Releasetermin: 13.11.2014
Medientyp: Blu-ray Disc, Download
Genre: Action-Adventure
Entwickler: TT Games
Herausgeber: Warner Bros. Interactive Entertainment
Die Entwickler von TT Games arbeiten nun bereits seit neun Jahren an LEGO-Videospielumsetzungen. In dieser Zeit sind etliche Ableger entstanden, Serien haben sich geformt. Batman wurden bereits zwei Titel gewidmet und nun kommt ein dritter Teil dazu: LEGO Batman 3: Jenseits von Gotham. Wie fügt sich das Spiel qualitativ gesehen in die Serie ein? Wir sind in die Rolle von Batman und vielen anderen DC-Ikonen geschlüpft und berichten von unserer Zeit als Superheld und -schurke.
Liebling, ich habe die Planeten geschrumpft
Der Auftakt der Story lässt auf eine übliche übliche Gut gegen Böse-Handlung schließen: In der Auftaktsequenz bekämpfen sich mehrere Lanterns im Weltraum gegenseitig, während Batman und Robin auf der Erde Jagd nach Killer Croc machen. Die Story nimmt Fahrt auf, als Oberschurke Braniac auftaucht, sich die Kontrolle über die Lanterns und deren Ringe schnappt und die Planeten des Universums auf Miniaturgröße schrumpft. Batman muss sich fortan sogar mit seinen Erzschurken verbünden, um gegen den mächtigen Braniac eine Chance zu haben. Die Story ist solide und dürfte für Comic-Fans Standardkost sein. Hier wird nichts außergewöhnliches geboten, doch sind die Ereignisse interessant genug gestaltet, um uns über das gesamte Spiel zu unterhalten.
Ohne offene Welt, trotzdem mit viel Freiheit
LEGO Batman 3 lässt das Konzept einer offenen Welt fallen, das zuletzt in LEGO Hobbit toll umgesetzt war. Stattdessen knüpft der Titel an das Prinzip an, das die Serie seit Beginn präsentiert hat: Wir brechen zu individuellen, zunächst relativ geradlinigen Missionen auf. Dadurch gestaltet sich der Start des Spiels etwas zäh. Hauptsächlich werden wir in schmuddelige, enge Schauplätze verfrachtet. Es dauert ziemlich lange, bis weitere Charaktere freigeschaltet werden und auch die Einführung der Kostüme für Figuren, die dadurch mit neuen Fähigkeiten wie z.B. Magnetismus oder Röntgen-Blick ausgestattet werden, zieht sich unangenehm in die Länge. Es dauert einige Stunden, bis sich dieses Bild ändert. Die Levels, insbesondere die Lantern-Planeten, werden schlagartig sowohl optisch ansprechender als auch stärker durchdacht im Design. Die Kostüme werden deutlich sinnvoller eingesetzt und auch der wachsende Figuren-Umfang trägt dazu bei, dass man immer mehr Spaß hat, je weiter man fortschreitet.
