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Dragon Age: Inquisition im Test

Releasetermin: 20.11.2014

 

Medientyp: Blu-ray Disc, Download
Genre: Action-Rollenspiel
Entwickler: BioWare
Herausgeber: Electronic Arts

 

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Während Dragon Age: Origins von Rollenspielfans größtenteils Lob einheimste, wurde der Nachfolger Dragon Age II eher mit gemischten Gefühlen empfangen. In vielen Bereichen ist Teil 2 seinem Vorgänger deutlich unterlegen – was ist nun also beim nächsten Ableger der Reihe zu erwarten? Dragon Age: Inquisition ist mittlerweile auf dem Markt und hat einiges wiedergutzumachen. Gelingt BioWare der Rollenspielhit des Jahres oder müssen sich Fans auf eine Enttäuschung einstellen? Ich gebe in meinem Review einen Ausblick darauf, warum glücklicherweise Ersteres zutritt.

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Held oder Schurke?

Dragon Age: Inquisition schickt uns einmal mehr auf den Kontinent Thedas, der bereits in den ersten beiden Spielen Schauplatz der Handlung war. Der Krieg zwischen Templern und Magiern wird zerrüttet durch eine gewaltige Explosion, die außer unserem Spieler keine Figur lebendig übersteht. Der Himmel ist fortan durch eine gigantische Bresche gekennzeichnet. Unser Charakter stellt nicht nur den einzigen Überlebenden der Explosion dar, sondern findet auch ein seltsames Symbol auf seinem Arm wieder. Weitere kleine Dimensionsrisse tauchen auf – aus Ihnen steigen gefährliche Dämonen hervor. Zunächst für den Schuldigen des Unglücks befunden, erweist sich der Protagonist als scheinbar einzige Hilfe gegen die Dämonenmassen aus den Rissen. Denn durch das Mal auf dem Arm sind wir in der Lage, die kleinen Risse zu schließen – eventuell auch die große Bresche? Mit einer handvoll Unterstützer, die uns als Repräsentanten Gottes Willen ansehen, wird die Inquisition ins Leben gerufen, die sich ins Abenteuer stürzt, die Gefahren der Bresche einzudämmen und die Mächte dahinter zur Strecke zu bringen.

Erlebt und importiert

Der Einstieg in die Handlung zeigt, dass Inquisition ein wahrhaftiger Nachfolger ist, der die Geschehnisse aus den Vorgängern aufgreift. Der Titel setzt voraus, dass man als Spieler mit dem Dragon Age-Universum vertraut ist. Dazu hat EA einen netten Service auf die Beine gestellt, der auf den Namen „Dragon Age Keep“ hört. Hier können in einer Art Formular Entscheidungen gewählt werden, die man beim Spielen der ersten beiden Teile getroffen hat. Das Ergebnis aus Keep kann anschließend auf die PS4 in Inquisition importiert werden, wodurch die Spielwelt nach euren Entscheidungen geformt wird. Da es technisch keine Möglichkeit gibt, PS3-Spielstände auf die PS4 zu übertragen, hat man auf diese Weise dennoch die Chance, das Erlebnis der ersten beiden Teile in den neuen Ableger mit einfließen zu lassen. Insbesondere Neulingen empfehle ich vor Start des Abenteuers, sich durch Keep mit dem Universum vertraut zu machen. Die Interaktion mit Origin mag zwar etwas qualvoll ausfallen, doch lohnt es sich für das Wissen allemal, um noch immersiver in die Welt von BioWare eintauchen zu können.

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Wie siehst du denn aus?

Gleich zu Beginn von Inquisition fällt die obligatorische Charaktererstellung an. Hier bieten sich uns etliche Einstellungsmöglichkeiten, um eine individuelle Figur anzufertigen. Von der Position und der Höhe der Augen bis hin zu Gesichtstattoos ist alles dabei. Der Editor lässt kaum Wünsche übrig und stellt etliche Werkzeuge zur Verfügung. Da man mit seinem Charakter dutzende Stunden bevorstehen hat, solltet ihr euch hier genügend austoben, um euren perfekten Charakter zu erschaffen – egal ob euch dieser so ähnlich wie möglich oder einfach nur so albern wie möglich aussehen soll, für jeden Geschmack ist etwas dabei. Ebenfalls typisch für das RPG-Genre steht die Wahl eines Volks und einer Klasse an. Die vier Völker des Spiels lauten Mensch, Elf, Zwerg und Qunari, die sich durch jeweils unterschiedliche Merkmale und Fähigkeiten auszeichnen. Anschließend wird der Figur eine Rolle zugewiesen – Krieger, Schurke oder Magier? Auch hier lohnt es sich, ausreichend über die Wahl der Kombination zu überlegen. Die Gestaltung des Charakters ist mit den schier unzähligen Optionen eine Stärke von Dragon Age: Inquisition.

