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Watch Dogs 2 im Test

Releasetermin: 15.11.2016

Medientyp: Blu-ray Disc, Download
Genre: Action-Adventure, Third-Person-Shooter, Open-World
Entwickler: Ubisoft Montreal
Herausgeber: Ubisoft

 

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Der erste Watch Dogs-Titel stellte früh in Aussicht, was die „Next Gen“-Konsolen zu bieten haben sollten. Seit der Enthüllung auf der E3 2012 ist viel Zeit vergangen. Die PS4 und Xbox One sind nun schon viele Jahre auf dem Markt. Watch Dogs konnte Spieler und Presse zwar nicht vollends überzeugen, doch war der Titel ein finanzieller Erfolg. Kein Wunder also, dass Ubisoft dem Spiel einen Nachfolger spendiert. Doch kann Watch Dogs 2 die Fehltritte des Vorgängers ausbügeln? Finden wir es heraus!

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Die Zukunft des digitalen Zeitalters?

Watch Dogs 2 spielt in der San Fransisco Bay Area und erzählt die Geschichte um die Hackertruppe DedSec, die sich gegen das überarbeitete Überwachungssystem ctOS 2.0 und die Firma dahinter – “Blume” – auflehnt. In der Rolle von Marcus Holloway wollen wir uns der berüchtigten Hacker-Gemeinschaft anschließen und stehen prompt vor einer Aufnahmeprüfung, denn nimmt DedSec nicht jeden dahergelaufenen Möchtegernhacker auf. Das läutet das Tutorial von Watch Dogs 2 ein: Marcus schleust sich in den Serverraum von Blume ein und beweist, dass er seinem Ruf gerecht wird, indem er seine Kriminalakte löscht. Mit ersten Hintergrundinformationen über DedSec, ctOS 2.0 und Blume, mit dem actionreichen Einstieg ins Spielgeschehen und mit cooler Mucke hat der Titel einen der spaßigsten Auftakte, die ich in den letzten Monaten gespielt habe!

Während das erste Watch Dogs düsterer dargestellt war und sich selbst viel zu ernst nahm, bietet der zweite Teil eine leichtere Atmosphäre. Die DedSec-Crew ist unterhaltsam und so stecken interessante Persönlichkeiten in den Begleitern. Es gibt jede Menge Anspielungen an die Popkultur und auch der Protagonist ist locker drauf, was tatsächlich eine angenehme Stimmung zur Folge hat. Die Figuren und der Umgang untereinander ist mir im Vergleich zum ersten Spiel mit als eine der besten Veränderungen aufgefallen. Der strenge Ton war in Watch Dogs zwar nicht immer fehl am Platz, doch zog der Titel diese Masche über das gesamte Spiel durch, was mich nach einigen Stunden dann doch anödete.

Der Nachfolger zeigt, dass es auch anders geht. Ist der Umgangston und die generelle Atmosphäre deutlich entspannter, weiß das Spiel ebenfalls mit ernsten Akzenten zu punkten. Geht es verstärkt um Thematiken wie Datenschutz, Überwachung und “Always Online”, gibt Watch Dogs 2 auch einmal eine seriöse Figur ab. Die Themen sind auch in unserer Welt durchaus aktuell, weshalb mich die Erzählung um DedSec und Blume interessiert hat. Die Ernsthaftigkeit wird gut dosiert, sodass Watch Dogs 2 seinen Spielern tatsächlich auch über das Spielen hinaus zu denken gibt. Die Geschichte ist zwar nicht einwandfrei inszeniert, hat seine Schwächen und so wird der unbekümmerte Ton gelegentlich überspitzt. Doch sorgte die facettenreichere Stimmung insgesamt für einen besseren Schwung und ließ mich mehr Spaß mit der Story haben, als ich es noch mit Aiden Pearce in Chicago hatte.

Auf Follower-Jagd

Das übergeordnete Ziel lautet also, Blume auszuschalten und die Machenschaften der Organisation aufzudecken. Doch wie können wir dies erreichen? Das Konzept ist simpel: Mit ausreichend Rechenpower und Reichweite hätten wir die Möglichkeit, es mit dem Mega-Konzern aufzunehmen. DedSec stellt daher eine App für die Bürger San Franciscos bereit, mit der Follower unsere Hacking-Fähigkeiten bestaunen können. Es gilt nun also in der Rolle von Marcus, möglichst viele Follower für die DedSec-App zu gewinnen. Dafür hat er zahlreiche Optionen. Primär wickelt er waghalsige Missionen ab, um die Gunst der Leute zu gewinnen. Doch auch Sammelobjekte und allerlei Nebentätigkeiten führen zum Ziel. Nahezu jede Aktion bringt Follower ein, weshalb wir uns in Watch Dogs 2 tatsächlich nach Lust und Laune austoben können, während wir dem übergeordneten Ziel des Spiels näher kommen.

