Lost Hellden von Entwickler Artisan Studios und Publisher Kwalee Gaming war mir vor der Gamescom 2025 kein Begriff. Umso gespannter war ich, als mir der Titel im Rahmen eines halbstündigen Präsentationstermins von den Entwicklern persönlich demonstriert wurde. Zwar konnte ich nicht selbst Hand anlegen, doch das Gezeigte hat mein Interesse geweckt – und das nicht nur wegen der prominenten Namen hinter dem Projekt. Was Lost Hellden ausmacht und warum ich den Titel nun auf dem Radar habe, verrate ich euch in meiner Vorschau.
Echtzeit trifft Strategie
Das Herzstück von Lost Hellden bildet ein Kampfsystem, das Echtzeit-Action mit rundenbasierten Elementen kombiniert. In Phasenkämpfen wechseln sich zwei Abschnitte ab: Die Actionphase erlaubt freie Bewegung in der Arena und das Ausführen von Angriffen in Echtzeit. Dabei können Spieler:innen jederzeit zwischen den Mitgliedern ihrer Party wechseln oder das Geschehen pausieren, um über Menüs taktische Entscheidungen zu treffen – ein Ansatz, der stark an Final Fantasy VII: Remake und Rebirth erinnert.
Jeder Angriff verbraucht Aktionspunkte, selbst einfache Nahkampfschläge. Dadurch entsteht ein strategischer Rhythmus, bei dem man genau abwägen muss, wann man welche Aktion und Fähigkeit einsetzt. Elementareffekte und gezielte Angriffe auf Schwachpunkte der Gegner sorgen für zusätzliche Tiefe. Wer Feinde mehrfach an ihren empfindlichen Stellen trifft, versetzt sie in einen „Druck“-Zustand, wodurch sie mehr Schaden erleiden.
Nach der Actionphase folgt die Reaktionsphase: Die Gegner, die zuvor nur eingesteckt haben, schlagen nun zurück. Hier liegt der Fokus auf Ausweichen und Parieren – wer gutes Timing beweist, kann sogar Konterangriffe starten. Das System wirkte im Zusammenspiel dynamisch und versprach eine gelungene Mischung aus Taktik und Timing.
Individuelle Helden mit Tiefgang
Lost Hellden bietet mehrere spielbare Charaktere, die allesamt über eigene Fähigkeitsbäume verfügen. Diese wirkten in der Präsentation bereits recht umfangreich und lassen auf viele Möglichkeiten zur Spezialisierung schließen. Ein Job-System wurde nur kurz angerissen, scheint aber zusätzliche Optionen zur Individualisierung zu bieten. Auch Ausrüstung und Accessoires spielen eine Rolle und bringen unterschiedliche Werte und Effekte mit sich. Wie tiefgreifend diese Systeme im fertigen Spiel ausfallen, bleibt abzuwarten – das Potenzial für ein komplexes Rollenspiel ist aber definitiv vorhanden.
Old-School-Charme trifft moderne Technik
Lost Hellden setzt auf eine charmante Old-School-Optik. Städte werden in einer fixierten 2D-Perspektive erkundet, die stark an JRPGs der PS1-Ära erinnert. Die handgezeichneten Umgebungen im Wasserfarben-Stil wirken liebevoll gestaltet und versprühen nostalgischen Flair. Die Weltkarte erlaubt die Auswahl verschiedener Regionen und Städte. Gespräche zwischen den Figuren laufen hingegen im Stil von Visual Novels ab – mit Character Art und Textboxen.
Abseits der Städte lauern Feinde, denen wir in manchen Situationen auch aus dem Weg gehen können. Ein Aufeinandertreffen sorgt dafür, dass Spielende eine dreidimensionale Kampfarena betreten. Diese Arenen wirkten in der Präsentation allerdings grafisch etwas karg und ein wenig langweilig gestaltet. Darin zeigt sich ein Kontrast zur detailverliebten Stadtgestaltung. Sollte das Gameplay überzeugen, dürfte die schlichte Optik in den Kämpfen jedoch kaum ins Gewicht fallen.
Prominente Namen und vielversprechende Klangkulisse
Audiovisuell scheint Lost Hellden einiges zu bieten. Mit Takeshi Oga ist ein Künstler an Bord, der bereits für die atmosphärischen Designs von Sonys Schwerkraftsabenteuern Gravity Rush und die Horror-Reihe Siren verantwortlich war. Der Soundtrack stammt von Hitoshi Sakimoto, dessen Kompositionen für Final Fantasy XII, Final Fantasy Tactics und Valkyria Chronicles Genre-Fans bekannt sein dürften. Die Beteiligung dieser Größen lässt auf eine hochwertige Inszenierung hoffen.
Noch viele offene Fragen – aber ein guter erster Eindruck
Da ich Lost Hellden nicht selbst spielen konnte, bleiben einige Aspekte noch unklar. Wie fühlt sich das Kampfsystem an? Bietet das Spiel ausreichend Abwechslung in den Kämpfen und Missionen? Wie tief greifen die RPG-Mechaniken wirklich? Wie umfangreich wird das fertige Spiel? Und auch die Geschichte, die das Spiel erzählen will, konnte ich in der kurzen Session auf der Messe noch nicht im Detail kennenlernen. Trotz dieser Fragezeichen hat mich die Präsentation neugierig gemacht. Das Kampfsystem wirkte frisch und durchdacht, die visuelle Gestaltung charmant und die musikalische Untermalung vielversprechend.
Mit einem Mix aus nostalgischer Präsentation und modernen Mechaniken könnte Lost Hellden zu einem Geheimtipp für JRPG-Fans werden. Ich bin gespannt, wie sich der Titel weiterentwickelt – und hoffe, schon bald selbst Hand anlegen zu dürfen.