Eine Welt zum Abtauchen

BioWare hat es wie kaum ein zweiter Entwickler verstanden, interessante und unglaublich tiefgründige Spielwelten zu erschaffen. Während die grundlegende Story durchaus erzählenswert ist, zeichnet sich die Handlung insbesondere durch die Interaktionen mit den vielen Haupt- und Nebencharakteren aus. Kurz nach Beginn werden uns mit Cassandra und Varric zwei wiederkehrende Figuren vorgestellt, zu denen sich Neuling Solas gesellt. Ich habe mich stets darauf gefreut, die Charaktere in ein Gespräch zu verwickeln und mehr über die Hintergründe und Motive zu erfahren. BioWare ist bekannt dafür, seine Spiele mit einem Dialogsystem zu versehen, die die Interaktion zwischen Charakteren umso interessanter gestaltet. Die verschiedenen Antwortmöglichkeiten helfen dabei, Beziehungen zwischen Figuren aufzubauen, ebenso sie zu zerstören. Bei mehr als 80,000 gesprochenen Sätzen im Spiel könnt ihr euch vorstellen, wie umfangreich das Figurenaufgebot ist. Ich bin vor allem von den vielseitigen Gesprächsthematiken begeistert. Hier werden viele politische Problematiken angesprochen, weiterhin wird der Religion ein großer Fokus gewidmet. Das Zusammenkommen verschiedener Religionen wird thematisiert, das Spiel beschäftigt sich überraschend tiefgehend mit Interreligiösität und Interkulturalität. Auch werden die Figuren ihrer Rasse entsprechend unterschiedlich aufgenommen. Als Qunari ist man beispielsweise des Öfteren dem Rassismus ausgeliefert. Die Spielwelt ist wahnsinnig aufwendig gestaltet worden, was der Atmosphäre und Immersion sehr gut tut. In dieser Hinsicht hat der Entwickler sein Handwerk grandios verstanden.

Inhalt, soweit das Auge reicht

Das erste Areal ist als Einstieg ins Spielgeschehen konzipiert und unterscheidet sich daher vom restlichen Konzept. Während der Einstieg ein recht lineares Missionsprinzip präsentiert, öffnet sich der Titel nach rund einer Stunde und erschlägt Spieler förmlich mit Inhalt und Tätigkeiten. Inquisition bietet keine klassische offene Welt, denn es gibt eine Art zentrales Hub, von dem aus mehrere Gebiete angesteuert werden können. Doch eins sei euch gesagt: Jedes einzelne dieser Areale ist dermaßen gigantisch und umfassend gestaltet, dass sich der neue Dragon Age Teil fast schon wie eine Verkettung verschiedener Open World-Sandkästen anfühlt. Besonders gut hat mir das Pacing der Missionsvoraussetzungen gefallen. Wer wirklich jeden Winkel der Umgebungen entdecken und tatsächlich alle Tätigkeiten absolvieren will, kann das selbstverständlich machen und blickt hier mindestens 80 Stunden, wenn nicht noch deutlich mehr, entgegen. Doch auch Spieler, die sich auf die Hauptaufgaben konzentrieren, werden nicht vernachlässigt. Mit der Absolvierung von Missionen wird der Einflussbereich vergrößert, wodurch wiederum Machtpunkte verliehen werden. Diese Punkte werden im Hub verwaltet, hier lassen sich neue Missionen, neue Bereiche in bereits begehbaren Regionen und sogar gänzlich neue Gebiete freilegen. Es sind meist nicht allzu viele Machtpunkte nötig, um die nächste Story-Handlung freizuschalten. Gelegenheitsspieler erhalten hier zwar ebenfalls ein umfangreiches, aber wenn erwünscht auch deutlich geradlinigeres Abenteuer geboten. Schon nach wenigen Stunden lässt sich also vom ersten Gebiet ins nächste streifen, obwohl etliche Symbole darlegen, dass es im entsprechenden Areal theoretisch noch jede Menge zu erleben gibt. Ein flottes Schnellreisesystem lässt uns sowohl innerhalb eines Gebiets als auch zwischen den Umgebungen hin- und herwechseln, wodurch wir jederzeit übersprungene verpasste Tätigkeiten nachholen können. Es gibt so unglaublich viel zu erledigen, so unfassbar viel zu finden. Der Besuch einer kleinen Siedlung zieht mehrere neue Nebenmissionen an Land. Das Craftingsystem motivierte mich stets, auf Materialsuche zu gehen und nach Rezept / Bauanleitung eigene Tränke, Waffen und Rüstungen anzufertigen bzw. verfügbare Exemplare zu verbessern. Es fiel mir bei meinem Durchgang so leicht wie selten zuvor, vollends in diese tolle Spielwelt abzutauchen.

