Releasedatum: 30.10.2025
Medientyp: Blu-ray, Spielkarte, Download
Genre: Action-Adventure, JRPG
Entwickler: Dokidoki Grooveworks
Herausgeber: Bandai Namco Entertainment
Mit Tales of Xillia Remastered kehrt ein beliebter Serienableger der Tales of-Reihe zurück – technisch überarbeitet und mit einigen Komfortfunktionen ausgestattet. Ursprünglich 2013 im Westen für die PS3 erschienen, bietet die Neuauflage nun höhere Auflösungen, schnellere Ladezeiten und sinnvolle Verbesserungen, um den Titel in das moderne JRPG-Zeitalter zu bringen. Ich habe mir die PC-Version des Remasters angeschaut und verrate euch, wie gut das Abenteuer rund um Milla und Jyde heute noch ausfällt.
Geschichte mit zwei Perspektiven
Die Handlung spielt in der Welt Rieze-Maxia, in der Menschen in Koexistenz mit magischen Geistern leben. Diese Harmonie wird gestört, als den Geistern plötzlich ihre Lebensenergie entzogen wird. Milla Maxwell, eine mysteriöse, von vier Geisterwesen umgebene Frau, steigt von ihrem Thron herab nach Rieze-Maxia, um der Sache auf den Grund zu gehen und wird prompt in eine Falle gelockt. Geschwächt schließt sie sich mit dem Medizinstudenten Jyde Mathis zusammen. Der ist zur falschen Zeit am falschen Ort und wird widerwillig in die Angelegenheit hineingezogen. Nun gilt es herauszufinden, was es mit der geheimnisvollen Milla auf sich hat, wie sie ihre Kräfte zurückerlangen kann und wie sich die bösen Machenschaften der Übeltäter unterbunden lassen.
Zum Auftakt stellt Tales of Xillia Spielende vor die Wahl: Jyde oder Milla? Beide erleben die gleiche Geschichte, doch je nach Wahl gibt es kleinere Unterschiede in Zwischensequenzen und Perspektiven. Leider wirkt das Konzept etwas halbgar umgesetzt. Statt zwei ineinander verwobener Erzählstränge bekommt man ein und dieselbe Hauptgeschichte, da die beiden Charaktere weitestgehend gemeinsam unterwegs sind. Beide Figuren erhalten einige wenige, exklusive Zwischensequenzen, doch die Unterschiede sind überschaubar. Es ist empfehlenswert, die Geschichte beim ersten Spielen aus Sicht von Jyde zu erleben, da er in manchen Abschnitten etwas mehr Exposition erlebt und mehr Zeit mit den restlichen Party-Mitgliedern verbringt.
Starke Charaktere und charmante Dynamik
Während ihrer Reise treffen die beiden Hauptfiguren auf weitere Charaktere, die jeweils eigene Hintergrundgeschichten und Motivationen mitbringen. Diese werden durch gut geschriebene Nebenhandlungen und unterhaltsame Dialoge vermittelt. Besonders die Gruppendynamik sorgt für viele humorvolle und emotionale Momente, die das Abenteuer bereichern und die Figuren liebenswürdig wirken lassen. Ferner hat das Spiel eins meiner liebsten Maskottchen der Serie in petto: Teepo sorgt immer wieder für Lacher und ist süß animiert. Der Titel hat dennoch auch reichlich ernste und gar finstere Momente sowie überraschende Wendungen auf Lager. So bietet Tales of Xillia unterm Strich eine der gelungensten Geschichten der gesamten Reihe, auch wenn das Dual-Protagonist-Konzept blass bleibt und sich das letzte Drittel der Handlung etwas gehetzt anfühlt.
Kreatives Kampfsystem mit Tiefgang
Das Herzstück des Gameplays ist das sperrig benannte Dual Raid Linear Motion Battle System (DR-LMBS), eine Weiterentwicklung des üblichen Echtzeit-Kampfsystems der Serie. Kämpfe finden in dreidimensionalen Arenen statt. Angriffe, Ausweichmanöver und mächtige “Artes” lassen sich frei kombinieren, solange man genug Angriffszähler (AZ) zur Verfügung hat. Sind die Zähler aufgebraucht, muss man kurz aussetzen, bis sich diese regeneriert haben. Wer erfolgreiche Kombos ausübt, kann den “Grenzüberschreitung”-Zustand auslösen. In dieser Verfassung lassen sich Aktionen ungeachtet des Angriffszählers durchführen.
Jeder Charakter verfügt über individuelle Spezialfähigkeiten, die sich aus dem jeweiligen Kampfstil ableiten. Das Kampfsystem zeichnet sich durch den „Verbindungsmodus“ aus, bei dem zwei Charaktere miteinander verbunden werden und gemeinsam mächtige Kombos ausführen können. Der Partner unterstützt aktiv und teilt sich mit dem Anführer die Vorteile der „Grenzüberschreitung“. Gleichzeitig wird auch der Schaden miteinander geteilt und selbst veränderte Statuseffekte betreffen beide verbundene Charaktere. Das System ist komplex, aber gut erklärt und entfaltet mit der Zeit ein hohes Maß an taktischer Tiefe. Eine strategische Komponente wird eingehaucht, indem sich bestimmen lässt, welche Manöver die CPU-gesteuerten Partymitglieder in bestimmten Situationen ausüben sollen. Besonders die Vielfalt an Waffen und unterschiedlichen Stärken der Figuren lädt zum Experimentieren ein und trägt dazu bei, dass nicht so schnell ein repetitives Spielgefühl entsteht.