Schlüpf in meinen Röntgen-Anzug
Es ist erstaunlich, wie viel ein gutes Level-Design ausmachen kann. Denn bereits in der öden Intro-Mission werden grundsätzlich alle Gameplay-Mechaniken vorgestellt, die wir im gesamten Spiel nutzen können – und sich kaum von denen der vergangenen LEGO-Titeln unterscheiden. Wir können springen, angreifen und spezielle Interaktionen ausführen. Außerdem ist der Charakterwechsel per simplem Knopfdruck möglich. So gilt es, von Plattform zu Plattform zu springen, sich an Kanten per Grappling-Hook hochzuziehen und regelmäßig diverse Schalter umzulegen. Gelegentlich errichten wir Konstrukte aus Lego-Steinen, weshalb wir meistens erst nahegelegene Lego-Haufen zerstören müssen, um genügend Material für unsere Konstrukte zu haben. Neben seichten Platforming-Einlagen und den Lego-Bauten spielen simple Rätsel eine große Rolle im Titel. Fast jedes Areal erfordert die Betätigung einer oder mehrerer Schalter, um voranschreiten zu können. Dafür müssen wir oftmals unsere Lego-Konstrukte einsetzen, um zu den Schaltern zu gelangen. Die Kostüme erweitern die Rätsel um eine Komponente. Jede Figur hat ein Set aus unterschiedlichen Kostümen, die allesamt verschiedene Fähigkeiten mit sich bringen. Im Eröffnungslevel müssen wir beispielsweise eine Art Schutzanzug für Robin verwenden, um unbeschadet eine tödliche Schleimpfütze überqueren zu können. Hier bietet sich uns das klassische Lego-Geschehen, das wir nun schon seit Jahren kennen. Die Kostüme sind zwar eine nette Neuerung, stellen das Vorgehen aber keineswegs auf den Kopf. Das Gameplay macht Spaß, aber ich bekomme beim bereits vierten Lego-Spiel im ersten Jahr der PS4 allmählich geringe Müdigkeitserscheinungen. Es ist nun einmal „more of the same“, was grundlegend kein Nachteil ist, da die Mechaniken toll implementiert sind. Durch den hohen Output von TT Games schadet die kaum vorhandene Abwechslung von Titel zu Titel jedoch merklich.
Hinter Lego-Steinen versteckt
Wer von der fehlenden offenen Welt enttäuscht ist, muss sich keinesfalls Sorgen um dem Umfang machen – es gibt gewaltig viel zu tun. Im Verlauf des Spiels wird die Erkundung von Planeten möglich, auf Oa lassen sich beispielsweise sogar mit einem Vehikel alle Stellen abfahren. Nach einigen Stunden bietet LEGO Batman 3 also dennoch Level mit viel Freiraum, trotz der linearen Konzeption der Missionen. Es gibt viele Charaktere freizuschalten, dutzende Lego Münzen einzusammeln und diverse Geheimnisse zu entdecken. Auch nach Beendigung der Story gibt es noch jede Menge zu tun und zu entdecken. Allein die verschiedenen Hubstationen wie die Bathöhle oder der Wachturm sind vollgespickt mit abermals vielen Sammelobjekten. Zu jedem Zeitpunkt kann ein weiterer Spieler auf der Couch einsteigen und an unserer Seite ins Abenteuer gegen Brainiac ziehen. Der Splitscreen-Modus war schon immer eine große Stärke der Serie. Hier haben Familien eine tolle Möglichkeit, das Spiel gemeinsam zu erleben.
Bleez? Kalibak? Zatanna?
Ebenfalls stets ein Pluspunkt ist der umfangreiche Charakterumfang der Spiele. Auch hier kann das Aufgebot überzeugen: 150 Charaktere warten darauf, freigeschaltet und gespielt zu werden. Es sind diverse Mitglieder der Liga der Gerechten vertreten, wie zum Beispiel Green Lantern, Super Man, Wonder Woman und Flash. Ebenso sind viele Schurken aus dem DC-Universum steuerbar, selbst Nebenfiguren wie Batmans Butler Alfred sind spielbar. Auch wenn sich gewisse Figuren ähneln, zeichnen sie sich grundsätzlich durch unterschiedliche Fertigkeiten aus und spielen sich dementsprechend auch abwechslungsreich. Per DLC können sogar noch weitere Charaktere hinzugefügt werden. Obwohl der Umfang gigantisch ist, können die Figuren im Vergleich zu LEGO Marvel Super Heroes bei der Casual-Zielgruppe nur bedingt punkten. Während Marvel derzeit ein absolutes Hoch im Kino erlebt und die Figuren in Marvel Super Heroes dementsprechend bekannt waren, kennen hier nur absolute DC-Fans den gesamten Cast. Diverse Charaktere sind natürlich bekannt und besonders Spieler der Batman Arkham Reihe werden den einen oder anderen Kollegen und Gegenspieler vom Protagonisten wiedererkennen. Doch der Großteil der Lego-Persönlichkeiten wird der breiten Masse nicht geläufig sein. Das muss allerdings nicht einmal ein Nachteil sein: Das Spiel wird für viele zum großen DC-Entdeckungsabenteuer und könnte für den einen oder anderen das Interesse am Comic-Universum entfachen.
Schluss mit lustig?
Da die Lego Spiele nicht nur für Kinder entworfen werden, sondern zugleich auch eine ältere Audienz im Blick haben, ist die Umsetzung des Humors stets knifflig. Die Serie ist bekannt für die humorvolle Art, doch gelingt die Balance zwischen kitschigen Slapstickeinlagen und cleveren Wortspiele nicht immer. Während mich diverse, teils erstaunlich tiefgehende Anspielungen gelegentlich wirklich zum Lachen bringen konnten, zündeten insgesamt recht wenige Gags und Situationen bei mir – und das, obwohl ich die letzten Lego Teile allesamt zum schießen fand. Ich hatte stellenweise das Gefühl, dass die Entwickler dem Spiel den Humor regelrecht aufzwingen mussten. Da Humor eine überaus objektive Sache ist, lasse ich meine Enttäuschung in dieser Hinsicht jedoch nicht in die Wertung einfließen.
Virtuelles Plastik kann so schön aussehen
Jenseits von Gotham macht ebenso wie seine PS4-Lego-Vorgänger einen optisch guten Eindruck. Manche Umgebungen sehen wirklich hübsch aus und so können besonders die Planeten aus dem späteren Verlauf mit tollen Aussichten punkten. Leider verfügt das Spiel über die feste Kameraperspektive, die in fast allen Lego Ablegern zum Einsatz kommt. Daher können wir die optisch ansprechenden Stellen leider nicht genauer inspizieren. Auch die Effekte machen stets einen bezaubernden Eindruck. Es ist immer wieder aufs Neue toll, die virtuellen Lego-Steine auseinander fliegen zu sehen. Ebenso sorgen die vielen Bosskämpfe für regelrechten Augenschmaus. Uns wird hier keine bahnbrechende Optik geboten, doch es ist einfach zu bemerken, dass der Titel auf der PS4 eine bessere Figur als die PS3-Fassung abgibt. Akustisch gibt es ebenso wenig zu meckern. Wenngleich die englischen Sprecher noch eine Schippe besser sind, machen die deutschen Synchronsprecher einen guten Job, den Figuren Leben einzuhauchen und die mal mehr, mal weniger überzeugenden Witze gut herüber zu bringen. Gemeinsam mit der klassischen DC-Musik präsentiert sich der Sound-Aspekt fehlerfrei, wenn auch nicht spektakulär.
Fazit
LEGO Batman 3 ist einer der besseren Titel der Serie – und dennoch sehe ich die restlichen 3 Lego-Titel auf der PS4 vorne, was für die generelle Qualität der letzten Ableger spricht. Die soliden Spielmechaniken wurden schlau ergänzt durch Kostüme, die neue Fähigkeiten zum Resultat haben. Obwohl hier keine klassische freie Welt vorliegt, bietet das Spiel gelegentlich beachtliche Freiheiten. Stärken der Serie sind auch hier gegeben: Jede Menge zu erledigen und zu entdecken, ein zugänglicher Splitscreen-Modus und ein beachtlicher Figurenumfang. Der Humor, der die Serie sonst auszeichnet, hat mich dieses Mal ein wenig enttäuscht, fühlte sich oftmals aufgezwungen an – ist natürlich aber eine objektive Empfindung. Einen zähen Start gilt es zu bezwingen, bis sich im Grunde genommen das selbe tolle Lego-Spiel entfaltet, das wir nun schon wirklich oft gesehen haben. More of the same – wer sich nicht daran stört, wird viel Spaß mit Jenseits von Gotham haben.
Toller Umfang, jede Menge zu tun und zu entdecken
Riesiges Figurenaufgebot Splitscreen-Modus macht das Spiel absolut Familientauglich Kaum etwas auszusetzen an Grafik und Sound Grundsätzlich solide Gameplay-Mechaniken… |
Unglaublich zäher Beginn
… die wir aber schon in und auswendig kennen – Müdigkeitserscheinungen möglich! |
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