Auf der Gamescom durfte ich das neue Spiel von Entwickler Soleil Inc. und Publisher 110 Industries anspielen – Wanted: Dead. Der Titel präsentiert schnelle, blutige Action in Third-Person-Perspektive und überlässt seinen Spielern die Wahl, Kämpfe mit Schusswaffen oder einem Katana anzugehen. Diese Shooter & Slasher-Mischung wird gepaart mit einem herausfordernden Schwierigkeitsgrad und Minispielen. Klingt auf dem Papier nach einer interessanten Prämisse, die Wanted: Dead zum Geheimtipp machen könnte. Was mir in der Anspielsession gefallen hat, erfahrt ihr in dieser Vorschau.
Eliteeinheit der Polizei im Cyberpunk Hongkong
In der Geschichte von Wanted: Dead wird eine Einheit der Hongkonger Polizei über einen Zeitraum von einer Woche begleitet. Als Schauplatz dient eine “düstere und gefährliche Sci-Fi-Version Hongkongs”. Als Teil der elitären “Zombie Einheit” haben Spieler die Aufgabe, die Machenschaften eines einflussreichen Konzerns aufzudecken. Anführerin dieser speziellen Einheit ist die hartgesottene Lt. Hannah Stone, die als spielbare Hauptprotagonistin fungiert. Sie wird unterstützt durch ein fähiges Team, das ihr während der Einsätze den Rücken freihalten und sie unterstützen soll. In den 30 Minuten, die ich mit dem Spiel verbracht habe, konnte ich zum Aspekt der Story nur wenige Eindrücke sammeln. Mit der Aussage, dass Cyberpunk-Animeserien aus den frühen 90ern als Vorbild für die Geschichte dienten, wurde ich jedoch sehr neugierig gemacht und bin gespannt, was das Spiel in Sachen Story und Worldbuilding auf Lager haben wird. Das Voice-Acting konnte mich bisher nicht überzeugen. Doch das wird der ohnehin kitschigen Aufmachung vermutlich nicht schaden, sondern womöglich gar zu einem positiven Trash-Faktor beitragen.
Schusswaffe und Katana – Shooter und Hack’n’Slay in einem
Ich durfte eins der frühen Kapitel spielen, in dem ich von einer Hotellobby ausgehend durch enge Gänge getrieben wurde und mich gegen unzählige menschliche Feinde im Anzug behaupten musste. Lt. Hannah Stone hat eine Standardwaffe zur Verfügung, welche sie das gesamte Spiel über behält. Diese Waffe kann im Laufe der Geschichte aufgerüstet und verbessert werden. Zusätzlich kann sie eine weitere Waffe aufheben, welche sie beispielsweise von erledigten Feinden klaut. Die Schussgefechte fühlten sich grundsätzlich gut an. Allerdings war der von Genrekollegen gerne genutzte Auto-Aim hier stark reduziert, sodass ich anfänglich meine Schwierigkeiten beim Zielen hatte. Nach einiger Weile kam ich mit der Waffe besser zurecht, merkte aber schnell, dass mir das Katana-Gameplay mehr liegt. In Wanted: Dead stehen Spielern vor der Wahl, Schusswaffen zu nutzen oder sich mit einem Katana durch die Gegnermassen zu schnetzeln. Das Hack’n’Slay-Geschehen spielt sich sehr geschmeidig und zeigt, dass der Titel nicht für zartbesaitete Spieler gedacht ist. Das Blut spritzt ununterbrochen, Gliedmaßen fliegen durch die Luft. Man habe eine bewusst überspitzte Gewaltdarstellung gewählt, welche den Vergleich mit Cyberpunk-Animes einmal mehr erklärt.
Brutales und forderndes Spielgeschehen
Richtig brutal wird es durch Finisher-Moves, bei denen Hannah Stone ihren Feinde wahlweise mit einer Schusswaffe oder dem Katana filmreif das Licht ausknipst. Mir wurde versprochen, dass im finalen Spiel über 50 verschiedene Finisher-Manöver enthalten sein sollen. Ein wirklich ansehnlicher Spielfluss wollte bei mir allerdings nicht entstehen. Man sagte mir schon früh, dass die Ninja Gaiden-Reihe ein Vorbild hinsichtlich der Schwierigkeit sein soll. Kein Wunder, da hier bei Wanted: Dead auch Entwickler am Werk sind, die in der Vergangenheit an der ikonischen, bockschweren Slasher-Serie mitgewirkt haben. Als ich einem Mitarbeiter aus der QA beim Spielen zuschauen durfte, der schon etliche Stunden mit Wanted: Dead verbracht hat, staunte ich aber nicht schlecht. Er glitt fast schon grazil von Gegner zu Gegner, verwendete in schlüssigen Momenten seine Schusswaffe und machte von den Finisher-Moves Gebrauch. In der Summe präsentierte sich mir eine blutige Actionsequenz, die glatt aus einem John Wick-Film stammen könnte. Dies hat mir gezeigt, dass es in Wanted: Dead vermutlich eine gewisse Lernkurve zu überwinden gibt, bis ein ansehnliches Spielgeschehen zustande kommt. Basierend auf meiner kurzen Spielzeit habe ich noch leichte Bedenken, dass die Gefechte nach einiger Zeit repetitiv und monoton werden könnten. Es wurden Waffenupgrades, eine große Waffenvielfalt und neue Fähigkeiten versprochen, wodurch diese Gefahr der Monotonie reduziert werden soll.