Gelungenes Fortschrittsgefühl
Das Levelsystem in Tales of Xillia basiert auf den sogenannten Liliumkugeln. Das System dreht sich um einen netzartigen Skilltree, in dem man mit gesammelten Wachstumspunkten neue Fähigkeiten, Statverbesserungen und stärkere Artes freischaltet. Das Prinzip ist intuitiv gestaltet und vermittelt gut das Gefühl von Fortschritt und Machtzunahme. Zusätzlich lassen sich die Shops für Items, Waffen, Rüstung und Essen im Spiel ausbauen: Je mehr virtuelle Währung, hier “Gald”, sowie Materialien man investiert, desto bessere Produkte sind zu immer günstiger werdenden Preisen erhältlich.
Geradliniges JRPG mit altbackenen Spielmechaniken
Spielerisch ist Tales of Xillia ein klassisches JRPG. Man reist von Stadt zu Stadt, besiegt auf schlauchartigen Pfaden und in Verliesen jede Menge Gegner, erledigt optionale Nebenquests und folgt einer linearen Hauptgeschichte. Leider merkt man hier dem Spiel sein Alter an. Viele Gebiete wirken generisch und ähneln sich stark im Aufbau. Die Fortbewegungsgeschwindigkeit ist grundsätzlich träge, zudem erfordert Tales of Xillia immer wieder Backtracking, sprich das Zurückkehren an bereits bekannte Orte. Zwar verfügt das Spiel über ein Schnellreisesystem, doch in vielen Momenten kann dieses nicht genutzt werden, was frustrierend sein kann. Auch die Nebenquests sind hinsichtlich ihrer geforderten Tätigkeiten oft etwas öde, was das Tempo des Spiels gelegentlich ausbremst. Die Remaster-Version bessert diese Schwächen in der Struktur der Areale und Missionen nicht direkt aus, wodurch der Titel Potenzial verschwendet. Da es sich um ein Remaster und nicht um ein deutlich aufwendigeres Remake handelt, ist es allerdings nicht weiter verwunderlich, dass der Kern des Spiels unverändert bleibt.
Remaster mit modernen Komfortfunktionen
Positiv hervorzuheben ist die sofort verfügbare Rangladen-Funktion, die ursprünglich nur im New Game+ zugänglich war. Hier lassen sich Spielmodifikatoren aktivieren, etwa erhöhte Erfahrungspunkte, mehr Geld oder ein größeres Inventar. Dies eignet sich ideal für nostalgische Kenner des Spiels, die Tales of Xillia Remastered in einem schnelleren Tempo erneut erleben möchten. Weitere Quality-of-Life-Funktionen wie automatisches Speichern, ein schnellerer Sprint, Kartenmarkierungen für Quests und Schatztruhen sowie die Möglichkeit, zufällige Gegnerbegegnungen temporär zu deaktivieren, runden das Paket ab. Zudem sind fast alle ehemals kostenpflichtigen DLC-Outfits nun enthalten. Käufer der Deluxe Edition erhalten zusätzlich ein “Battle BGM Pack”, mit dem sich die Kampfmusik durch Lieder aus anderen Tales of-Spielen ersetzen lässt. Durch Anpassungsoptionen im Rangladen, der Möglichkeit zur temporären Deaktivierung von Begegnungen mit Gegnern und dem flinken Sprintmodus lassen sich die eher schleppenden Stellen des Spiels deutlich besser ertragen. Spielende sollten allerdings aufpassen, dass sie das Geschehen mit den Spielmodifikationen nicht zu einfach gestalten. Wer eine Herausforderung erleben möchte, kann einen der höheren Schwierigkeitsgrade wählen.
Visuell mit Facelift – aber weiterhin nur bedingt zeitgemäß
Die PS3-Wurzeln sind dem Spiel durchaus anzusehen. Simple Charaktermodelle und detailarme Umgebungen mit matschigen Texturen lassen das Alter des Originalspiels erkennen. Auch die hölzernen Animationen wirken nicht ganz zeitgemäß. Der Cel-Shading-Stil hat sich allerdings recht gut gehalten und profitiert von der höheren Auflösung. Insbesondere die Anime-Zwischensequenzen sind auch heute noch sehr ansehnlich. Zudem erstrahlen die Farben im Remaster knallig bunt, während sie im PS3-Original noch verwaschen aussahen.
In der von mir getesteten PC-Version läuft das Spiel in bis zu 4K und 120 FPS. Die Grafikoptionen fallen sehr rudimentär aus, mir bot sich dennoch eine gute Performance mit stabiler Bildrate. Auch auf Handheld-Geräten wie dem Steam Deck und dem MSI Claw 8 AI+ läuft das Spiel bei nativer Auflösung mit flüssigen 60 Bildern pro Sekunde. Ein weiterer Vorteil der technischen Neufassung ist die Tatsache, dass die Ladezeiten erfreulich kurz, bei Nutzung einer schnellen SSD quasi kaum vorhanden sind.
Der Soundtrack überzeugt weiterhin, ebenso wie die englische Sprachausgabe, die zur Liebenswürdigkeit der Figuren beiträgt. Schade nur, dass die Qualität der eingesprochenen Texte stark schwankt. Milla klingt beispielsweise dumpf und blechern im Vergleich zu Jyde, was mich regelmäßig irritiert hat. Audiovisuell bestätigt sich, dass es sich nun einmal um ein Remaster und kein Remake handelt. Immerhin sind die deutschen Untertitel gut umgesetzt und transportieren den Humor recht passend.

