Mit San Francisco steht einmal mehr eine offene Welt zur Verfügung, die grob genau die Tätigkeiten zu bieten hat, die das Genre üblicherweise so vorweist. Story-Missionen, kleinere Nebenaufgaben oder auch Infiltrationsaktivitäten in von Feinden besiedelten Gebieten. Was die Watch Dogs-Reihe jedoch besonders macht, sind eine Vielzahl an Hacking-Fähigkeiten, die das freie Erkunden und auch das Absolvieren sämtlicher Aufgaben um eine spaßige Komponente erweitern.

Marcus kann Kameras hacken und sich so eine Übersicht in fast jeder Situation verschaffen. Er kann Handys hacken, um Informationen abzufangen oder Geld vom Konto des Handybesitzers abzuheben. Er kann den Verkehr beeinflussen, indem er Autos fernsteuert, Ampeln umschaltet oder gar lahm legt. Aber kann er auch eine Gasexplosion an manchen Stellen des Asphalts herbeiführen, was einmal mehr starke Einwirkungen auf den Verkehr hat. Die Hacking-Fähigkeiten gehörten schon im ersten Watch Dogs zu den besten Aspekten und so weiß der zweite Teil, das System logisch zu erweitern.

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Spaßige Zugänge bei den Hacking-Fähigkeiten

Zum einen hat das Spiel ein schlüssiges Upgrade-Konzept, mit dem wir uns neue Fertigkeiten in einer Art Skillbaum-Übersicht freischalten. Mit jedem Follower-Rangaufstieg verdienen wir uns eine Handvoll Forschungspunkte dazu, die wir obendrein auch in San Francisco versteckt finden können. Mit den Forschungspunkten lassen sich Skills in unterschiedlichen Kategorien freilegen, die unter anderem unsere Hacking-Möglichkeiten erweitern, unseren Autos einen Turbo-Boost verleihen oder unsere Schusskünste verbessern. Manche Fähigkeiten benötigen zur Aufrüstung neben Forschung auch “Kerndaten”, die sich ebenfalls in der Spielwelt finden lassen. Das System ist insgesamt gelungen und beschafft uns kontinuierlich neue Optionen zum Vorgehen.

Zum anderen sind Ubisoft die verfügbaren Möglichkeiten wirklich geglückt. Ich habe mich besonders gern mit der neuen Fernsteuerung anderer Autos beschäftigt. Nerviger Verfolger im Nacken? Blick nach hinten und ihn per Hack abbremsen oder gar in die Wand crashen lassen! Wir können auch ferngesteuert Gabelstapler und ähnliche Vehikel bedienen, um unentdeckt für Chaos zu sorgen. Provoziert von einem Bürger, an dem wir uns nun rächen wollen? Handy gehackt, Beweismaterial gefälscht und schon geht die Polizei mit Suchbefehl auf den Störenfried los. Oder lassen wir ihn inmitten eines Bandenkriegs gar ausschalten? Keine Lust, immer auf Kameras angewiesen zu sein, um sich einen Überblick zu verschaffen? Dann holen wir uns doch den RC-Jumper oder gar den Quadcopter, mit dem wir nicht nur Drohnenrennen bestreiten, sondern auch aus der Luft heraus unser Umfeld beeinflussen können.

Die neuen Features sind in Watch Dogs 2 wirklich gelungen und so fällt mir keine Neuerung ein, die sich nicht spaßig bemerkbar macht. Eine Funktion habe ich jedoch vermisst. Der “Fokus”-Skill ist nicht länger Teil des Spiels. Im Vorgänger noch konnten wir in Schussgefechten eine Art Zeitlupenmodus aktivieren, um besonders präzise Schüsse abzugeben. Dies ist nicht länger möglich, was mich ein wenig enttäuscht hat.