Minigames im Stile der Yakuza-Reihe
Um weiterhin Abwechslung ins Geschehen zu bringen, haben sich die Entwickler etwas
Weiteres einfallen lassen. In Wanted: Dead werden Spieler regelmäßig mit Minispielen konfrontiert. Es soll nicht ständig nur Action zu sehen geben. Stattdessen sollen Spieler die Möglichkeit haben, die verschiedenen Charaktere der Story kennenzulernen. Eine der Nebenfiguren wird übrigens von Stefanie Joosten gespielt, die als Quiet in Metal Gear Solid V bekannt geworden ist – das nur am Rande. Mit den NPCs kann sich Lt. Hannah Stone für die kommenden Gefechte stärken und an Minispielen teilnehmen. Ich habe ein Karaoke-Rhythmusspiel sowie ein 2D-Sidescroller-Spaceshooter ausprobieren können. Sofern die Minispiele, ähnlich wie bei der Yakuza-Reihe, stimmig in das Gesamtgeschehen eingebettet sind, sehe ich diese Komponente als gelungene Abwechslung an.
Liebesbrief an vergangene Konsolengeneration
Dass Wanted: Dead nicht mit dem größten Budget entwickelt wird, ließ sich an einigen Stellen erahnen. Das teilweise noch dürftig klingende Voice-Acting hatte ich bereits aufgegriffen. Dazu kommt, dass manche Animationen, insbesondere die der Feinde, nicht ganz so rund wirkten. Prinzipiell sieht das Spielgeschehen recht hübsch aus, die Gefechte sind nicht zuletzt dank der Finishing-Moves schön in Szene gesetzt. Und trotzdem wurde ich das Gefühl nicht los, dass ich da gerade einen Titel spielte, der sich im Zeitalter geirrt hat. Das Spiel fühlt sich an, als sei es aus der PS2- oder PS3-Generation in die heutige Zeit geflüchtet. Die Grafik ist besser, keine Frage. Aber da die Entwickler selbst das Spiel als “Liebesbrief an die sechste Konsolengeneration” (PS3, Xbox 360) beschreiben, hat mich mein Gefühl nicht getäuscht. Und diese Beschreibung ist wahrlich nicht negativ gemeint. Wanted: Dead versprüht einen Charme aus einer Zeit, in der Begriffe wie “Live-Service” und “Player Retention” noch lange nicht bekannt waren, sondern sich Spiele rein um den Spaß der Spielmechaniken gedreht haben.
Vorläufiges Fazit
Wanted: Dead ist eins meiner liebsten Spiele, das ich mir auf der Gamescom anschauen durfte. Die Gameplay-Mischung aus hitzigen Schussgefechten und blutigem Katana-Geschnetzel hat Spaß gemacht. Ich konnte in den 30 Minuten mit dem Spiel zwar noch keinen ansehnlichen Spielfluss aufbauen, freue mich aber schon jetzt auf die Zusammenschnitte von High-Level-Gameplay der Leute, welche die Spielmechaniken in- und auswendig lernen werden. Wanted: Dead bietet die Grundlage für filmreif inszenierte Action, an der man sich nicht satt sehen kann. Wie abwechslungsreich sich der Titel letzten Endes spielen wird, muss sich zeigen. Abhilfe schaffen sollen abwechslungsreiche Minigames. Aber auch hier bin ich gespannt, wie diese stimmig in das Gesamtpaket eingebaut werden. Die gezeigte Grafik ist grundlegend hübsch; hier und da fallen jedoch altbackene Animationen und weniger detailreich gestaltete Areale auf. Auch das Voice-Acting hat noch Luft nach oben. Doch diese negativen Aspekte trübten meinen Spaß am Spielgeschehen überhaupt nicht. Wanted: Dead versprüht einen Charme, der mich an PS3-Titel wie Vanquish, Binary Domain oder auch No More Heroes erinnert. Es schlägt in die Richtung der verrückten Spiele ein, die wir heutzutage nur noch selten bekommen. Daher blicke ich freudig und gespannt dem Release des Spiels am 14. Februar 2023 entgegen.
Wanted: Dead soll für PC, PS4, PS5, Xbox One und Xbox Series S | X erscheinen. Für die Playstation- und Xbox-Konsolen gibt es aktuell noch keinen Eintrag in den entsprechenden Stores.