Releasetermin: 30.06.2017
Medientyp: Blu-ray Disc, Download
Genre: Action-RPG
Entwickler: Media.Vision
Herausgeber: Sega
Auf der PS3 landete Sega mit Valkyria Chronicles einen Überraschungserfolg. Mit einer charmanten Story und Präsentation, einem besonderen Look und einem ausgetüftelten Strategie-Kampfsystem begeisterte der Titel die Presse und viele Spieler. Das strategische Abenteuer bekam noch zwei Fortsetzungen spendiert, die jedoch exklusiv für die Playstation Portable erschienen sind. Während viele Fans auf eine Konsolenversion von Valkyria Chronicles 2 und 3 hofften, entschied sich Sega dafür, den ersten Valkyria Chronicles-Titel auf der PS4 aufleben zu lassen. Doch sollte der gelungene Port nicht das einzige Spiel der Reihe bleiben, dass es auf die PS4 schafft. Allerdings nahm sich Sega nicht der oft gewünschten Konsolenports von Valkyria Chronicles 2 und 3 an, sondern entwarf einen völlig neuen Ableger. Dieser lautet Valkyria Revolution und macht einiges anders, als Fans es von den drei bisherigen Spielen gewohnt sind.
Handlung kaum mit Innovationen, doch durchaus unterhaltsam und spannend
Valkyria Revolution kapselt sich von der Chronicles-Reihe ab und bietet sowohl spielerisch als auch inhaltlich neue Aspekte an. Während Chronicles noch vom ersten und zweiten Weltkrieg inspiriert war, dreht Revolution die Zeit weiter zurück. Es lehnt sein Geschehen an die Koalitionskriege und den Deutschen Krieg an. Wie durch die Vorgänger bekannt, gibt die Handlung aber nicht reale Geschehnisse wieder, sondern präsentiert seine eigene Interpretation des 19. Jahrhunderts in Europa. Ausgangspunkt ist das kleine Königreich Jutland, das vom Ruz-Imperium eingekesselt wird. In einem Rachefeldzug plant eine Reihe von jungen Soldaten, den Kaiser von Ruz zu stürzen – und so schrecken sie nicht davor zurück, ganz Jutland mit in den Krieg zu zerren. Früh werden die Motive der Protagonisten erklärt und auch sonst bietet das Spiel viele Hintergrundinformationen, die die Geschichte lebendig gestalten. Stellt euch darauf ein, dutzende Zwischensequenzen zu ertragen – bei einer interessanten Handlung ist das natürlich aber gar keine schlechte Sache.
Mit allerlei Intrigen, Listen und grundsätzlich düsteren Thematiken hat mir das Erzählte gut gefallen. Dabei erfindet Revolution das Rad nicht neu. Im Kern bekommen Spieler hier eine klassische Underdog-Geschichte präsentiert: Das kleine Jutland gegen die gewaltige Macht von Ruz. Doch bietet die Story viele ansprechende Ereignisse, die mein Interesse immer wieder neu geweckt haben. Auch die Figuren tragen gelungen zur Unterhaltung bei. Zwar entsprechen manche Charaktere den klassischen Anime-Stereotypen, doch bettet Valkyria Revolution seine Figuren toll in die Geschichte ein. So hatte ich selbst an vermeintlich nervigen Charakteren früher oder später meinen Spaß gehabt. Die großen emotionalen Momente blieben bei mir zwar aus – in dieser Hinsicht hat Valkyria Chronicles seine Aufgabe noch besser gelöst. Doch ist die neue Story-Ausrichtung toll ausgefallen und hält für rund 25 Stunden durchaus spannende Überraschungen parat.
Kampfmechaniken mit mangelndem Fokus und zu leichten Gefechten
Die Kämpfe in Valkyria Revolution stellen wohl die größte Veränderung zu den Vorgängern dar. Hier wird quasi eine Art Hack’n Slay-Geschehen geboten, das mich grob an Dynasty Warriors erinnert hat. Hier kommen allerdings nicht solch große Gegnermengen zum Einsatz. Unter der Haube haben die Gefechte auch weitaus mehr zu bieten. Die Entwickler versuchten, Stealth-Elemente und Strategie-Möglichkeiten einzubinden. Auch ein Magiesystem sowie diverse RPG-Mechaniken zur Aufstufung finden sich vor.
Was das Vorhaben von komplexen Systemen aber zerstört, ist die fehlende Harmonie der verschiedenen Aspekte. Die Kämpfe laufen meist auf simples Hack’n Slash Button-Mashing hinaus, was leider fast immer zum Erfolg führt. Auf diese Weise werden Spieler absolut nicht dazu motiviert, die unterschiedlichen Elemente auszunutzen. Valkyria Revolution fällt erstaunlich leicht aus, woran auch die Schwierigkeitsgrade nicht viel ändern können. Zu Beginn stehen “Easy” und “Normal” zur Verfügung, doch bietet auch letztere Stufe kaum eine Herausforderung an. Manche Bosskämpfe können etwas knackiger ausfallen, doch ist das Spiel fernab dieser Gefechte fast durchgehend mit einfachsten Mitteln zu bewältigen.
