Releasetermin: 29.11.2013
Medientyp: Blu-ray Disc, Download
Genre: Shooter
Entwickler: Guerrilla Games
Herausgeber: Sony Computer Entertainment
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ISA vs. Helghast
Killzone: Shadow Fall findet kurz nach den Ereignissen des letzten PS3-Spiels der Serie, Killzone 3, statt und greift die Situation auf, dass die ISA-Agenten und die Helghast-Fraktion gezwungenermaßen zusammen auf dem Planeten Vekta leben müssen. Ein Leben in Frieden ist nicht in Aussicht, vielmehr noch ist der Krieg nach vielen Schlachten in Shadow Fall dem Ende geweiht – doch welche Seite schlägt sich letztendlich durch? Die Story blitzt in ihren Höhepunkten mit Emotionalität und Bombast auf, doch leider überwiegen die schwachen und unüberzeugenden Momente. Nicht zuletzt die schrecklichen Dialoge ziehen den Eindruck ins Negative. Ganz im Gegensatz dazu stehen die vielen Audiologs, die in der Spielwelt lungern. Was da aus dem Lautsprecher des Controllers kommt, hat deutlich mehr Herz und Seele vorzuweisen – sowohl vom Inhalt her als auch vom Gesprochenen. Auch positiv anzusehen ist die Tatsache, dass dieses Mal beide konkurrierenden Fraktionen zu begleiten sind. Dadurch kann man sich besser mit den Motiven und den Ideologien beschäftigen, von der sich die beiden Seiten leiten lassen.
Hübsch, hübscher, Shadow Fall – die Optik
Auch wenn die Handlung nur selten wirklich zündet, bietet die Grundlage dem Spiel ein tolles Setting, um zu zeigen, was unter der Haube der PS4 steckt. Der Titel schickt euch nicht von einem Korridor zum nächsten, sondern überzeugt mit vielen größeren Arealen. Es gibt wahnsinnig hübsch gestaltete Landschaften zu genießen. Die Weitsicht ist atemberaubend, sodass wir in unserem Test oftmals gestorben sind, als wir wie in Trance die Gegend bestaunt haben. Fast schon schade mag man meinen, dass wir einen Shooter spielen und keine Fotosafari auf einem fremden Planeten. Die Texturenarbeit von Guerrilla ist ebenfalls zu loben. Nicht zuletzt die Waffen und die eigenen Arme lassen Fotorealismus erahnen – so zum Beispiel wenn man eine Leiter hochklettert und die eigenen Arme in Rüstung versteckt sieht. Die Beleuchtung ist ausgezeichnet ausgearbeitet und spielt sowohl in offenen als auch geschlossenen Bereichen mit ihren Muskeln. Denn auch wenn die schlauchartigen engen Gebiete immer noch vorhanden sind, gibt es vor allem in der zweiten Hälfte der Kampagne Umgebungen, die euch weitaus mehr Spielraum und Freiheit im Vorgehen geben. Diese Level erinnern besonders an die Crysis-Serie und prägen sich dadurch aus, dass die Ziele auf verschiedene Weisen angegangen werden können. Stealth-lastig, ohne große Gefechte anzuzetteln, oder wie Sylvester Stallone in seinen Rambo-Filmen ohne Rücksicht auf Verluste, voll drauf – das bleibt euch überlassen. Darin liegt eine spielerische Stärke, es verbirgt sich genauso aber auch eine lästige Schwäche in dieser Offenheit. Die Aufgaben sind nicht selten unzureichend erklärt und dadurch erst auf den fünften oder sechsten Blick klar. Wo es lang geht, besser gesagt wie man dort hinkommt, bleibt zu häufig ein Ratespiel. Der Zielort lässt sich zwar einblenden, aber wir hätten uns an vielen Stellen gewünscht, ein wenig mehr an die Hand genommen zu werden.
Spaß mit virtuellen Waffen – das Gameplay
Das Waffenspiel reiht sich in die Kategorie gewöhnungsbedürftig ein. Shadow Fall rutscht da zwar weniger rein als noch die Vorgänger, dennoch ist die leichte Trägheit des eigenen Charakters spürbar. Relativ schnell freundet man sich aber mit dem von Guerrilla erschaffenen Eindruck des schweren Gewichts an. Sowohl die Ausrüstung als auch die Waffe bringen einiges auf die Waage und während viele Shooter den Soldat zum Fliegengewicht verdonnern, findet Guerrilla die richtige Abstimmung, um zum Realismus beizutragen, ohne das Gameplay zu verschlechtern. Erst einmal eingespielt steht dem Spaß an den verschiedenen Waffen nichts mehr im Wege, denn die Waffengefechte können auf voller Linie überzeugen. Besonders die Auswirkung der Schrotflinten zaubern Freunden von virtuellen Waffen ein Lächeln ins Gesicht – die Gegner werden regelrecht aus den Socken gehauen. Am Waffenspiel kann kaum etwas ausgesetzt werden, doch leider spielt die KI nicht immer so mit, wie man will. Die Schwierigkeit ist als durchaus knackig einzustufen – bereits auf der Stufe „Normal“ reichen sehr wenige Sekunden direkten Beschusses zum Tod – doch gelegentliche KI-Aussetzer trüben den Spaß. Gegner, die trotz Beschuss ihres Umfeldes erst anspringen, wenn man direkt vor ihnen steht, sehen wir wahrlich nicht als Zukunft der künstlichen Intelligenz an. Zum Glück handelt es sich dabei um Aussetzer, nicht aber um die Regel. Das insgesamt als gelungen anzusehende Gameplay wird abgerundet durch die Implementierung der so genannten OWL-Drohne. Sie gehört zur Ausstattung des Shadow-Marshalls, in dessen Rolle wir stecken, und begleitet uns auf Schritt und Tritt. Per Touchpad wird durch Wischen in eine von vier Richtungen bestimmt, was die Drohne für einen Dienst verrichtet. Per einfachen Knopfdruck legt sie los. Eine Seilrutsche dient zur Fortbewegung, die Errichtung eines Schildes bietet kurzzeitigen Schutz, eine EMP-Explosion setzt Widersacher für einen Moment außer Gefecht und zuguterletzt ist sie auch als attackierende Schuss-Drohne einsetzbar. Diese Einbindung sorgt für einen taktischen Aspekt, durch den Gegnermassen besser in Schacht gehalten werden. Auch wenn die OWL-Drohne keine großartige Innovation im Spielgeschehen darstellt, schätze ich sie als wertvollen Wegbegleiter, die in manch frustrierender Lage aushelfen kann.
Teamplay das A und O? – Der Multiplayer
Da die Handlung uns nicht vollends überzeugen konnte, kommt uns der Multiplayer natürlich sehr entgegen, da hier das spaßige Gameplay im Fokus steht. Die Maps sind sehr schön gestaltet und bieten viele verschiedene Routen und Methoden, um den Feind anzugehen. Gut abgesprochenes Teamwork profitiert von den vielen Wegen, da die Flankierung in Gruppen sehr gut gelingt. In den Vorgängern nervten noch ungeschickt platzierte Spawn-Plätze, doch das gehört der Vergangenheit an. Spawn-Zonen sind nun optisch sichtbar und wer sich als Gegner in diese Zone herein traut, wird von einer unbemannten Über-Drohne niedergestreckt. Im Gegensatz zu Genreverwandten stehen in Shadow Fall alle Waffen und klassenspezifische Fähigkeiten zu Beginn bereit, was vor allem Einsteigern das Spielen erleichtern sollte. Die Waffen sind gut ausbalanciert, was daran liegt, dass Guerrilla die Statistiken der Waffenbenutzung genau observiert und bei Auffälligkeiten die Stärke der Waffen korrigieren kann – und das ohne Patch. Obwohl die Team-orientierten Modi durchaus überzeugen können, bietet das Spiel keine Möglichkeit zum Gruppen-Sprachchat. Das Party-Chatsystem der PS4 funktioniert natürlich trotzdem, doch das bedeutet, dass man jeden einzelnen Spieler auf der Freundesliste haben muss, um mit diesen zu sprechen. Keine elegante Lösung, die dem Teamplay leider ein Dorn im Auge ist.
Fazit
Auch wenn es an einigen Stellen wahrlich brilliert, kann uns Killzone: Shadow Fall nicht auf voller Linie überzeugen. Es macht einen hervorragenden Job, die Leistung der PS4 zu demonstrieren, doch die erzählerischen Schwächen und die viel zu seltenen Bombast-Momente schaden dem Gesamtbild. Die Gefechte sind im Kern vorzüglich und machen besonders in offenen Arealen großen Spaß. Ebenso punktet der Multiplayer in vielen Aspekten, auch wenn das sonst so betonte Teamplay durch den fehlenden Voicechat einbüßt. Es sind viele Grundvoraussetzungen gemeistert worden, die sich durch kleinere Probleme aufhalten lassen. Guerrilla hatte mit dem wohl größten Titel im PS4 Launch-Lineup eine Menge Druck zu bestehen und während man mit dem Shooter durchaus seinen Spaß haben kann, ist dem Entwickler nicht der ganz große Wurf gelungen.
Grandiose Optik, die die Power der PS4 demonstriert
Viele offene Areale mit großer Freiheit im Vorgehen Überzeugende Waffengefechte Multiplayer-Modus mit Fokus auf Teamplay |
Handlung mit mehr Tief- als Hochpunkten
Gelegentliche KI-Aussetzer Fehlender Ingame-Sprachchat ist Teamwork ein Dorn im Auge |
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