Releasetermin: 30.10.2014
Medientyp: Blu-ray Disc, Download
Genre: Sport/Simulation
Entwickler: EA Tiburon
Herausgeber: EA Sports
EA hat sich mit NBA Live 14 letztes Jahr keinen Gefallen getan. Sowohl hinsichtlich der Spielmechaniken als auch im Bezug auf die technische Umsetzung hat das Spiel einen schlechten Eindruck gemacht. Da sollte für den Nachfolger die Devise also lauten, ein besseres Spiel abzuliefern. NBA Live 15 erfüllt dieses Ziel und dennoch kann ich den Basketballtitel nicht empfehlen – besser als 14 heißt nämlich noch lange nicht, dass NBA Live 15 wirklich gut ist. Ich bin auf das virtuelle Basketballfeld gezogen und berichte, in welcher Hinsicht die Serie von EA dringend Verbesserungsbedarf aufweist.
Keine große Hilfe
Legt man das neuste Basketball-Spiel von EA erstmals ein, wartet Damian Lillard mit einem Tutorial auf die Spieler. Der NBA-Star, der das Cover des Spiels ziert, geht mit uns die grundlegende Steuerung auf dem Feld durch. Wir lernen die Grundzüge des Passens, Werfens und Dribbelns. Ich hätte mir an dieser Stelle die Umsetzung in Form von Madden NFL 15 gewünscht, wo die Tutorial-Lehrstunden sich über mehrere Stunden erstrecken und die Spielmechaniken bis ins kleinste Detail beleuchtet werden. Hier jedoch werden die Grundlagen nur angeschnitten, sodass man zwar auf Biegen und Brechen sein erstes Match absolvieren kann, aber bei weitem noch nicht die volle Kontrolle über das gesamte Spielgeschehen hat. Was ist mit der Defensive? Warum bekommen wir nur die einfachsten Dribblings gezeigt? Warum setzt uns das Tutorial nicht einige Gegner vor, sodass wir unsere gelernten Aktionen auch gleich in den Situationen ausprobieren können, die uns auch während den Matches erwarten? In dieser Form, in einer leeren Halle die simpelsten Manöver gezeigt zu bekommen, hilft das Tutorial Einsteigern nur begrenzt. Eine umfangreiche Hilfestellung wäre hier mehr als angebracht gewesen, da die KI Ahnungs- und Hilfslosigkeit auf dem Feld eiskalt bestraft.
Zu viele Makel im Gameplay
Denn auch wenn es leicht ist, spektakuläre Dunks und Korbleger auszuführen, gestaltet es sich schwer, freie Wege in den Abwehrreihen zu finden. Die Defensive steht selbst auf den niedrigsten Schwierigkeitsgrad dermaßen gut, dass ich jedes Mal ernsthaft überrascht war, wenn ich einen Spielzug durchbekommen habe. Mit flinken, präzisen Pässen, klugen Dribblings und herbeigerufenen Mitspielern, die die Defensive blocken und den Weg frei machen, sollte es eigentlich möglich sein, regelmäßig ansehnliche Körbe zu werfen. Tatsächlich aber kam es mir recht wahllos vor, wann eine Aktion funktioniert hat und wann nicht. Die Verteidiger platzieren sich so gut, dass oftmals kein richtiger Spielfluss aufkommen will. Egal wie schnell der Ball durchgesteckt wird – sofort ist ein Defensivmann zur Stelle, durch den wir an unserem Vorgehen gehindert werden und anschließend ein neuen Spielzug ins Rollen bringen müssen. Wenn der Weg unter den Korb so schwer ausfällt, warum dann nicht verstärkt auf Würfe konzentrieren? Weil auch die Wurfmechanik nicht gerade optimal ausfällt. Eine Anzeige unter dem Spieler zeigt, wie groß das Potential für einen Wurf ist. Steht der