Zwar haben sich die Entwickler ein System mit permanentem Tod der Kampfbegleiter ausgedacht. Da in meinem Durchgang aber kaum ein Charakter das Zeitliche gesegnet hat, kann dieses Konzept nur bedingt zur Herausforderung beitragen. An für sich finde ich die Idee des permanenten Todes interessant. Doch es ist schade, dass wichtige Hauptcharaktere vor dem permanenten Tod geschützt sind, was aus diesem Aspekt ein wenig die Spannung herausnimmt.
Strategische Elemente wirken fehl am Platz – doch Revolution hat auch gelungene Aspekte in petto
Valkyria Revolution präsentiert seinen Spielern durchaus auch strategische Möglichkeiten. So können die Gefechte angehalten werden, um über das künftige Vorgehen zu überlegen. Insgesamt aber fühlt es sich so an, als wäre der Fokus eher auf die schnelle Action gelegt worden. Während ich nicht wirklich zufrieden damit bin, wie der Titel viele verschiedene Elemente mit den simplen Schlachten vermischt, konnte mich auch diese Zeitstopp-Variante nicht überzeugen. Es fühlt sich im direkten Vergleich unnötig träge an, vor jedem Manöver abzustoppen. Da Spieler mit der Hack’n Slash Action schneller und einfacher ans Ziel kommen, gab es für mich auch kaum den Anreiz, das strategische Geschehen oft zu nutzen. Dafür wich ich dann doch lieber auf das HD-Remaster von Valkyria Chronicles aus.
Doch ist sicherlich nicht alles schlecht umgesetzt. Valkyria Revolution hat Probleme, die Balance im Spielgeschehen zu halten und all seine Mechaniken harmonisch zu implementieren. Trotzdem kommt der Titel auch mit tollen Ideen und Umsetzungen daher. Diese lassen sich unter anderem im Party-System finden. Spieler bestimmen die Ausrüstung der Mitkämpfer, die wiederum durch gesammelte oder gekaufte Ressourcen und Teile erstellt wird. Da durch stärkere Ausrüstung diverse Basis-Werte der gesamten Party zunehmen, macht es wirklich Spaß, nach und nach mit immer stärkeren Teilen für eine verstärkte Party zu sorgen. Sowohl die Upgrades für die Waffen als auch die Aufstufung im Rang gehörte in reinster RPG-Manier zu meinen liebsten Aspekten.
Auch die Implementierung von Ragnite hat mir gefallen. Dabei handelt es sich um eine Art Währung, mit der sowohl die Primärwaffen aufgestuft werden als auch einzelne Figuren zusätzliche Fähigkeiten erlangen können. Valkyria Revolution hat eine Menge wirklich spaßiger Systeme in Aktion. Schade nur, dass der Titel die vielen Konzepte nicht ideal miteinander kombinieren kann und viele Spieler das Ende sehen werden, ohne überhaupt mit einigen der Möglichkeiten experimentiert zu haben.
Anime-Cel-Shading mit technischen Schwächen, dafür untermalt von tollem Soundtrack
Ich bin ein Fan der Optik der Reihe! Die Cel-Shading-Grafik inszeniert verträumte Landschaften gelungen. Figuren kommen im ansehnlichen Anime-Look daher und überzeugten mich einmal mehr mit dem Steampunk-Stil, der schon im ersten Chronicles-Teil vorkam. Während die Grafik des Öfteren mit dem Artstil bezaubern kann, sieht es auf technischer Seite nicht ganz so rosig aus. Viele Texturen sind verschwommen und hüllen die eigentlich hübsche Umgebung stellenweise in verpixelte Stellen. Auch die Animationen wirken nicht ganz auf der Höhe der Technik. Bei genauerem Hinsehen zeigt Valkyria Revolution, dass es parallel auch auf der PS Vita erschienen ist und somit Kompromisse getroffen wurden. Trotz der angestaubten Technik hat der Titel optisch durchaus seine Momente, doch gibt er über weite Strecken eine äußerst durchwachsene Figur ab.
Der Soundtrack hingegen überzeugt auf voller Länge. Die Lieder wissen sich stets der Situation anzupassen und weisen sowohl schnelle als auch ruhige Töne auf. Da hier Yasunori Mitsuda, der Komponist von unter anderem Chrono Trigger und Xenogears, am Werk war, dürfte die hohe Qualität des Soundtracks allerdings auch nicht verwundern. Die japanischen Stimmen sind toll gewählt und auch die englischen Synchronsprecher liefern mit Ausnahme weniger Figuren einen tollen Job ab. Das Spiel kommt mit englischem Text daher, so dass zumindest Schulkenntnisse für ein Verständnis beim Spielen vorliegen sollten.