenzeitlich jedoch aufsucht, können die Erkundung zum frustrierenden Erlebnis machen.

Würde sich jeder Planet und jede kleine Raumstation einzigartig anfühlen, würde das Konzept von No Man’s Sky vollkommen aufgehen. Die tatsächliche Umsetzung ist zwar beeindruckend, doch kann eine gigantische, automatisch erstellte Spielwelt schlicht nicht an manuelle, sorgfältig entworfene Spielumgebungen heranreichen.

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Ressourcen im Mittelpunkt

Doch was genau macht man in No Man’s Sky? Diese Frage stellten sich viele Spieler im Voraus. Dreh- und Angelpunkt im Gameplay ist ein Ressourcenabbau- und Crafting-System. Fast alle Elemente des Spiels machen sich diesen Aspekt zu Nutze. Sind wir von einer wilden Kreatur angegriffen worden und wollen unser Schild reparieren? Ressourcen sammeln und zur Reparatur verwenden. Giftiges Gas in der Luft eines Planeten raubt uns die Lebensenergie? Ressourcen sammeln und konsumieren. Wir wollen einen fernen Planeten besuchen? Ressourcen sammeln und zum Sprit-Auftanken nutzen. Neue Upgrades für das Schiff oder unsere Rüstung gefunden? Ressourcen sammeln und in die Herstellung der neuen Hilfsmittel investieren. Ihr merkt sicher schon, dass ohne die vielen Minerale und Stoffe wirklich nichts geht.

Viel zu kleines Inventar!

Während manche Ressourcen sich einfach aufheben lassen, müssen die meisten Materialien abgebaut werden. Dazu dient ein Multiwerkzeug, das mit einem Laser die wertvollen Stoffe aus Blöcken und Pflanzen herausschießt. Weiterhin ist Loot verteilt, was von Ressourcen bis Upgrades reicht. Zu Beginn sind wir mit schlechten Werkzeugen ausgestattet, die allen voran durch ein kleines Inventar zur Herausforderung werden. Mit neuen Multiwerkzeugen, Exo-Anzügen und Raumschiffen steigen auch die freien Slots zur Aufnahme von Objekten und Ressourcen. Auch widerstandsfähigere Rüstung ist wünschenswert und so dreht sich ein großer Teil des Spiels darum, einer besseren Ausstattung entgegen zu arbeiten. Obwohl der Einstieg also etwas zäh sein kann, hat mir das Mining- und Crafting-System gefallen. Hin und wieder setzt zwar Frust ein, wenn sich ein benötigtes Material nicht finden lässt. Mit der Möglichkeit zum Handel und Verkauf der Funde bekommt das System jedoch auch eine tiefgehendere Komponente, die den Spaß am Sammeln und Abbauen erhöht.

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Vom verunstalteten T-Rex und simplen Schussmechaniken

Das Multiwerkzeugen steht nicht nur zum Abbauen zur Verfügung, sondern kann es auch einen Scan-Impuls aussenden, der interessante Objekte und Signale in der Umgebung aufblinken lässt. Weiterhin ist der Laser-Strahl zudem zum Verteidigen oder gar Angreifen zu gebrauchen. Die Lebewesen auf den verschiedenen Planeten sind uns gelegentlich nämlich feindlich gesinnt und greifen an, wenn wir ihnen zu nahe kommen. Das trifft auch auf umher kreisende Drohnen zu, die uns bei Kontakt das Leben schwer machen können. Der Laser-Schuss hält uns die Feinde vom Leib und so präsentiert sich das Kampfgeschehen äußerst simpel.

Es ist deutlich, dass die Schussgefechte keine besonders hohe Priorität in der Entwicklung hatten. Auch wenn ich die Schusseinlagen nicht als störend bezeichnen würde, freute ich mich jedes Mal, wenn ich über längere Phasen frei von Feinden blieb – das Kampfgeschehen strahlt mit seiner schlichten Art keinen großen Reiz aus. Die Gefechte im Raumschiff hingegen gefielen mir da schon besser, doch wurden Weltraumschlachten in anderen Spielen schon wesentlich ansprechender umgesetzt. Die Schusswechsel erweitern No Man’s Sky zwar um eine Komponente, doch bleiben sie dabei so oberflächlich, dass ich sie auch nicht vermisst hätte.

