Releasetermin: 09.12.2017
(Early Access)
Medientyp: Download (HTC Vive, Oculus Rift, Windows Mixed Reality)
Genre: Online-Shooter, Battle Royale
Entwickler: raptor lab
Herausgeber: raptor lab
Das Battle Royale-Genre hat die Videospielwelt im Sturm erobert. Nach großen Erfolgen durch PlayerUnknown’s Battlegrounds und Fortnite wundert es kaum einen, dass das Genre mittlerweile auch im VR-Segment zu finden ist. Hier versuchen allen voran Indie-Entwickler, das Überlebens-Spektakel in der virtuellen Realität noch spannender zu gestalten. Ich hatte nun die Möglichkeit, mit Stand Out: VR Battle Royale solch eine VR-Umsetzung auf der HTC Vive auszuprobieren. Was ich vom Titel halte, der zurzeit noch im Early Access-Status steckt, erfahrt ihr in folgendem Bericht.
Das Geschehen fällt aus wie bekannt: Spieler werden per Flieger zu einer verlassenen Insel gebracht. Man springt ab, segelt per Fallschirm zu Grund und beginnt, seine Umgebung abzusuchen um so schnell wie möglich an Bewaffnung zu gelangen. Während Spieler aufeinander Jagd machen und weitere Waffen finden, verkleinert ein Kreis stetig die Spielumgebung, damit der Überlebenskampf schnell voranschreitet und spannende Kämpfe stattfinden. Die Karte ist nicht ganz so groß wie bei den großen Vorbildern. Zudem kann man lediglich Waffen und Munition, nicht aber Rüstung finden. Das sorgt dafür, dass sich das Geschehen etwas zugänglicher anfühlt und Runden außerdem recht schnell zu Ende sind. Ich würde mich freuen, wenn mit der Zeit noch Rüstungsteile zum Early Access-Titel hinzustoßen würden, finde jedoch auch den eher an Casualspieler ausgerichteten Spielablauf unterhaltsam.
Spieler verbringen eine Menge Zeit damit, sich auf der Spielkarte fortzubewegen, was in der virtuellen Realität zum heiklen Thema wird. Daher war ich erfreut, dass Stand Out: VR Battle Royale mehrere Fortbewegungsmechaniken besitzt. Für VR-Titel üblich, ist eine Fortbewegung per Teleportation möglich, was für VR-Neulinge die angenehmste Option darstellen dürfte. Wer es abhaben kann, nutzt die Methode, durch die das Touchpad der Vive-Controller quasi zum Analogstick wird und eine flüssige Fortbewegung ermöglicht.
Auch nett ist das Kontrollschema, bei dem die Controller in einer Laufbewegung geschwungen werden und man auf der Stelle tritt, um den Spielcharakter im Areal laufen zu lassen. Während diese “Fitness”-Option die vermeintlich realistischste Variante ist, kommt man hier sehr schnell ins Schwitzen, weshalb ich größtenteils die Option mit der Touchpad-Fortbewegung genutzt habe. Wo wir schon beim Thema VR-Komfort sind: Es gibt weitere Optionen, die VR-Ungeübten das Geschehen angenehmer gestalten sollen. Man kann beispielsweise das Sichtfeld bei raschen Kopfbewegungen durch schwarze Balken reduzieren, was einmal mehr Übelkeit und Unwohlsein verhindern soll. In dieser Hinsicht haben die Entwickler bereits eine tolle Umsetzung erreicht.
Was mir ebenfalls gut gefällt, ist der Umgang mit den Waffen. Es gibt eine Reihe von Schusswaffen, die zumeist einhändig oder, um die Präzision zu erhöhen, zweihändig bedient werden können. Waffen werden per natürlicher Handbewegung aufgehoben und können auf Gürtelhöhe in einer imaginären Tasche verstaut werden. Blickt man also nach unten, stehen sämtliche Waffen, Munition und Granaten zur Verfügung, die man gefunden und verstaut hat. Mit ein wenig Übung greift man sicher zu und kann so auch in hitzigen Momenten das Inventar nutzen.