Fokus auf Stealth, doch auch Schussgefechte mit guter Umsetzung

Die Ballerorgien machen dennoch Spaß. Auch wenn Watch Dogs 2 verstärkt eine Betonung auf Stealth-Manöver legt, was durch die verschiedenen Hacks und eine schallgedämpfte Betäubungsknarre auch sehr gut möglich ist, sind die Schussgefechte gelungen. Wer ala Rambo die Gefechte besonders brachial angeht, wird ebenso seinen Spaß haben. Zwar ist es zumeist sinnvoller, die Stealth-Möglichkeiten zu nutzen. Die Schussmechaniken sind allerdings gut umgesetzt und so gibt es ein großes Aufgebot an Waffen, die wir uns per 3D-Drucker an einem Hauptquartier beschaffen können. Auch wenn die Feinde oftmals nicht sonderlich akkurat zielen, hält Marcus nicht viel Beschuss aus, bevor er den Löffel abgibt. Ein stürmisches Verhalten ist also wirklich eher eine Notlösung in den meisten Situationen, weshalb das Wegfallen der Fokus-Funktion nicht allzu sehr stört.

Klassische und kreative Open World-Tätigkeiten

Auf der Jagd nach neuen Followern geht Marcus diversen Tätigkeiten nach. Es gibt Story-Aufgaben, doch natürlich auch dutzende weitere Missionen unterschiedlichster Art. Wer keine Aufgaben erledigen möchte, kann auch Sammelobjekten wie den Forschungspunkten nachgehen. Ich habe auch Gefallen daran gefunden, mich virtuell einzukleiden und neu freigeschaltete Kleidungsstücke regelmäßig durch zu wechseln. Zudem präsentiert das Spiel “ScoutX” – quasi das Instagram von Watch Dogs 2. Spieler werden beauftragt, an bestimmten Orten der Umgebung Selfies und Fotos zu schießen, um einmal mehr Follower einzustreichen.

Fans der gewöhnungsbedürftigen, aber insgesamt gelungenen Fahrphysik werden viel Zeit mit der Driver SF-App verbringen. Marcus stellt seine Dienste als Fahrer in diesem „Uber“-Verschnitt zur Verfügung und muss manche Leute simpel von A nach B bringen, doch haben einige Kunden auch spannende Aufgaben für uns parat. Dazu gesellen sich beispielsweise Go-Kart-Rennen, oder auch Motorrad- und Quad-Zeitchallenges oder gar Drohnen-Wettrennen. Für Abwechslung ist wahrlich gesorgt! Hat das Spiel zwar auch “klassische” Open World-Tätigkeiten auf Lager, die Watch Dogs 2 nicht vom Genre-Standard absetzen, werden schlicht so viele und teils auch durchaus kreative Aufgaben präsentiert, dass für jedermann auch über 30+ Stunden für Spielspaß gesorgt ist.

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Gemeinsam hacken – oder aufeinander losgehen

Dazu trägt auch der Online-Multiplayer bei. Zwar war der Mehrspieler zum Launch mit Problemen belastet und bis vor kurzem nicht vollständig implementiert. Die “übergangslosen” Events wurden abgeschaltet, doch sind sie nun wieder Teil des Geschehens. Wir können Online-Aktivitäten manuell suchen, oder im natürlichen Spielverlauf in Online-Events eingespannt werden. Wer hingegen nicht jederzeit die Gefahr laufen will, gehackt zu werden, kann die übergangslose Variante auch deaktivieren.

Wir können anderen Spieler entweder in “Hacking-Invasionen” auflauern, woraufhin sie uns in einem kurzen Zeitraum entdecken und eliminieren müssen, oder auf Verfolgungsjagd gehen. In sogenannten Kopfgeldjagd-Missionen werden Mitstreiter nicht nur von der Polizei verfolgt, sondern haben auch andere Online-Spieler am Hals. Mit den Hacking-Möglichkeiten zur Verkehrsmanipulation ergeben sich in diesem Modus besonders spaßige Momente. Doch auch Koop wird geboten und so können Spieler gemeinsam einige Missionen absolvieren. Der Multiplayer hat keineswegs den Umfang und die Freiheiten eines GTA Online. Die Koop-Missionen, Kopfgeldjagden und Hacking-Invasionen konnten mich aber gut unterhalten und erweitern das Geschehen in San Francisco gelungen.