Atlas als großes Mysterium

Spieler können sich ihre Zeit also gut durch die eigenständige Erkundung, durch Ressourcenbeschaffung, Crafting, Handel und auch durch die gelegentlichen Feindesbegegnungen vertreiben. Besonders reizvoll ist es auch, entdeckte Tiere und gar Planeten benennen zu können. No Man’s Sky hat so einige Tätigkeiten in petto, die eine freie Spielweise zum Spaß machen. Doch ist es auch möglich, mehr an die Hand genommen zu werden. Das zentrale Datensystem des Spiels hört auf den Namen „Atlas“ und verbirgt einige Geheimnisse. Obwohl das Spiel grundsätzlich eine freie Spielweise ermutigt, können sich Spieler an die Geschehnisse um Atlas klammern. Letztendlich gilt es nämlich, zum Zentrum des Universums zu reisen, mit dessen Geheimnis Atlas direkt verknüpft zu sein scheint… Die „Handlung“ ist samt NPCs und Nebenaufgaben ein netter Zusatz und überzeugt mit der mysteriösen Art der Präsentation. Als vollwertige Storykampagne sollten die Ereignisse rund um Atlas allerdings nicht angesehen werden.

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Alles nur Lügen?

In den letzten Jahren stieg die Vorfreude bei Spielern nicht nur durch diverse Gameplay-Demonstrationen, sondern auch durch verschiedene Interviews, in denen interessante Features versprochen wurden. Nun, wo das Spiel auf dem Markt ist, stellt sich allerdings heraus, dass so manche Funktion und Ideen nicht Teil des Spiels sind, was viele Fans enttäuscht hat. Auf Reddit gibt es gar eine Liste an Punkten, die im Vorfeld versprochen, doch letztendlich nicht implementiert wurden – mit Auszügen der entsprechenden Interviews.

So wird beispielsweise bemängelt, dass die verfügbaren Raumschiffe keineswegs Klassen mit bedeutungsvollen Unterschieden hätten – auch wenn zuvor anders kommuniziert. Weiterhin wird kritisiert, dass die Stellung bei den verschiedenen Fraktionen keine bedeutsame Auswirkung auf das Spielgeschehen habe. Auch die Landung auf Asteroiden wird schmerzlich vermisst. Die Liste ist lang, doch ist die wohl prominenteste Änderung, dass Spieler sich nicht in der Galaxie sehen können. Denn Sean Murray beteuerte im Vorfeld, dass Spieler aufeinander treffen können – auch wenn die Wahrscheinlichkeit dazu aufgrund der gigantischen Welt wahnsinnig gering sei.

Wo bist du denn?

Bereits einige Stunden nach Veröffentlichung aber suchten zwei Spieler den selben Ort auf und dokumentierten ihr Erlebnis über einen Livestream bei Twitch. Trotz etlicher Experimente und weiterer Versuche von anderen Spielern ist es bisher niemandem gelungen, einen anderen Weltraumabenteurer zu treffen. Viele Features sind also abwesend, die vor Release versprochen wurden – das zieht den Eindruck natürlich noch ein Stück nach unten. Denn auch wenn sich viele Aspekte während der Entwicklung verändern können, ist das Fehlen solch vieler und wichtiger Merkmale nur schwer zu entschuldigen. Es wirkt, als hätte das Spiel noch einige Monate mehr an Entwicklungszeit benötigen können. Das macht sich beispielsweise auch am wahrlich oberflächlichen Kampfsystem zu bemerken. Zwar verspricht Hello Games, in Zukunft einige Features beisteuern zu wollen. Doch ist No Man’s Sky zur Veröffentlichung schlicht nicht das Spiel geworden, das viele Spieler aufgrund der Aussagen im Vorfeld erwartet haben.