Spieler recht frei von der Defensive, zeigt uns die Anzeige durch grünes Aufleuchten, dass die Chancen für einen Wurf gut stehen. Ist die Anzeige orange, ist die Lage nicht perfekt, aber auch nicht aussichtslos und leuchtet sie rot auf, sollte man lieber auf den Wurf verzichten – so jedenfalls in der Theorie. Auch hier kommt mir die Entscheidung, wann es klappt und wann nicht, wahllos vor. Zusätzlich zur Einschätzung der Positionierung ist das Timing beim Wurf entscheidend. Grundsätzlich habe ich schnell gelernt, wann der Zeitpunkt kommt, um den Wurfknopf loszulassen. Ein „Perfekter Abwurf“ am oberen Bildschirmrand signalisiert mir, dass mein Timing stimmt – und dennoch ist der Ball mal wieder nicht drin. So häufig habe ich mich geärgert, wenn die Entfernung zum Korb passabel, meine Position in Hinsicht auf die Defensive ausreichend und mein Timing „perfekt“ ist – und der Ball dennoch nicht einmal den Ring des Korbs berührt. Auch die Änderung der Option, dass Würfe nicht von Timing und Spielerbewertung, sondern lediglich von den Wurf-Werten der Sportler abhängen, hat meine Erfahrung mit dem System nicht geändert. Als wäre das nicht frustrierend genug, schaut es bei der gegnerischen KI genau anders herum aus: Die Spieler meines Gegners treffen wie sie wollen. Besonders Dreier-Würfe sind fast immer drin. Zur Überprüfung habe ich folgendes Spiel gestartet: Zwei recht ausgeglichene Mannschaften bei 12 Minuten Viertellänge, das Spiel hat also fast eine Stunde gedauert. Während ich zum Spielende lächerliche 21 Punkte (= 7 Treffer) aus 68 Dreier-Versuchen herausgeholt habe, punkteten meine Gegner mit 31 getroffenen Dreiern aus 48 Versuchen. Natürlich war nicht jeder meiner Versuche zu perfekten Konditionen geworfen, aber ich habe auf jeden Fall darauf geachtet, dass jeder Wurf das Potential zum Treffer hatte. Das macht weder Spaß noch ist es fair und hat dazu geführt, dass mein Spielstil hauptsächlich darauf ausgelegt war, koste es, was es wolle, einen Dunk nach dem nächsten anzusetzen. Dass ich dabei oftmals ein Offensivfoul riskiert habe und stets in Gefahr war, abgeblockt zu werden, hat dieses Vorgehen nicht gerade zur spaßigen Angelegenheit gemacht. Die Arbeit in der Defensive fällt ebenso schwer aus. Während Rebounds mit richtigem Timing noch gut von der Hand gehen, hatte ich meine Probleme mit effektivem Blocken. Würfe aus der Distanz sind schwer zu blocken, direkt unter dem Korb führen viele Blockversuche zum Foul. Die unfaire Art der Spielmechaniken ziehen das Gameplay enorm herunter. Ich habe durchaus auch positive Aspekte kennengelernt. Die Möglichkeit, den Gegnern den Ball abzuluchsen, empfand ich als gelungen. Während bei der NBA 2K-Serie fast jeder zweite Versuch abgepfiffen wird, haben Spieler es hier leichter. Auch gefällt mir, wie leicht ein Alley-Oop-Manöver auszuführen ist. Mit einem einfachen Knopfdruck wird der Ball in Korbhöhe befördert, wo ein Mitspieler den Ball abfangen und in den Korb dunken kann. Hebt ein Mitspieler in Korbnähe die Hand, leitet das Drücken der Kreistaste meist einen ansehnlichen Dunk ein. Leider können diese gelungenen Aspekte das makelbehaftete Grundgerüst des Spielgeschehens kaum wettmachen.