San Fransisco als farbenfroher und hübscher Schauplatz

Nach der eher tristen Kulisse, die das erste Watch Dogs mit Chicago bot, stellt der Schauplatz des Nachfolgers einen gelungenen Kontrast dar. Denn ist die Interpretation der San Fransisco Bay Area erfreulich bunt ausgefallen, was dafür sorgt, dass der Titel optisch abwechslungsreich ist. Neben San Fransisco bietet die Karte von Watch Dogs 2 auch Oakland und Silicon Valley, was sich zusammen zu einer beachtlichen Spielwelt zusammensetzt. Ich habe das Spiel auf der PS4 Pro erlebt, auf der es eine sehr gute Figur abgibt. Ich spiele auf einem 1080p-Monitor, auf dem die Bildqualität fantastisch herüberkommt. Denn wird der Titel in 1800p gerendert und herunterskaliert, was in einem klareren und schärferen Bild resultiert. Aliasing gehört durch diese Methode fast schon der Vergangenheit an und besonders in den Zwischensequenzen sind die Charaktere wahnsinnig detailliert dargestellt.

Auch die Beleuchtung und die Animationen können punkten. Die Umgebungstexturen sind zumeist knackig scharf, zudem werden wirklich hübsche Weitsichten mit der Skyline von San Fransisco präsentiert. Die Spielwelt hat nur wenige langweilige Ansichten zu bieten und gibt es in fast jedem Areal nette Details zu bewundern. Die Framerate wird bei 30 FPS weitestgehend gut gehalten, auch wenn es im Verkehr beim Fahren schneller Vehikel auch einmal zu kurzen Einbrüchen der Bildrate kommen kann. Insgesamt aber vermittelt Watch Dogs 2 einen technisch sehr guten Eindruck!

Ebenfalls gut umgesetzt ist der Akustik-Aspekt. Sämtliche Charaktere haben eine deutsche Stimme spendiert bekommen. Obwohl die meisten Figuren gut getroffen wurden, hat mir ausgerechnet die Vertonung der Protagonisten Marcus nicht allzu sehr gefallen. Ich freute mich darüber, dass sich die Synchronisation im Menü umändern lässt – denn ist die englische Umsetzung noch besser gelungen als die deutsche. Der Soundtrack ist ebenso gut ausgefallen und untermalt wie erwähnt schon die ersten Minuten des Spiels passend. Auch beim Fahren können wir einer tollen Musikauswahl lauschen. Die Songs sind an verschiedene Radio-Sender gekoppelt, die sich in den Boliden umschalten lassen.

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Fazit

Ich hatte großen Spaß mit Watch Dogs 2! Das mag daran liegen, dass ich in den letzten Monaten keinen Open World-Titel gespielt habe und daher richtig Lust auf Sandbox-Action hatte. Das mag aber auch daran liegen, dass der Titel von Ubisoft eine richtig gute Figur abgibt!
In nahezu jeder Hinsicht stellt Watch Dogs 2 eine Verbesserung zum ersten Teil dar. Die aufgelockerte Stimmung und das sympathische Figurenaufgebot tun dem Spiel gut. Der Schauplatz ist farbenfroh inszeniert und lädt zum Austoben ein. Die neuen Hacking-Fähigkeiten und Gadgets wie beispielsweise der Quadcopter sind unterhaltsam. Die Betonung auf Stealth kommt mir gelegen. Auch wenn so manche Mission dem klassischen Open World-Schema nachgeht, das mich mittlerweile anödet, können auch die meisten Aufgaben des Spiels mit spaßigen Tätigkeiten punkten. Und auch die Online-Umsetzung überzeugt, jetzt wo auch die übergangslosen Aktivitäten Teil des Geschehens sind. Watch Dogs 2 gehört für mich zu den besten Open World-Titeln, die ich in den letzten Jahren gespielt habe.

 

Positiv-Icon Story und Figurenaufgebot überzeugen

Positiv-Icon Lockere Stimmung, viel Humor – doch auch mit seriösen Momenten

Positiv-Icon Etliche Tätigkeiten, gute Abwechslung

Positiv-Icon Schauplatz ist sehr gut gestaltet und recht groß ausgefallen, fantastische Open World-Umsetzung

Positiv-Icon Sehr spaßige Hacking-Fähigkeiten, motivierender Skillbaum

Positiv-Icon Online-Mehrspieler gelungen – besonders Koop-Missionen und Kopfgeldjagden

Positiv-Icon Grafik und Sound toll umgesetzt

Negativ-Icon Einige Missionen sind uninspiriert gestaltet

Negativ-Icon Humor wird gelegentlich überspitzt

 

Dominik
Dominik
Hey Leute, ich bin der Dominik und leidenschaftlicher Zocker. Egal ob PC, Konsole, Handhelds oder VR, solo oder multiplayer - ich interessiere mich für die volle Bandbreite, die die Gaming-Welt zu bieten hat. Lieblingsgenres habe ich dennoch: Rennspiele, Action/Adventures, JRPGs und Visual Novels.
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