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Racket: Nx für HTC Vive im Test

VR hat das Potential, Sportmuffel ins Schwitzen zu bringen. Denn fällt einem die körperliche Betätigung oftmals leichter, wenn sich die Anstrengung im Gewand eines Videospiels kleidet. Ich hatte mit der HTC Vive schon viel Spaß mit Titeln, die mir für die kommenden Tage tatsächlich Muskelkater bereitet haben. Racket: Nx ist der nächste potentielle Kandidat, der Sport erfolgreich in die virtuelle Realität bringen könnte. Kann das flinke Geschehen mit Schläger und Ball in einem abgespacten Schauplatz schon jetzt, in der ersten Early Access-Phase, überzeugen?

Zunächst ein Trailer, der zwar etwas dick aufträgt – aber letztendlich gut den Spaß einfängt, den ich beim Spielen hatte:

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Racket: Nx platziert seine Spieler inmitten einer Halle, die sich optisch je nach Spielvariante geringfügig unterscheidet. Das Konzept ist simpel: Mit einem Schläger ausgestattet, spielen wir einen Ball wiederholt gegen die Wand und versuchen, bestimmte Zonen an der Wand zu treffen. Da wir nur einen Schläger in einer Hand halten, können wir theoretisch den zweiten Motion Controller zur Seite legen. Das Prinzip hat viel gemeinsam mit Squash – auch wenn wir hier um einiges präzisere Schläge abgeben müssen. Wir spielen Bälle innerhalb der Halle und müssen durch abprallende Schläge stets die Augen offen halten und in allen Richtungen wachsam sein.

Die Wände sind ringsum mit Feldern ausgestattet, die entweder gar nicht, grün, oder rot aufleuchten. Bei neutraler Farbe prallt der Ball ohne weiteren Effekt ab. Grün blinkende Felder an der Wand symbolisieren Ziele, während rote Kacheln als Hindernisse implementiert sind. Der Clou an der Sache: Wird für längere Zeit keine grüne Kachel getroffen, ist der Versuch vorbei. Während Spieler also möglichst rote Wandstellen meiden müssen, gilt es gleichzeitig, regelmäßig die grünen Felder zu erwischen, um nicht vom Game-Over-Bildschirm begrüßt zu werden.

So lautet die grundsätzliche Idee, die je nach Modus unterschiedlich angepasst wird. Bei einfachen Levels tauchen z.B. gar keine roten Felder auf. Da können wir uns voll und ganz auf die grünen Flächen konzentrieren. So gibt es neben vereinzelten grünen Kacheln auch grüne Wandstellen, die von mehreren Feldern in einem Muster geziert werden. Mit jedem Treffer pulsiert das Muster schneller, bis es nach mehreren präzisen Schlägen ganz verschwindet. Mit unterschiedlich schweren Mustern und dazu immer mehr roten Gefahrenfeldern bietet das Spiel eine durchaus hohe Lernkurve. Auch wenn die Technik der HTC Vive extrem genaue Schläge möglich macht, ist es gar nicht so leicht, jede Ballannahme kontrolliert zu tätigen.

Ein Countdown signalisiert, wie viel Zeit noch für den nächsten Treffer übrig ist, bevor der Versuch vorbei ist. Die grünen Felder verlängern den Countdown beim Treffen um wenige Sekunden, doch tickt die Zeit gefährlich gegen den Spieler. Nicht selten habe ich ein Set an mehreren Mustern nicht abschließen können, weil der Timer inmitten des Versuchs abgelaufen ist. Das mag anfangs erstaunlich knifflig wirken, doch sorgt die Schwierigkeit auch gleichzeitig für gehörig Motivation zum Üben. Mit steigender Spielzeit wurde ich selbstbewusster mit meinen Schlägen und ließ mich auch von der tickenden Uhr nicht aus der Ruhe bringen. Perfekt treffe ich den Ball nach wie vor nicht immer. Doch habe ich mich schon nach einiger Zeit mit dem Tennis-/Squash-artigem Geschehen deutlich verbessert.

Racket: Nx bietet im derzeitigen Stand einen “Unendlich”-Modus, bei dem Spieler kein direktes Limit gegeben haben und sich an Highscores versuchen können. Es gilt lediglich, die grünen Flächen regelmäßig zu treffen, sonst ist die Runde nach einigen Sekunden vorbei. Je länger Spieler den Countdown durch Treffer im sicheren Bereich halten können, desto besser fällt am Ende die Punktzahl für den Durchgang aus, der früher oder später mit dem Game-Over endet.