Im Umfang zugelegt
NBA Live 15 bietet einen Tip-Off-Modus, der gewöhnliche Schnellspiele möglich macht. Head 2 Head präsentiert sich als Online-Multiplayerzentrale, die es heutzutage in jedem Sportspiel gibt. Jordan’s Rising Star stellt einen Karrieremodus dar, bei dem wir die Kontrolle über einen selbst erstellen Newcomer erhalten. Nachdem das Aussehen des Spielers bestimmt wurde, ist die Auswahl eines Spielstils an der Reihe. Insgesamt 13 verschiedene Spielstile stehen zur Verfügung, die allesamt einen unterschiedlichen Weg zum Erfolg bieten. Auch wenn die Aufstufung des Charakters Spaß bereitet, ist der Modus im Vergleich zur Konkurrenz recht umfangsarm. Abseits der Upgrades sehe ich hier keine große Motivation, eine wirkliche Story wie in 2K15 ist hier nicht vorhanden. Wem es allerdings reicht, die Werte seines Spielers nach und nach ansteigen zu sehen, wird in diesem Modus wohl die meiste Zeit verbringen. Neben Rising Star ist auch der für EA typische Modus Ultimate Team vertreten, bei dem die Erschaffung eines Traumteams in Form von virtuellen Sammelkarten mit unterschiedlicher Seltenheit ansteht. Dynasty ist eine Art Managermodus, bei dem die Transfers, Ziele und Spielweise eines beliebigen Teams verwaltet werden. Abgerundet wird der Modi-Umfang durch Big Moments, bei dem wir in die Rolle einiger legendärer Spieler schlüpfen und ihre spektakulärsten Momente und Spiele nacherleben können. Die Modi ähneln denen der 2K-Serie, doch fehlen mir in NBA Live 15 hier und da einige Funktionen, sodass EAs Umsetzung im Vergleich etwas hinterher hinkt. Der gebotene Inhalt ist dennoch mehr als passabel und ein deutlicher Schritt nach vorne.
Auf den ersten Blick optisch hübsch, auf den zweiten mit Problemen
Besonders in der grafischen Abteilung hat EA beachtlich zugelegt. In Nahaufnahmen überzeugen die virtuellen Sportler mit feinen Details und tollem Trikot- und Shortsverhalten, der Schweiß perlt den schwitzenden Spielern den Körper herab. Hingegen machen die Zuschauerreihen den Eindruck von Einheitsbrei und auch im Hinblick auf die Animationen hat EA noch einiges an Arbeit vor sich. Die Bewegungen wirken nicht mehr so abgehakt wie noch im Vorgänger, doch sehen einige Sprungwürfe und Dribblings immer noch merkwürdig aus. Zudem ist das Spiel häufig von Clipping-Fehlern geplagt, sodass wir in der Defensive beim Blockversuch beispielsweise einfach durch den Körper des Gegenspielers hindurch schlagen. Das sieht nicht nur unrealistisch aus, sondern sorgt auch für frustrierende Momente, wenn ein vermeintlich gut getimeter Block durch die Technik-Fehler keine Wirkung erzielt. Alles in Allem sieht NBA Live 15 gut aus, lässt sich aber von gelegentlich aufblitzenden, hässlichen Geschehnissen herunterziehen. Der Soundtrack kommt mit bekannten lizenzierten Songs daher, 26 an der Zahl. Diese fügen sich gut in die Präsentation des Spiels ein. Die Soundeffekte auf dem Platz geben ebenso wie die Kommentatoren Mike Breen und Jeff Van Gundy eine gute Figur ab.
Fazit
Eine hübschere Grafik ist leider nicht alles: NBA Live leidet auch in der neusten Ausgabe noch an erheblichen Problemen im Gameplay. Sowohl in der Offensive als auch in der Defensive macht es mir das Spiel zu schwer, wirklich Spaß zu haben. Einige nette Aspekte auf dem Feld, eine deutlich aufgebesserte Präsentation und der passable Modi-Umfang können das misslungene Geschehen am virtuellen Ball nicht retten. NBA Live 15 macht einige Schritte nach vorn, doch reichen die Verbesserungen noch lange nicht aus, um die führende Konkurrenz in Bedrängnis zu bringen.
Anzahl an Spielmodi und Abwechslung durchaus passabel
Grafisch solide Im Multiplayer macht der Titel Spaß |
Offensive und Defensive mit deutlichen Defiziten
Seltsame Animationen und Clipping-Fehler Spielmodi wirken etwas umfangsarm |
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