Das Nachladen der Waffen funktioniert intuitiv, ist allerdings nicht so komplex wie in manch anderen VR-Erlebnissen (wie z. B. Hot Dogs, Horseshoes & Hand Grenades). Das ist wohl aber auch besser so, damit das Nachladen in spannenden Duellen nicht in Chaos endet. Es ist so schon adrenalingeladen genug, wenn in einem Gefecht die Munition leer geht und man mit gezielten Griffen schnell ein neues Magazin in die Waffe steckt und sie entsichert. Ich sage es gerne immer wieder: In VR hat man sogar bei solch simplen Aktionen wie Nachladen seinen Spaß, was man sonst durch einen unspektakulären Knopf- bzw. Tastendruck ausführt.
Kompliziert wird es erst, wenn man auch noch laufen möchte, während man mit einer Waffe hantiert. Es ist gar möglich, Motorräder zu nutzen und währenddessen mit der Waffe in einer Hand auf Gegner zu schießen. Dies erfordert allerdings eine gute Koordination und bedarf einiger Übung, ist bei Erfolg aber umso befriedigender. Jeder Kill ist ein Erfolgserlebnis und macht Stand Out zum großen Spaß. Im Kampf gegen bis zu 29 Online-Spieler (die durch Bots ergänzt werden, sollte man nicht genügend Mitstreiter finden) habe ich jedenfalls jeden noch so kleinen Erfolg gefeiert. Zur Belohnung warten nach dem Ende des Matches Punkte, die in Loot Boxen investiert werden können. Diese enthalten wiederum neue Kleidungsstücke, mit denen sich die Spieler personalisieren. Da man die Boxen nicht mit Echtgeld erlangen kann, finde ich das Konzept gut – solange es dabei bleibt und keine Microtransactions folgen.
Der Titel ist im aktuellen Status keinesfalls frei von Fehlern. Das Spiel fühlt sich durch und durch wie ein Early Access-Titel an. Die Umgebungen sind recht kahl und langweilig inszeniert. Die Texturen sind größtenteils sehr hässlich und verpixelt. Animationen anderer Spieler sind ebenfalls nicht sonderlich ansehnlich in Szene gesetzt. Zudem kann es sein, dass heruntergefallene Waffen gar durch den Boden fallen und somit verschwinden. Durch nur eine Map fehlt trotz der schnelllebigen Runden dann doch irgendwann die Abwechslung. Es fehlt eine Option um Squads zu bilden und Freunde einzuladen. Derzeit muss man Glück haben und seine Freunde in einem offenen Spiel antreffen, um miteinander zu spielen. Man merkt dem Titel beim Spielen stets an, dass es sich um eine Erfahrung handelt, die sich noch in Entwicklung befindet. Daher bleibt für mich die Hoffnung, dass raptor lab das Spiel per Patches auf Hochglanz bringen und diverse vermisste Funktionen nachreichen wird.
Vorläufiges Fazit
Stand Out: VR Battle Royale war für mich ein positiver erster VR-Ausflug in das Genre. Das Konzept des Überlebenskampfes ist in VR noch spannender als in zweidimensionalen Erlebnissen am Bildschirm. Der Titel hat tolle Fortbewegungsmöglichkeiten, was für ein VR-Spiel essentiell ist. Auch der Umgang mit dem Waffen fällt spaßig aus und macht die Online-Gefechte zur unterhaltsamen Angelegenheit. Stand Out setzt bereits viele Aspekte gelungen um, doch es fehlt dem Titel derzeit an Feinschliff. Noch vermisse ich einige wichtigen Funktionen. Sollten es die Entwickler jedoch schaffen, das Battle Royale Spiel qualitativ aufzuwerten und clever zu erweitern, könnte es zu den besten Shootern der virtuellen Realität gehören – das Potential ist jedenfalls da. Wer sich am Gefühl eines unfertigen Erlebnisses nicht stört, kann auch schon im jetzigen Early Access-Zustand seinen Spaß mit Stand Out: VR Battle Royale haben.
Das Spiel ist auf Steam erhältlich und lässt sich mit HTC Vive (Pro), Oculus Rift und Windows Mixed Reality-Headsets spielen.