Als Fan von japanischen Rollenspielen war es auf der Gamescom 2023 ein Highlight für mich und viele Gleichgesinnte, Persona 3: Reload anspielen zu können. Das JRPG stellt eine Neuinterpretation des dritten Persona-Teils dar, welcher ursprünglich in 2007 bzw. 2011 für Playstation 2 und Playstation Portable erschienen ist. SEGA und ATLUS hatten das Remake in spielbarer Form auf der Messe für alle Besucher dabei.
30 Minuten im Tartarus und Bosskampf
Die Demo beinhaltete zwei verschiedene Abschnitte: New Moon und Full Moon. In New Moon lernen Spieler den hauptsächlichen Dungeon Tartarus kennen – einen mysteriösen, riesigen Turm, der in der Nacht erscheint und Schattenwesen beheimatet. Der Protagonist und seine Mitschülerfreunde nehmen sich vor, das Geheimnis von Tartarus zu lüften und die vielen Stockwerke zu erkunden. In diesem Demo-Kapitel sind die Spielmechaniken im Kampf durch Tutorials erläutert und erste Kämpfe ausgeübt. Es handelt sich um eine sehr frühe Stelle im Spiel, die in der Vollversion innerhalb der ersten zwei Spielstunden angesiedelt sein dürfte. Full Moon hingegen stellt das Finale des ersten Kapitels von Persona 3 dar. In diesem Segment stellen sich Spieler einem Bossgegner, welcher den Schülern wesentlich mehr abverlangt als die bisher eher klein geratenen Schattenmonster.
Grafikupgrade durch Umsetzung in Unreal Engine
Was mir gleich nach Auswahl eines der beiden Demo-Kapitel auffiel, ist die fantastische Grafik, in der Persona 3: Reload sich präsentiert. Auf Nachfrage wurde mir erklärt, dass es sich bei der gespielten Version um die Xbox Series X-Fassung handelt. Weiterhin hieß es, das Spiel sei in Epic Games Unreal Engine entwickelt worden – eine Premiere für die Serie.
Die Bildqualität bestach mit einer scharfen Optik, bei der ich Kantenflimmern vergeblich suchte. Die Figuren haben einen hübschen Look mit Cel-Shading-Note. Die Dungeons sehen teils immer noch etwas steril aus, das kann die Neuauflage auch nicht vollständig beheben. Scharfe Umgebungstexturen, neue Reflexionen und moderne Beleuchtung peppen die Optik aber dennoch gehörig auf. Zudem sind die Partikeleffekte im Kampf sehenswert. Das PS2- bzw. PSP-Original lässt sich grafisch nur noch erahnen. Ich habe in den letzten Monaten viele Stunden in Persona 5 Royal auf dem PC gesteckt und finde, dass Persona 3: Reload mindestens genauso gut aussieht. Das klassische Persona-Stilmittel mit kunstvollen Animationen, Kamerafahrten und ausgefallener Menüführung ist hier ebenfalls wieder mit von der Partie.
Quality of Life-Veränderungen in den Gefechten
Die Neuauflage betrifft nicht nur die Optik. Die mag beim Betrachten von Trailern und Anspielen von Demos zwar als erstes auffallen. Doch die Gameplay-Änderungen, welche man erst beim zweiten Hinsehen entdeckt, sind mindestens ebenso wichtig. Spieler haben in den rundenbasierten Kämpfen nun die Möglichkeit, alle Charaktere in der Party zu befehligen. Im Original noch konnten lediglich die Manöver für den Protagonisten gewählt werden. Partymitglieder entschieden basierend auf eingestellten Strategien selbst ihre Spielzüge. Nun haben Spieler die Kontrolle über alle Figuren und können so das Vorgehen in den Kämpfen nach eigenem Belieben gestalten. Die Benutzeroberfläche in den Gefechten ist überarbeitet: modernisiert und vereinfacht. Die gelegentlich nach dem Kampf vergebenen Shuffle-Karten sind in Persona 3: Reload nun offengelegt. Spieler können nun über den gewünschten Bonus selbst entscheiden.
Das Baton Pass-Feature aus Persona 5 wurde ferner unter dem Begriff “Shift” in das Remake integriert. Wird die Schwäche eines Gegners mit dem richtigen Angriff ausgenutzt, verliert dieser die Balance und gewährt dem Spieler einen erneuten Spielzug. Per Shift-Feature können wir nun die Ausführung des Zusatzangriffs an ein anderes Partymitglied abgeben. Auf diese Weise können wir durch strategische Ausnutzung des Schere-Stein-Papier-Prinzips der Persona-Angriffe alle Gegner auf dem Feld in einen geschwächten Zustand versetzen. Das macht wiederum die hübsch inszenierten “All Out”-Angriffe möglich, welche fester Bestandteil der Serie sind. Ob noch weitere Änderungen im Spielgeschehen eingeführt wurden, wird sich in den Monaten bis zu Release zeigen.
Vorläufiges Fazit
Persona 3: Reload sieht klasse aus und kommt mit cleveren Gameplay-Änderungen daher, hat wie gewohnt einen fetzigen Soundtrack und eine hochwertige Sprachausgabe in Englisch und Japanisch. Handelt es sich um das perfekte Remake? Stand jetzt, nach Spielen der ca. halbstündigen Gamescom-Demo, bin ich dazu geneigt, diese These zu unterschreiben.
Dennoch gibt es drei Punkte, die mich noch grübeln lassen. Zum einen konnte ich in der Demo lediglich das Dungeon- bzw. (Boss-)Kampf-Gameplay erleben. Die soziale Komponente mit Dialog-Optionen und etwaige Veränderungen daran konnte ich nicht antesten. Zum anderen hoffe ich, dass ich die mit Zufallselementen bestückten Dungeon-Etagen im Tartarus auch nach vielen Spielstunden nicht eintönig oder langweilig finden werde. Persona 5 (Royal) hat mit raffiniert und präzise ausgestalteten Dungeons ein hohes Niveau vorgelegt, woran Persona 3: Reload schließlich auch gemessen wird. Und zu guter letzt stellt sich mir nach wie vor die Frage, wieso die Zusatzinhalte der Persona 3 FES- und Persona 3 Portable-Versionen nicht in das Reload-Remake einfließen werden. Ich bleibe dennoch optimistisch, dass ATLUS mit der Neuauflage die bis dato beste Fassung von Persona 3 schaffen wird.
Persona 3: Reload soll am 02. Februar 2024 für PC, PS4, PS5, Xbox One und Xbox Series S|X erscheinen.