Releasetermin: 31.07.2015
Medientyp: Download
Genre: Trading Card Game
Entwickler: Other Ocean Interactive
Herausgeber: Konami
Das Sammelkartenspiel Yu-Gi-Oh! stellt ein wahres Phänomen dar: In 2011 wurden über 25 Milliarden verkaufte Karten gemeldet, was sogar für einen Guiness Weltrekord gereicht hat. Auch wenn keine aktuellere Zahl im Umlauf ist, bleibt Yu-Gi-Oh! auf der Erfolgswelle – erst im letzten Jahr startete mit Arc-V die vierte Nachfolgeserie des Animes. Grund genug für Konami, ein Spiel für die neuen Heimkonsolen auf den Markt zu bringen. Yu-Gi-Oh! Legacy of the Duelist ist ab sofort im PSN zum Preis von 19,99€ erhältlich. Wir haben uns das Kartenspektakel angeschaut und berichten in unserem Test.
Kindheitserinnerungen zum Nachspielen
Legacy of the Duelists Kampagne umfasst weitestgehend alle Duelle, die in den verschiedenen Story-Arcs der TV-Serien gezeigt wurden. Enthalten sind die Handlungen vom klassischem Yu-Gi-Oh! sowie von den Nachfolgereihen GX, 5D’s, Zexal und Arc-V. Ich bin aus meiner Kindheit lediglich mit der Originalserie vertraut und freute mich, an viele Charaktere und Momente erinnert zu werden. Die Handlungen werden in Form von textlastigen Standbild-Konversationen erzählt, die grob das Geschehen vor und nach einem Duell wiedergeben. Der Spieler schlüpft in die Rolle unterschiedlicher Figuren und hat die Wahl zwischen dem „Geschichte Deck“ und dem „Benutzer Deck“. Wer mit den Karten spielen will, die auch die entsprechende Figur in diesem Kampf nach Manga- & TV-Vorlage benutzt hat, wählt das vorgefertigte Geschichtendeck. Zunächst nutzte ich diese Möglichkeit aus, doch nach wenigen Duellen kam ich an meine Grenzen: Ich bin absolut kein Fan vom Deck, das wir in der Rolle des Joeys schon im vierten Duell der ersten Kampagne nutzen sollen. Hier machte ich also meinen ersten Ausflug in den Aspekt der Deckzusammenstellung, denn Spieler haben in jedem Duell auch die Option, ein eigens kreiertes Deck zu benutzen.
Karten, so weit das Auge reicht
Auch wenn der Deck-Creator mich zunächst mit einer Informationsflut überschlagen hat, ist das entsprechende Menü im Grunde genommen recht übersichtlich und sinnvoll gestaltet.Wir haben 32 Plätze, um zusammengestellte Decks zu speichern. Aus der „Truhe“ können Karten entnommen und in das Deck verfrachtet werden. Zu Beginn stehen bereits einige Karten bereit und die Bezwingung von Story-Charakteren beschert uns ebenfalls jedes Mal neue Karten. Zudem tritt ein geschlagener Charakter sein „Deck-Rezept“ ab: Wir können einsehen, welche Karten das Deck der jeweiligen Figur enthält und welche Karten uns noch aus der Auswahl fehlen. Wer eine bestimmte Karte erlangen will, kann erneut gegen den Spieler antreten – nach jedem Match werden wir mit zufälligen Karten aus dem Deck belohnt. Schneller geht es jedoch durch den Kauf von Booster Packs. In meiner Kindheit haben meine Eltern diese aufgrund des hohen Preises wohl verflucht, ich habe es stets geliebt: Es ist einfach ein extrem befriedigendes Gefühl, eine seltene oder benötigte Karte aus einem Booster Pack zu ziehen. Das ist virtuell kaum anders. Einen netten Unterschied gibt es dennoch: Die Zufallspäckchen mit 8 Karten sind im digitalen Spiel recht günstig ausgefallen. Nach jedem Match gibt es Geld der Ingame-Währung als Belohnung, zumeist zwischen 1000 und 2000. Da ein Großteil der Booster Packs für 400 Einheiten der Währung erlangt werden können, sammelt man sich schnell ein großes Kartenarsenal an. Insgesamt warten 6600 Karten im Spiel auf euch. Ich hatte nach rund 10 Stunden mit dem Titel ein Aufgebot von etwa 800 einzigartigen Karten vorzuweisen. Wer sich also vornimmt, jede einzelne Karte sein Eigen zu nennen, blickt einem großen Aufwand und einer langen Spielzeit entgegen.
Der Sammelwahn ist ausgebrochen
Obwohl mich die Kartenzusammenstellung wie erwähnt anfangs abgeschreckt hat – bei 500+ Karten kann es schließlich Stunden dauern, bis man sich der Stärken aller Karten bewusst ist – hatte ich großen Spaß dabei. Wahre Yu-Gi-Oh!-Fans werden sowieso eine lange Zeit im Deck-Editor verbringen, doch auch für Neulinge lohnt es sich, die Zeit zu investieren. Schnell hat man die Richtung für seine erste Zusammenstellung gefunden. Ein erstes Probe-Spiel mit dem vorläufigen Konzept des Decks gibt Hinweise darauf, an welchen Stellen es noch hapert, inwiefern das Deck noch Verbesserungsbedarf hat. Zu viele Zauber- oder Fallenkarten? Zu wenige Monster mit niedrigem Level? Mich hat der Sammelwahn geschwind gepackt und so feilte ich nach und nach an meinem ersten Deck, bis ich weitestgehend mit der Zusammenstellung zufrieden war. Doch hier ist noch lange nicht Schluss: Zum einen ist ein Deck nie „perfekt“ – nach und nach fallen weiterhin Schwachstellen auf, zudem werden neue Karten entdeckt, die sich für das Deck anbieten. Zum anderen sollte man sich nicht auf nur ein Deck limitieren: Es gibt so viele Monster- und Beschwörungs-Arten, etliche Strategien für ein Deck – die 32 Plätze sind nicht ohne Grund integriert.
Umfangreiche, aber zähe Erklärung
Ihr habt keine Ahnung, wie das Prinzip des Yu-Gi-Oh!-Kartenspiels verläuft? Kein Problem! Der Titel bietet ein mehr als umfangreiches Tutorial, das die Grundsätze sowie jede Regel bis ins kleinste Detail erklärt. Zugegebenermaßen ist die Inszenierung des Tutorials etwas trocken ausgefallen. Der Roboter „IN4-M8“ hat 18 Lektionen parat, die das Spielgeschehen zeigen und mit jeder Menge Text unterstützen. Es war ehrlich gesagt ein ganzes Stück Arbeit, sich durch die textlastigen Erklärungssequenzen durchzukämpfen. Das hat auch damit zu tun, dass das Geschriebene keineswegs frei von Fehlern ist. Grammatik-Fehler, falsch gesetzte Kommata und schlicht falsch übersetzte Begriffe machen das Auskommen mit der deutschen Fassung unnötig schwer. Wer mit dem Kartenspiel noch nie in Berührung gekommen ist oder die Regeln nicht mehr ganz frisch im Gedächtnis hat, sollte sich trotz der zähen Aussicht dem Tutorial stellen. In Kurzform stehen auch in den Kampagnen Duelle bereit, die das Wichtigste erklären. Das erste Match jeder Kampagne ist auf Erklärung ausgelegt, was insbesondere Sinn macht, weil mit den späteren Serien neue Beschwörungsformen dazu kommen. Von Synchro- und Xyz-Beschwörungen habe ich noch nie etwas gehört, obwohl ich in meiner Kindheit Fan des Animes und des Kartenspiels war. Daher nahm ich die Tutorial-Sequenzen vor den historischen Duellen dankend an. Zum Konzept des Kartenspiels werde ich hier nicht mehr viel erwähnen: Es ist vielschichtig, mit diversen Verkettungsmöglichkeiten erstaunlich komplex und dennoch sind auch Einsteiger willkommen. Das Spiel wurde gut ins Virtuelle umgesetzt. Das Spielfeld ist übersichtlich gestaltet, die Partien gehen gut von der Hand. Ich empfehle lediglich, in den Optionen die Häufigkeit der „Dialog Prompts“ umzuschalten. Wird eine Fallenkarte gelegt, fragt uns das Spiel mit jeder Aktion alle paar Sekunden, ob wir die Fallenkarte denn aktivieren wollen. Für Anfänger mag es hilfreich sein, dass die KI uns mitteilt, wann der Effekt einer Karte eingesetzt werden kann. Wer sich mit seinen Karten jedoch gut auskennt und dem Spielgeschehen gebannt zuschaut, sollte die Aktivierung der Effekte vollständig manuell vornehmen – ihr werdet mir diesen Hinweis danken.