Im „Solo“-Modus hingegen geht es primär darum, mehrere “Sets” an pulsierenden Mustern nacheinander durch mehrere Treffer zu absolvieren. Die Anzahl an Mustern ist je nach Level vorgegeben, zudem variiert der Aufbau der Muster. Im Gegensatz zum Unendlich-Modus ist hier ein Ziel bestimmt: Alle Wellen an grünen Flächen zu treffen – und das in möglichst kurzer Zeit. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie manch ein Spieler 9 Muster-Sets in knapp über einer Minute absolviert, während ich etliche Versuche benötige, um das Level überhaupt abzuschließen – nach fast 5 Minuten. Racket: Nx beweist in vielerlei Hinsicht, dass es ein Titel ist, in dem man durch Übung und Erfahrung besser wird.

Das zeigen auch die weiteren Möglichkeiten mit dem Ball, die wir erst einmal lernen müssen. Bei entsprechendem Schlag können Spieler den Ball andrehen. Das kann nützlich sein, um den Ball so zu manipulieren, dass er so von der Wand abprallt, damit er gleich mehrere Felder hintereinander trifft. Wer jedoch wild mit dem Schläger fuchtelt und durch Zufall einen angeschnittenen Ball spielt, kann ganz schnell unter dem unkontrollierten Schlag leiden und beispielsweise Minus-Felder treffen.

In vielen Levels wird zudem gelegentlich ein Power-Up an der Wand verteilt, das sicherlich eine positive Wirkung erzielen kann. Es hat aber ebenso das Potential inne, das Schlagmanöver nach hinten gehen zu lassen. Mit dem temporären 3-Ball-Upgrade lassen sich grüne Felder mit gesteigerter Wahrscheinlichkeit erwischen. Doch steigt auch die Möglichkeit, durch die Extra-Bälle einen oder mehrere rote Blöcke zu berühren. Übung macht in diesem Fall den Meister. Und das trifft auch auf folgendes Spielelement zu: Mit dem Trigger des Vive-Controllers lässt sich der Ball an den Schläger per Gravitationsfeld heranziehen. Das kann einmal mehr zum Positiven genutzt werden, aber auch schiefgehen. Denn musste ich zunächst ein Gefühl dafür bekommen, wann ich den Ball zurückschnellen und wann ich ihn lieber frei durch die Halle herumspringen lasse.

Es ist simpel, in Racket: Nx seine ersten Punkte zu erzielen. Allerdings dauert es, bis man auf den Ranglisten eine wirkliche Chance hat. Ein sehr hilfreiches Feature ist die Implementierung von vier Bereichen, die in alle Himmelsrichtungen am Boden platziert sind und nach dem Anspielen für einen Zeitlupeeffekt sorgen. Spielen wir den Ball – bewusst oder unbewusst – in solch einen Bereich, wird das Spielgerät bei stark verlangsamter Zeit zurückgeschossen. Das ermöglicht den Spielern, gehörig durch zu schnauben und ganz in Ruhe den nächsten Schritt zu überlegen sowie den Ball vorsichtig und platziert zu treffen. Diese Funktion ist nicht nur hilfreich, sondern hat auch ein verdammt cooles Spielgefühl zum Resultat. Ich fühle mich jedenfalls immer wahnsinnig gut unterhalten, wenn in der virtuellen Realität Zeitlupe ins Spiel kommt.

Weiterhin haben die Entwickler von One Hamsa bereits auch einen Multiplayer-Modus implementiert. Hier treten zwei Spieler gegeneinander im Set-Modus an. Beide Teilnehmer stehen gemeinsam in einer breiteren Version der Halle und starten mit 50 Punkten. Sie spielen eine Reihe von Mustern und sind abwechselnd mit dem Schlagen an der Reihe. Die grünen Felder und Flächen geben Punkte, während rote Felder Punkte abziehen. Wer zuerst die 100-Punkte-Marke erreicht, gewinnt das Duell.