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Verwalten, überlegen, kämpfen

Egal ob in Missionen oder beim Herumstreifen – das Kampfsystem spielt eine große Rolle in Inquisition. Während die Gefechte sich zunächst noch etwas beschränkt anfühlen, schöpfen sie im Laufe des Spiels ihr Potential voll aus, wenn immer mehr Fähigkeiten und Spezialisierungen vorliegen. Wir verwalten die Fähigkeitsbäume all unserer Charaktere einer Gruppe – wir sind nämlich stets mit drei KI-Kollegen unterwegs. Weiterhin ist die Ausrüstung von Waffen und Rüstungsstücken der Mitglieder ebenfalls unsere Aufgabe, wodurch der Spieler viele Entscheidungen zu treffen hat. Die Manöver im Kampf sind simpel zu kontrollieren. Freigeschaltete Angriffe und Fertigkeiten sind verschiedenen Knöpfen zugewiesen, der Standard-Angriff erfolgt bei gedrückt gehaltenem R2-Knopf. Die KI-Partner agieren selbstständig nach unserer zuvor festgelegten Taktik, ansonsten ist der Wechsel der Figuren im Kampf ebenfalls denkbar einfach gestaltet. Wie erwähnt fällt das Kampfsystem anfangs aufgrund überschaubaren Angriffsmöglichkeiten beschränkt aus, doch wird es spätestens bei kniffligeren Gegnern und größerem Fähigkeitenarsenal wirklich unterhaltsam. Die Echtzeitkämpfe lassen sich auch mit einem Taktik-Modus erleben. Per Touchpad-Druck lässt sich das Geschehen anhalten, wodurch wir in aller Ruhe die Lage inspizieren und entsprechende Anweisungen geben können. Es steht jedem Spieler offen, ob man die Kämpfe direkt oder per Taktik-Sicht angeht – hier ist also genügend Abwechslung geboten. Ich schnetzelte mich zumeist im Aktiv-Modus durch die Dämonenmassen, nutzte die Taktik-Sicht nur, wenn ich kurzzeitig die Übersicht verlor oder in einem Bosskampf meine Taktik überdenken wollte. Die Verwaltung sämtlicher Teamaktionen hat seine Kniffe, die es zu überwinden gilt. Doch hat man sich erst einmal alle Möglichkeiten des Kampfsystems angeeignet, steht spannenden Kämpfen nichts mehr im Wege.

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Auch Online Looten und Leveln

Als gäbe es in der Welt von Thedas nicht schon genug zu erledigen, gesellt sich auch ein Online-Multiplayer zu den Solo-Erlebnissen. Dieser ist abgetrennt vom Singleplayer-Modus, der Charakter aus der Story wird nicht übertragen. Stattdessen fertigen wir eine neue Figur an, die wir im Koop mit Kollegen und Fremden nach und nach aufrüsten. Ganz nach dem Prinzip eines Dungeon-Crawlers stellen sich vier Charaktere in vielen abwechslungsreichen Missionen den Gegnerscharen. Fans von Loot werden sich hier pudelwohl fühlen, denn darum geht es grundsätzlich im Multiplayer-Part: Immer bessere Ausrüstung und Waffen finden und verdienen. Microtransactions sind zwar vorhanden, aber richten im PVE-Modus nicht allzu viel Schaden an. Wer sich die Spielwährung mit Echtgeld und somit eine höhere Chancen auf gute Objekte erkaufen will, kann das gerne machen. Aber auch auf reguläre Weise belohnt das Spiel uns ausreichend, letztendlich entscheidet sowieso das Glück über die Funde, daran ändert auch Geld nichts. Der Koop-Multiplayer-Modus bietet zwar inhaltlich nichts Neues, macht allen voran aber im eingespielten Team großen Spaß.

Für die Augen und Ohren nur das Beste

Grafisch hat mich Dragon Age: Inquisition stellenweise umgehauen. Es gibt zwar mehr und auch weniger überzeugende Szenerien, doch ist ein löblicher Grad an Aufpolierung und Stabilität anzumerken. Die Texturen machen mit ihrer Schärfe ordentlich etwas her. Der Artstil ist fantastisch gelungen. Bei erstmaligem Wechsel in ein neues Gebiet kam ich aus dem Staunen kaum noch heraus, vergaß alle anstehenden Tätigkeiten und klapperte erst einmal die halbe Karte ab. Egal ob tiefgrüner Wald, weitreichende Steppe oder verschneite Berge – visuell ist Inquisition ein tolles Werk. Das Effektgewitter während der Kämpfe sieht zwar mit bunten Partikeln gut aus, doch kann es das Spiel bei zu actionreichen Sequenzen auch leicht in die Knie zwingen. Die Framerate von 30 Frames pro Sekunde ist jedoch weitestgehend stabil, die gelegentlichen Einbrüche sind zu verkraften. Akustisch ist BioWare ebenfalls eine meisterhafte Umsetzung gelungen. Der Soundtrack dient größtenteils als Hintergrundmusik. Jedoch sind die Klänge so schön und absolut stimmig komponiert, dass sich mir der Soundtrack einprägsam präsentiert hat. Die Figuren sind mit passenden deutschen Stimmen vertont, wofür BioWare ebenfalls Lob verdient hat.

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Fazit

Dragon Age: Inquisition beginnt als gutes Spiel und wird von Stunde zu Stunde besser. Die etlichen Nebentätigkeiten können Spieler zwar erschlagen, sind größtenteils aber nur optional. Eingefleischte RPG-Fans können sich hier monatelang austoben, während sich das Abenteuer auch für Gelegenheitsspieler geeignet präsentiert. Die Spielwelt ist unglaublich aufwendig aufgemacht und bietet zahlreiche interessante Charaktere und tiefgehende Thematiken. Das Kampfsystem vertieft sich mit steigender Fähigkeitenanzahl und bietet durch Echtzeit-Gefechte und Taktik-Modus zwei unterschiedliche Vorgehensweisen. Im Online-Koop bietet uns sich inhaltlich zwar nichts Neues, doch macht das Durchqueren der vielen Dungeons im Team großen Spaß. Auch technisch hat sich BioWare selbst übertroffen. Dragon Age: Inquisition ist der erhoffte Rollenspielhit, der uns den schwachen zweiten Teil der Reihe gerne vergessen lässt.

 

Positiv-Icon Unterhaltsame Story

Positiv-Icon Wahnsinnig interessantes Universum + Charaktere sind kennenzulernen

Positiv-Icon Kämpfe optional mit Zusatzportion Taktik angehbar

Positiv-Icon Gigantischer Umfang mit riesigem Wiederspielwert

Positiv-Icon Technisch allererste Sahne – einprägsamer Soundtrack und hübsche Grafik

Negativ-Icon Diverse Actionsequenzen bringen das Spiel leicht in die Knie
Dominik
Dominik
Hey Leute, ich bin der Dominik und leidenschaftlicher Zocker. Egal ob PC, Konsole, Handhelds oder VR, solo oder multiplayer - ich interessiere mich für die volle Bandbreite, die die Gaming-Welt zu bieten hat. Lieblingsgenres habe ich dennoch: Rennspiele, Action/Adventures, JRPGs und Visual Novels.
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