Abstürze Hand in Hand mit tollem Grafik-Stil

Und die Probleme gehen weiter. No Man’s Sky hatte insbesondere nach Veröffentlichung mit häufigen Abstürzen zu kämpfen. Durch mehrere Patches hat sich die Lage zwar gebessert, doch sind gelegentlich immer noch Abstürze ins Interface der PS4 zu erleben. Dazu gesellen sich Framerate-Probleme, denn kann No Man’s Sky die angepeilten 30 FPS nicht immer halten. Heben wir von Planeten ab, geht die Framerate gerne einmal auf unter 20 FPS herunter, wodurch sich der Titel ab und zu nicht wirklich flüssig anfühlt. Zudem ist das Spiel geplagt von ständigen Pop-Ins, was aufgrund des Generierungs-Algorithmus wohl aber nicht zu vermeiden ist.

Technisch gibt es also Baustellen, doch hat die Optik auch Positives zu präsentieren. Schwammige Texturen hin oder her – so manche Landschaft wird einfach wunderschön dargestellt. Das Bild läuft in nativer 1080p-Auflösung über den Bildschirm und überzeugt allen voran mit seiner Farbpalette und einem unverkennbaren Stil. So ergibt sich des Öfteren eine Aussicht, bei der nur wenige Spiele mithalten können. Untermalt wird das Geschehen stets mit einem stimmungsvollen Soundtrack. Obwohl viele Ereignisse unberechenbar sind, passt die musikalische Untermalung sich gekonnt an. Ebenso sind die Soundeffekte gelungen, die die generierten Wesen mit teils grässlichen Schreien zum Leben erwecken.

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Fazit

Mir fällt es wahnsinnig schwer, No Man’s Sky zu bewerten. Ich hatte viele spaßige Stunden während meiner Weltraumerkundung, doch auch fast so viele frustrierende Momente. Der Titel hat nun einmal einige Defizite, die er sich vorwerfen lassen muss. Der prozedurale Algorithmus kann sowohl für fantastische als auch langweilige Gestaltungen sorgen und so wird es zum Glücksspiel, einen interessanten Planeten mit überzeugenden Wesen und brauchbaren Ressourcen zu erwischen. Das Abbau- und Crafting-System ist grundlegend gelungen, doch kann es ebenso zum Frust beitragen und ist ebenfalls Schuld an der nach und nach einsetzenden Monotonie. Die „Story“ und die Schussgefechte überzeugen mit ihren Umsetzungen nur bedingt, wirken oberflächlich implementiert. Paart man diese Kritikpunkte mit fehlenden Features und technischen Schwächen, ist eine Enttäuschung nur allzu verständlich.

Dennoch bin ich froh, viel Zeit mit No Man’s Sky verbracht zu haben. Hin und wieder ergeben sich in der Erkundung schlichtweg Momente, die den Titel spielenswert machen und dutzende Screenshots wunderschöner Landschaften zur Folge haben. Wer seine Erwartungen in Schach hält und vorrangig auf Erkundungstour gehen möchte, sollte dem Titel durchaus eine Chance geben.

 

Positiv-Icon Gigantischer Umfang mit unzähligen Planeten dank prozeduralem Algorithmus…

Positiv-Icon Gelegentlich mit wundervollen Momenten in der Erkundung

Positiv-Icon Mining-, Crafting- & Upgrade-System grundsätzlich gelungen

Positiv-Icon Netter Optik-Stil mit oftmals hübschen Landschaften

Positiv-Icon Hervorragender Soundtrack

Negativ-Icon … worunter allerdings das Design vieler Exemplare leidet

Negativ-Icon Abwechslung bleibt auf der Strecke

Negativ-Icon Versprochene Features fehlen

Negativ-Icon Performance schwankt, hin und wieder technische Aussetzer

 

Dominik
Dominik
Hey Leute, ich bin der Dominik und leidenschaftlicher Zocker. Egal ob PC, Konsole, Handhelds oder VR, solo oder multiplayer - ich interessiere mich für die volle Bandbreite, die die Gaming-Welt zu bieten hat. Lieblingsgenres habe ich dennoch: Rennspiele, Action/Adventures, JRPGs und Visual Novels.
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3 Kommentare

Beachtenswert

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