Releasedatum: 14.02.2025
Medientyp: Blu-ray, Spielkarte, Download
Genre: Action-Adventure, JRPG
Entwickler: Nihon Falcom
Herausgeber: NIS America
Die The Legend of Heroes-Reihe von Entwickler Nihon Falcom geht in die nächste Runde. Die “Trails”-Serie umfasste bisher 13 Spiele. Nun erhält der Westen mit The Legend of Heroes: Trails Through Daybreak II den 14. Ableger der beliebten JRPG-Spiele. Wie mir der neueste Teil gefallen hat, erfahrt ihr in meinem Review.
Nicht für Trails-Neulinge geeignet
Trails Through Daybreak II ist eine direkte Fortsetzung des Calvard-Handlungsbogens und somit nicht unbedingt für Neueinsteiger geeignet. Zwar bietet das Spiel nicht nur eine vollständige Zusammenfassung der Handlung des vorherigen Spiels in Textform, sondern auch einen Recap-Film, der die Geschichte des Vorgängers erklärt. Zudem gibt es eine Datenbank im Hauptmenü mit Informationen über wichtige Charaktere und frühere Teile der gesamten Serie. Dennoch würde ich den Titel nicht an Neulinge empfehlen, da es eben Teil einer langen Serie mit zahlreichen Fortsetzungen und daher trotz Zusammenfassungen schwer zugänglich ist. Wer ernsthaftes Interesse an der Trails-Reihe hat, sollte mit dem ersten Spiel The Legend of Heroes: Trails in the Sky starten, dass im Herbst 2025 gar ein Remake erhalten soll. Auch das erste Trails Through Daybreak-Spiel ist mit dem Auftakt der Calvard-Geschichte ein deutlich besserer Startpunkt.
Mordaufklärung mit alten Bekannten
Das Spiel fackelt nicht lange damit, seine Spieler unmittelbar in die Handlung zu werfen. Protagonist Van Arkride ist ein Spriggan, was sich grob als freiberuflicher Abenteurer erklären lässt. Daybreak II knüpft direkt an die Geschehnisse des ersten Teils an, in dem Van Arkride fast von einem dämonischen Teil seiner Seele verschlungen und zu einem mächtigen Wesen namens Grendel verwandelt wurde. Nun scheint jemand Neues in Grendel-Form umherzuziehen und Menschen zu ermorden. Elaine Auclair, eine Freundin aus Kindertagen, konfrontiert Van Arkride mit der Tatsache, dass er aufgrund seiner Vergangenheit mit der Grendel-Form Hauptverdächtiger in der Mordserie ist. So macht sich Van Arkride auf den Weg, um seinen Namen reinzuwaschen und denjenigen aufzuhalten, der all die Morde begeht. Auf seinem Weg trifft er alte Freunde und Charaktere aus früheren Trails-Spielen, was einmal mehr unterstreicht, dass Spieler mit Kenntnis über möglichst viele Spiele der Reihe sich besser zurechtfinden werden.
Zeitreise-Gimmick, das schnell an Wirkung verliert
In Trails Through Daybreak II wird die Handlung teilweise durch Routen erzählt, die gleichzeitig ablaufen. Es gibt ein neues erzählerisches Gimmick, das den dunkleren Ton verstärken soll, den dieser Teil ausstrahlt. Dieses neue Konzept, das bereits im Prolog enthüllt wird, ähnelt einer Zeitreise. Aus Gründen, die die Gruppe zunächst nicht versteht, werden sie, wenn sie sterben oder eine andere Tragödie in der Nähe passiert, an einen vorherigen Punkt in der Zeit über ein Flussdiagramm zurückversetzt. Leider verliert das Zeitreise-Konzept im Laufe der Zeit die anfängliche Spannung, die es in den ersten Akten hatte. Es wird schlicht keine Gefahr von vermeintlich brenzligen Situationen ausgestrahlt, da man sich als Spieler daran gewöhnt, dass bei jedem schlechten Story-Ausgang die Zeit zurückgedreht wird. Dadurch will über weite Teile der Erzählung nicht so recht Spannung aufkommen.
The Legend of Heroes: Trails Through Daybreak II entfaltet ein verzweigtes Netz aus Geheimnissen und Intrigen, das Spieler nach und nach zu entwirren versuchen. Es gibt einige interessante Wendungen in der Geschichte und einen spannenden Hauptantagonisten. Charmante Charaktere mit interessanten und oft erstaunlich reifen Hintergrundgeschichten sorgen dafür, dass die Interaktionen zumeist fesselnd bleiben. Dennoch konnte mich die übergreifende Handlung nur bedingt überzeugen. Der starke Fokus auf das Zeitreise-Gimmick führte dazu, dass die Geschichte im Laufe der späteren Kapitel etwas vor sich hin plätschert. Für das Finale nimmt die Story hingegen wieder richtig Fahrt auf und macht Lust auf den nächsten Teil The Legend of Heroes: Kai no Kiseki, der vergangenen Herbst in Japan erschienen ist und bisher noch keinen Releasetermin für den Westen erhalten hat.