Leider sind online noch nicht viele Spieler anzutreffen und so musste ich leider oftmals viele Minuten im Matchmaking warten. Alternativ habe ich mich direkt mit anderen Spielern der Community zu einem Match verabredet, beispielsweise auf Reddit oder den Steam-Foren. Dieses Leid bleibt vielen VR-Spielern leider nicht erspart. Es gibt schlicht noch nicht genug Besitzer von VR-Headsets, um von wirklich belebten Online-Erfahrungen zu sprechen. Nur wenige Titel schaffen es, sich über die Zeit eine treue Fangemeinde aufzubauen und ich hoffe, dass auch Racket: Nx diesen Sprung schafft. Denn läuft das parallele Wellenduell erst einmal, überzeugt das Geschehen mit einem Adrenalinrausch!

Racket: Nx befindet sich derzeit noch in der Early Access-Phase. Der Umfang ist mit einem Unendlich-Modus, mehreren Varianten an Wellen-Zielen und einem Multiplayer für den Anfang passabel. Was hingegen schon auf voller Linie überzeugt, ist die hochpolierte Umsetzung. Das Gameplay ist fantastisch umgesetzt und ich habe noch keinerlei Bug oder Physik-Fehler bemerkt. Die Grafik ist sehr gelungen und bringt das Geschehen klar und ansehnlich herüber. Die Umgebungen sind stylisch gestaltet, überzeugen mit netten Effekten bei den farbigen Feldern.

Besonders angetan bin ich vom 3D-Audioaspekt. Auch wenn grundsätzlich jeder VR-Titel mit irgendeiner Form von 3D-Sound daherkommt, macht Racket: Nx seine Sache besonders gut. Dabei hat Entwickler One Hamsa mit der Firma Waves Nx zusammengearbeitet, die ihre 3D-Soundtechnik eindrucksvoll beisteuert. Wir können per Gehör stets orten, aus welcher Richtung der Ball kommt. Schlagen wir ihn nämlich in eine Art “schwarzes Loch” in der Wand, schießt er anschließend aus einem anderen dieser Felder wieder heraus. Die Richtung wird akustisch angedeutet, sodass ich mich immer gut orientieren konnte.

Unterm Strich gibt der Titel bereits jetzt eine erstaunliche hochwertige Figur ab. Die Präsentation ist sehr geglückt, das Spielgeschehen überzeugt mit ausgefeilten Spielmechaniken. Lediglich der Umfang ist noch etwas dürftig. Mich hat allen voran gestört, dass sich der Schauplatz von Level zu Level optisch nur minimal unterscheidet. So würde ich mich am meisten über neue Areale freuen. Doch auch neue Modi und Online-Möglichkeiten werden noch dazu stoßen. Schließlich arbeiten die Entwickler von One Hamsa noch aktiv am Titel. Eine Art Level-Creator, kooperatives Online-Geschehen, verstärkte kompetitive Konzepte, neue Power-Ups und Ausrüstungsoptionen wurden bereits in Aussicht gestellt.

Fazit

Racket: Nx gehört zu meinen Lieblings-VR-Titeln, die mich sportlich aktiv werden lassen. Denn kann das Squash-ähnliche Geschehen zwar durchaus anstrengend sein, doch ist es sehr spaßig umgesetzt. Das sportliche Erlebnis fühlt sich qualitativ hochpoliert an, obwohl es noch in der Early-Access-Phase steckt. Lediglich der überschaubare Umfang verrät, dass die Entwicklung noch nicht abgeschlossen ist. Doch schon jetzt hat Racket: Nx viel zu bieten. Ein grundsätzlich simples Konzept, das durch knifflige Levels aber erst einmal gemeistert werden muss. Ein netter Online-Modus und Ranglisten, die zum Üben und Besserwerden anregen. Eine schicke Grafik und eine besonders gute 3D-Audio-Umsetzung. Racket: Nx hat das Potential, eines Tages zu den besten Room-Scale VR-Titeln zu gehören.

Dominik
Dominik
Hey Leute, ich bin der Dominik und leidenschaftlicher Zocker. Egal ob PC, Konsole, Handhelds oder VR, solo oder multiplayer - ich interessiere mich für die volle Bandbreite, die die Gaming-Welt zu bieten hat. Lieblingsgenres habe ich dennoch: Rennspiele, Action/Adventures, JRPGs und Visual Novels.
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