Wenige Animationen, viel Text
Es ist außerdem etwas schade, dass nur sehr wenige der Karten beim Angriff eine Animation spendiert bekommen haben. Beim Angriff der meisten Karten sieht man nur einen Pfeil auf das Ziel mit anschließender Schadensberechnung, während eine handvoll Monster eine aufwendigere Kampf-Animation präsentieren. In meiner Zeit mit dem Titel habe ich solch eine Animation tatsächlich nur bei 3 (!) verschiedenen Monster-Karten gesehen. Doch um ehrlich zu sein: Grafisch spektakulär sind diese Animationen auch absolut nicht. Immerhin überzeugen die Zeichnungen der Figuren in den Standbild-Story-Sequenzen. Optisch also wird uns kein Spektakel geboten, doch bei einem PSN-Spiel für rund 20€ habe ich auch nicht viel mehr erwartet. Dafür besticht der Titel mit seinem Umfang: Die fünf Kampagnen bieten über 100 Duelle, die jeweils ebenso in unter einer Minute oder aber in einer halben Stunde beendet werden. Ohne Story-Kontext lassen sich die Mitstreiter zudem zu normalen Duellen herausfordern. Eine nette Spielvariante stellt „Battle Pack“ dar. Hier ziehen Spieler zunächst Karten aus Booster Packs und müssen anschließend ein Match mit den erlangten Karten bestreiten. Hier ist Improvisation gefragt und es ist durchaus eine Herausforderung, aus den Zufallskarten ein fähiges Deck zu erstellen. Den Abschluss macht ein Online-Multiplayer, in dem wir andere menschliche Spieler herausfordern können. Hier dürfen einige starke Karten gar nicht oder nur in gewisser Begrenzung genutzt werden, sodass man sich hier verstärkt Gedanken über sein Deck machen muss. Der Umfang ist insgesamt also bombastisch! Konami bietet außerdem bereits drei DLC-Packs an, die Deck-Rezepte und zusätzliche Kampagnen-Missionen beinhalten. Bei einem Preis von 4,99€ pro Pack ist der Inhalt nicht gerade günstig, doch auch ohne sämtlichen DLC fühlt sich der Titel komplett an.
Fazit
Yu-Gi-Oh! Legacy of the Duelist ist fast alles, was sich Fans des Kartenspiels wünschen können! Das Konzept des Spiels wurde spielerisch stark umgesetzt, zudem überzeugt der gewaltige Umfang mit mehreren Kampagnen, ausführlichen Tutorials, Online-Möglichkeiten und Battle-Pack-Spielvariante. Der Kauf von Booster Packs und die Zusammenstellung von Decks macht regelrecht süchtig und ich fühle mich in meine Kindheit zurückversetzt – ich bin wieder im Yu-Gi-Oh!-Fieber! Auch wenn der Einstieg zäh gestaltet ist, die deutsche Übersetzung teils peinlich schwachsinnig klingt und eine hübschere Inszenierung der Kämpfe wünschenswert gewesen wäre, kann ich Legacy of the Duelist jedem Fan und Interessierten wärmstens ans Herz legen: Die 20€ sind gut investiert! Wer noch unsicher ist: Demo ausprobieren!
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