Bekannte Gameplay-Mechaniken mit noch mehr Feinschliff
Als direkter Nachfolger von Daybreak bleibt das Gameplay nahezu identisch, wenn auch mit einigen cleveren Ergänzungen. Zunächst einmal feiert das „Field Battle System“ eine willkommene Rückkehr. Das System verbindet Echtzeit- und rundenbasierte Kämpfe nahtlos miteinander, sodass Spieler schwächere Feinde schnell in Echtzeit erledigen und in das taktisch angehauchte Trails-Gameplay für stärkere Gegner eintauchen können. Es gibt jedoch einige gelungene Änderungen, wie die Möglichkeit, mit den “Arts” direkt auf dem Echtzeit-Feld magische Fähigkeiten auszuführen. Ebenso ist mit dem „Cross Charge“ ein mächtiger Gegenangriff nach einem erfolgreichen Ausweichmanöver möglich. Dadurch gestalten sich die Kämpfe flott. Leichte Gegnerscharen können einfacher denn je besiegt werden, sodass sich der Fokus auf gefährliche Feinde setzen lässt. Es entsteht ein toller Spielfluss, der mir den wohl bisher größten Spaß am Kämpfen aus allen Trails-Spielen beschert hat. Durch Unterstützung eines „High-Speed-Modus“ und der Möglichkeit zum Rennen lassen sich Level in Windeseile durchqueren und Kämpfe recht schnell abschließen.
Während manche Titel der Reihe selbst im Nightmare-Modus keine allzu große Herausforderungen boten, wurde in Daybreak II für einen ausgeglichenen, motivierenden Schwierigkeitsgrad gesorgt. Mit seinem ikonischen Quartz-Ausrüstungssystem und vielen Personalisierungsmöglichkeiten gibt Daybreak II seinen Spielern mächtige Werkzeuge an die Hand, um auch gegen die schwierigsten Gegner Land zu sehen.
Viele Tätigkeiten sorgen für einen großen Umfang
Außerhalb der Kämpfe gilt es, Calvard und alles, was es zu bieten hat, zu erkunden. Daybreak II spielt hauptsächlich in der Hauptstadt Edith, was nach der Möglichkeit, die gesamte Region im vorherigen Spiel zu erkunden, zunächst etwas enttäuschend wirkt. Dennoch gibt es immer noch eine Menge zu tun, mit optionalen Quests (bekannt als 4SPGs), amüsanten Minispielen wie Angeln und einem süchtig machenden Kartenspiel.
Weiterhin gibt es eine virtuelle Welt namens Märchen Garten, die als quasi endloser Dungeon aufgebaut ist. Im Märchen Garten können wir mit allen Charakteren spielen – auch wenn sie momentan nicht in unserer Party sind. Der Märchen Garten ist optional, doch es lohnt sich, regelmäßig den optionalen Dungeon aufzusuchen. Es warten Erfahrungspunkte, einzigartige Belohnungen, Items und Quartz auf euch. Das Layout vom Märchen Garten-Dungeon ist für mich jedoch ein Schwachpunkt. Die Etagen sind sehr kompakt und strukturell ähnlich, ohne markante Variationen zwischen den Etagen. Daher kann es mühsam werden, mehrere Etagen in einer Sitzung zu erkunden. Es empfiehlt sich, dem Märchen Garten regelmäßig einen Besuch abzustatten und immer nur wenige Etagen auf einmal zu bewältigen, damit das repetitive Spielgefühl nicht einsetzt.
Wie von der Trails-Reihe gewohnt, ist auch Daybreak II vollgespickt mit Inhalt. Wer sich auf die Story konzentriert und nur wenige Nebentätigkeiten absolviert, blickt einer stolzen Spielzeit von 50 Stunden entgegen. Mit den zusätzlichen Quests, dem Märchen Garten, Minispielen sowie “Connections”, Events zur Stärkung der Verbundenheit mit den Nebencharakteren, lässt sich diese Spielzeit auf über 80 Stunden erweitern.
Daybreak II bietet einen gelungenen Soundtrack, bei dem mir die meisten Lieder zwar nicht im Ohr geblieben sind, diese aber stets gut zum Geschehen passen. Dazu gesellt sich eine tolle englische Lokalisierung, die mit stimmig gewählten Sprechern und tollen Sprecherleistungen überzeugen kann. Das japanische Original ist ebenso enthalten, die Sprachausgabe lässt sich über das Menü wechseln.
Solide Grafik mit gutem PC-Port
Grafisch bietet Daybreak II eine solide Erfahrung. Wie für die Serie üblich, gibt es leider selten grafisch beeindruckende Momente. Die Effekte in den Kämpfen sehen gelungen aus, doch die meisten Umgebungen lassen Details in Texturen vermissen. Die Figuren sind hingegen schön gestaltet und überzeugen sowohl als 2D-Anime-Grafik in den Menüs als auch in 3D auf dem Schlachtfeld. Ich habe auf einem leistungsstarken PC gespielt, auf dem die Performance je nach Einstellungen durchaus ins Schwitzen kam. Der Titel bietet umfangreiche Einstellungen mit Erklärung der Auswirkung auf die GPU. Bei Nutzung von achtfachem Multisampling-Anti-Aliasing und hoher Schattenauflösung kann Daybreak II in 4K meine RTX 4090 unter die magische 60 FPS-Grenze bringen. Doch auch bei reduzierten Einstellungen sieht das Spiel gut aus. Mir fehlt die Unterstützung der Hochskalierungs- und Frame-Generierungs-Technologien von Nvidia, AMD und Intel. Dafür ist der Titel nativ für Ultrawide-Auflösungen ausgestattet und sieht in 32:9 sehr gut aus.
Noch lieber habe ich jedoch auf dem Steam Deck OLED gespielt. Die nicht ganz so detaillierte Grafik fällt auf dem kleinen Bildschirm bei 800p-Auflösung weniger auf als auf einem großen TV. Daybreak II wird mit einem eigenen Grafik-Preset für das Steam Deck ausgeliefert, das erfahrungsgemäß eine tolle Performance bietet und in den meisten Fällen eine Framerate von 60 FPS halten kann. Die Grafik-Anpassungsmöglichkeiten sind vielfältig, sodass der Titel auf einer weiten Riege an System laufen dürfte.
Die nachfolgenden Screenshots stammen vom Steam Deck: