Releasedatum: 19.09.2025
Medientyp: Blu-ray, Spielkarte, Download
Genre: Action-Adventure, JRPG
Entwickler: Nihon Falcom
Herausgeber: GungHo Online Entertainment
Mit Trails in the Sky 1st Chapter kehrt ein echter Genre-Klassiker zurück – diesmal in überarbeiteter Form mit frischem 3D-Look, englischer Sprachausgabe und zahlreichen Komfortfunktionen. Ich habe den Titel auf dem PC sowie auf verschiedenen Handhelds getestet und verrate euch, warum sich die Reise durch das Liberl-Königreich mehr denn je lohnt.
Zunächst muss ich klarstellen, dass The Legend of Heroes: Trails in the Sky FC zu meinen absoluten Lieblingsspielen gehört. Ich habe den Titel, der 2004 auf dem PC erschien, als Kind in der PSP-Fassung gespielt. Vor einigen Jahren habe ich zudem die PC-Version mit einigen Mods auf dem Steam Deck nachgeholt. Die physischen Spiele sowie auch Merch und Figuren sind Teil meiner Sammlung. Da Trails in the Sky FC zu meinen Lieblingsspielen zählt, sah ich im 1st Chapter-Remake einerseits eine Gefahr, andererseits eine Chance. Als großer Fan des Originals hatte ich hohe Erwartungen und konnte mir nur schwer vorstellen, dass mir das Remake besser als die ursprüngliche Fassung gefallen würde. Sollte mir 1st Chapter aber tatsächlich noch besser als das Original gefallen, hätte das Remake einen Platz in meiner Liste an Lieblingsspielen sicher.
Ein Abenteuer mit Herz – Estelle und Joshua auf Spurensuche
Im Mittelpunkt der Geschichte stehen Estelle Bright und ihr Adoptivbruder Joshua, die gemeinsam mit ihrem Vater Cassius im beschaulichen Städtchen Rolent leben. Cassius ist kein gewöhnlicher Vater – als legendärer Bracer genießt er hohes Ansehen und dient als Vorbild für seine Kinder. Die Bracer-Gilde ist eine Organisation, die sich dem Schutz der Bevölkerung und der Lösung alltäglicher wie außergewöhnlicher Probleme verschrieben hat. Estelle und Joshua treten in Cassius Fußstapfen und werden zu Junior-Bracern. Doch bevor sie ihre Reise durch das Königreich antreten können, verschwindet Cassius spurlos – und die beiden werden in ein Abenteuer verwickelt, das sie quer durch Liberl führt.
Die Erzählung hat zu Beginn Ähnlichkeit mit dem Slice-of-Life-Genre. Als Auftakt der Trails in the Sky-Trilogie lässt sich 1st Chapter viel Zeit, die Figuren und Spielwelt zu etablieren. Gerade im Prolog, der einige Stunden andauert, stehen zunächst kleinere Aufgaben und unspektakuläre Stadtbesuche im Vordergrund. Wer neu in der Trails-Reihe ist, wird diesen Start womöglich als etwas schleppend wahrnehmen. Doch wer sich auf den schonenden Beginn einlässt, wird mit einer liebevoll aufgebauten Welt belohnt, in der jeder NPC eigene Dialoge, Reaktionen auf Ereignisse und teils sogar kleine Nebenhandlungen bietet. Die Städte und Regionen, die Estelle und Joshua bereisen, sind Schauplatz eigenständiger Konflikte, die neue Gruppenmitglieder und spannende Wendungen mit sich bringen. Nach einigen Stunden nimmt die übergreifende Handlung auch so richtig Fahrt auf.
Dementsprechend schade ist es, dass die Handlung mit einem großen Cliffhanger endet, der viele Fragen unbeantwortet lässt. Ein Remake zu Trails in the Sky SC kann nicht schnell genug kommen!
Klassisch trifft modern – Das neue Kampfsystem
Spielerisch hat sich im Remake einiges getan, auch wenn das Spielgefühl grundlegend sehr ähnlich ist. Während die Figuren und Quests erhalten blieben, wurde das Kampfsystem überarbeitet. Trails in the Sky 1st Chapter bietet nun ein hybrides System aus Action- und Rundenkampf. Begegnungen mit Feinden resultieren zunächst im “Quick Battle“. Dieser erlaubt in Echtzeit einfache Angriffe und Ausweichmanöver, was sich ideal für den Kampf gegen schwächere Gegner eignet. Wer taktisch vorgehen will, kann jederzeit den klassischen Rundenmodus aktivieren und hat hier deutlich größere Freiheiten in der Bestimmung der Position, der einzusetzenden Fähigkeiten und der geplanten Angriffsrichtung. Das Kampfsystem legt einen Fokus auf die Reihenfolge von Angriffen, der Position auf dem Feld und auf Elementar- sowie Statuseffekte. Bei erfolgreicher Spielweise werden zudem Spezialattacken möglich, die mehrere Charaktere in der Party gleichzeitig draufprügeln lassen und flächendeckend Schaden anrichten. Das rundenbasierte System erfindet das Rad nicht neu, hat aber einen spaßigen Spielfluss und wird nicht langweilig.
Die Kämpfe sind fordernd, aber fair. Spielende erwarten längere Bosskämpfe und ein ausgewogenes Balancing. Manöver, die im Original-Spiel noch unverhältnismäßig stark ausfielen, sind abgeschwächt, was dem Erlebnis aber durchaus gut tut. Besonders gelungen ist das Orbment-System: Aus dem von Monstern hinterlassenen Sepith lassen sich sogenannte Quartz herstellen, die in die Orbment-Steckplätzen der Charaktere eingesetzt werden. Je nach Zusammensetzung und Linienführung ergeben sich unterschiedliche Fähigkeiten und Vorteile – ein System, das an die Materia aus Final Fantasy VII erinnert und viel Raum für Experimente bietet.
Komfortfunktionen und moderne Extras
Die Spielwelt lädt zur Erkundung ein. Immer wieder lassen sich Schatztruhen finden, die große Mengen Sepith oder neue Ausrüstung bieten. Neben stark verzweigten Routen, welche die verschiedenen Städte miteinander verbinden, gibt es auch Dungeon-ähnliche Areale wie unheimliche Wälder oder geheimnisvolle Türme, in denen die spaßigen Kämpfe voll zur Geltung kommen. Wer hin und wieder keine Lust auf Kämpfe hat, kann vielen Feinden aus dem Weg gehen. Das kann auch einmal ganz nett sein, wenn ich vorrangig die Story vorantreiben möchte.
Das Remake bringt zahlreiche Quality-of-Life-Verbesserungen mit sich. Ein High-Speed-Modus erleichtert das Grinden, Schnellreise (mit extrem kurzen Ladezeiten!) und weitere Questmarker sorgen für eine bessere Orientierung und weitere Zeitersparnisse. Waren im Original recht viele Nebenaufgaben verpassbar, sind zu findende Gegenstände und optionale Ereignisse hier hervorgehoben, was Frust vermeidet. Ingame-Achievements belohnen fleißige Spieler regelmäßig mit Items, die gegen Stat-Verbesserungen eingetauscht werden können. Das vormals noch recht komplizierte Quartz-System wurde um eine besser verständliche Darstellung sowie eine Option zum automatischen Ausrüsten ergänzt. Wer das Experimentieren mit den Quartz-Kombination mühselig findet, kann mit einer Schnellfunktion mit einem Klick beispielsweise den besten Magie-Build mit dem vorhandenen Quartz erwirken.
Auch kosmetisch können erstmals Änderungen an den Charakteren vorgenommen werden. Neue Outfits, Frisuren und Farben erlauben eine individuelle Gestaltung der Charaktere – ein nettes Extra, auch wenn ich persönlich bei den Standarddesigns geblieben bin. Estelle sieht mit türkisen Haaren einfach falsch aus! Zwar gibt es einige neue Events und Quests. Insbesondere für Kenner des Spiels sind dies nette Dreingaben. Doch der Kern des Spiels bleibt unverändert. Der Titel fällt umfangreich aus und dürfte den meisten Spielenden mindestens 40 Stunden Spielspaß bescheren.
Technik und Grafik – Anime zum Mitspielen
Grafisch präsentiert sich Trails in the Sky 1st Chapter wie ein spielbarer Anime. Die cel-shading-Optik, ausdrucksstarke Charaktermodelle und flüssige Animationen sorgen für ein stimmiges Gesamtbild. Besonders die Kampfeffekte wirken kraftvoll und dynamisch. Es hat mich wirklich sehr gefreut, einige Angriffe, die mir nachhaltig im Gedächtnis geblieben sind, nun so aufwändig animiert in 3D zu sehen. Vereinzelte Texturen wirken weiterhin etwas matschig, doch insgesamt zeigt sich die Grafik sehr stimmig.
Auf dem PC läuft der Titel sauber, bietet viele Grafikoptionen und erlaubt das Freischalten der Framerate. Auf Handhelds wie dem Steam Deck OLED muss man die Einstellungen etwas reduzieren, erhält aber dennoch ein gutes Spielerlebnis. Am meisten habe ich auf dem MSI Claw 8 AI+ Handheld gespielt, auf dem Trails in the Sky 1st Chapter eine besonders gute Figur abgibt. Auf der Nintendo Switch 2 zeigt sich das Spiel ebenfalls solide, auch wenn die Performance im Handheld-Modus nicht ganz an die Leistung im Dock-Modus heranreicht. Gerade in belebten Städten kann die Bildrate etwas ins Stocken geraten. Technisch habe ich kaum etwas zu bemängeln. Lediglich das Fehlen einer nativen Unterstützung für die 32:9-Auflösung hat mich minimal gestört. Per PC-Mod lässt sich der Support für die Auflösung immerhin nachträglich ergänzen. Die 16:10-Auflösung wird hingegen unterstützt, was Spielende auf dem Steam Deck oder MSI Claw freut.
Erstmals mit englischer Sprachausgabe – und nach wie vor einem tollen Soundtrack
Eine Premiere feiert die englische Sprachausgabe, die es im Original und selbst in den Neuveröffentlichungen für PSP und PS Vita nie gab. Zwar musste ich mich an Estelles Stimme zunächst gewöhnen – ich kannte bisher nur die japanische Stimme mit etwas anderer Tonlage. Doch insgesamt liefert das Sprecherensemble eine überzeugende Leistung ab. Kleinere Aussprachefehler wie “Liberal” statt “Liberl” irritierten mich anfangs, stören im Gesamteindruck jedoch kaum. Die deutschen Untertitel sind gelungen, obwohl ich persönlich die englischen Texte bevorzuge – was wohl an meiner Vertrautheit mit dem Original liegt und der Humor aus meiner Sicht noch ein wenig besser vermittelt wird, als in der deutschen Fassung.
Musikalisch überzeugt Trails in the Sky 1st Chapter mit einem fantastischen Soundtrack. Insbesondere das Battle-Theme sowie die einzelnen Lieder, die in den Städten erklingen, sind eingängig und gehören zu meinen liebsten Songs aus dem gesamten JRPG-Genre. 1st Chapter hat neue Arrangements auf Lager, welche der ursprünglichen Musik auf subtile Weise neues Leben einhauchen. Besonders schön: Man kann jederzeit zwischen der neuen Musik, der PS Vita-Version und dem Original-Soundtrack wechseln.




















